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Nick Perfect – Bruder per Post

Nick Perfect – Bruder per Post

Titel: Nick Perfect – Bruder per Post
Autoren: Evan Kuhlmann
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meinem Schoß saß und total kaputt aussah, und umarmte ihn liebevoll. Aber er spürte es wohl gar nicht. » Tut mir leid«, sagte ich zu meinem Bruder, für den Fall, dass ihm wegen dieser bescheuerte Fernsehsache die Sicherungen durchgebrannt waren. Er saß nur da, kaputt. Und ich hatte Nick doch nur ins Fernsehen bringen wollen, damit es die Spione nicht wagten, ihn zu fangen. So war das nicht geplant gewesen.
    Die Make-up-Frau, die gleichzeitig schockiert und mitleidig wirkte, gab mir Nicks weggerollten Augapfel. Ich ließ ihn in die leere Augenhöhle gleiten und drehte ihn ein bisschen fest, so gut es ging. Später würde mein Pa…
    Mein Pa? Meine Ma? Wo waren die bloß? Und mein Cousin und mein Onkel, waren sie in Sicherheit? Zu viele offene Fragen, ungeklärt wie die Rätsel des Universums.

47.

    Etwas später saßen Nick und ich im sechsundzwanzigsten Stock des Wake-up America Show- Gebäudes in einem Lobbybereich. Wir waren allein, allerdings thronte hinter einer Riesentheke ein Wachmann und behielt uns im Auge. Die Aussicht von hier war super. Mir gefiel es echt gut, wie da unten ganz New York vor mir ausgebreitet lag. Ich weiß, dass die meisten Leute New York für eine verrückte, gefährliche Stadt halten, aber manchmal, wenn ich irgendwo hoch oben bin und ein Riesenstück davon sehe– all die Gebäude und den Verkehr und die Brücken und den East River–, macht mich das ganz komisch glücklich. Ich kann es nicht erklären.
    Woanders bemühten sich inzwischen Mitarbeiter des Senders, meine Eltern zu finden, und riefen bei Polizeistationen und Krankenhäusern an. Ich hatte mir noch nie in meinem Leben solche Sorgen gemacht. Ich hatte gedacht, sie wären ganz in der Nähe, und jetzt warteten wir schon über eine Stunde.
    Und Nick…
    Ich hätte vielleicht sagen sollen, dass ich in der Lobby saß. Nick lag ausgestreckt über meinem Schoß, immer noch k. o. Ich fühlte mich total hilflos. Wär ich doch nur ein Computergenie wie mein Pa, dann hätte ich den Roboter vielleicht wieder in Gang gebracht. Aber ich war nur ich.
    Trotzdem versuchte ich ihn zu wecken und murmelte immer wieder: » Wach auf!« So weckt man Leute doch?
    » Wach auf, Nick«, sagte ich zum dreiundsiebzigsten Mal. » Dies ist eine Aufhebung des Befehls von vorhin.«
    Nichts.
    » Bitte, bitte, bitte wach auf«, versuchte ich es erneut.
    Nichts.
    » Wenn du aufwachst«, sagte ich, » sing ich eins dieser französischen Lieder mit dir.«
    Immer noch nichts… Halt– war das ein Zucken?
    » Nick, kannst du mich hören?« Ich beugte mich zu seinem Kopf hinunter. » Wenn du mich hörst, sag etwas oder mach irgendwas. Gib mir ein Zeichen!«
    » Ts-ts-ts-ts-ts«, kicherte Nick. Dann öffnete er die Augen, setzte sich auf und schloss mich fest in die Arme. Ich starrte ihn nur an, mir traten fast die Augen aus dem Kopf. Zumindest fühlte es sich so an.
    Mit Nick war alles okay. Alles okay!
    » Bonjour, mon frère«, sagte der Roboter und lehnte sich grinsend zurück. » Wie schön, dich wiederzusehen!«
    » Bist du echt okay?«, fragte ich verblüfft. Stellt euch einfach vor, euer geliebter Hamster wäre tot, und gerade als ihr ihn beerdigen wollt, springt er auf und dreht eine Runde im Hamsterrad. So ein ähnliches Gefühl war das.
    » Na, Ben, hat dir meine kleine Vorführung gefallen?«, fragte Nick.
    » Deine Vorführung?«, sagte ich. » Was meinst du mit Vorführung?«
    Nick lächelte nur.
    » Warte mal! Soll das heißen, dass das vorhin in der Show alles nur gespielt war? Alles nur Theater?«
    » Oui«, bestätigte Nick und nickte. » Da ich keine formale Ausbildung in den darstellenden Künsten besitze, kann ich nur hoffen, dass meine Leistung annehmbar war.«
    Das war eindeutig der alte Nick, der fette Angeber. Er war wieder da! » Warum hast du so getan, als seien dir die Sicherungen durchgebrannt?«
    » Ganz einfach«, meinte Nick. » Ich wollte den Spionen und dem Rest der Welt zeigen, dass ich Schrott bin, ein kaputter Roboter. Damit sie uns in Ruhe lassen. Und wir einfach als ganz normale Familie weiterleben können.«
    Super! Nick war einfach super! Dann wurde mir klar, was seine Worte wirklich bedeuteten. Nicks größtes Ziel war es, zu einer Familie zu gehören. Aber… wünschen sich genau das nicht auch die meisten von uns Mensche n ?
    Ich wollte Nick abklatschen, aber da sah ich seine besorgte Miene.
    » Maman und Papa?«, fragte er. » Gibt es irgendwelche Hinweise auf ihren Verbleib? Und was ist mit meinem guten Onkel und
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