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Nichts

Nichts

Titel: Nichts
Autoren: Ben Louis
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»…lassen Sie mich meinen Satz zu Ende bringen, dann werden Sie erfahren, dass es ab sofort keinen Fischfang mehr geben wird !«
       Erneut überschlagen sich die Fragen der Reporter. Diesmal noch hektischer, noch lauter. Harper wird zusehends nervöser. Ist das Ganze hier nicht sein Ding.
       Möwe , hochintelligent aber unfähig - unwillig zu kommunizieren.
       »Ruhe bitte, Ruhe !« , ruft der UN Pressesprecher, während er sich aus der kleinen Gruppe von Fachleuten, welche sich neben und hinter Harper aufgereiht haben, löst. Er legt seine linke Hand väterlich auf Harpers Oberarm und klopft mit seiner Rechten auf die gebündelten Mikrofone am Rednerpult. Sofort erschallt ein lautes, schrilles Pfeifen, das die Anwesenden vorübergehend zügelt.
       »Wir werden Ihre Fragen anschließend noch ausführlich beantworten«, beschwichtigt er kurz angebunden.
       »Bitte haben Sie noch einen Moment Geduld .«
       Dann nickt er Harper mit einem leisen » Bitte « zu und tritt wieder in die zweite Reihe zurück.
       Harper, nun noch fahriger als zuvor, ist bemüht seine Forschungsergebnisse detailliert zu erklären. Nein, das muss man ihm lassen, er gehört nicht zu denjenigen, die Dinge beschönigen. Er kommt schnell auf den Punkt!
       Die weltweiten Meeresströmungen hätten sich seit Jahrzehnten schon verlangsamt. Durch den stetig steigenden Zufluss von Schmelzwasser seien sie nun jedoch völlig versiegt. Dies konnte, so wie er sich ausdrückt, eindeutig nachgewiesen werden. Golfstrom, Benguelastrom, Humboldtstrom, Westaustralstrom oder der Kuroshio - um nur einige beim Namen zu nennen - hätten sich schlagartig in Luft aufgelöst . Dieses globale Förderband, für alle die es nicht wissen , merkt Harper spitz an - offensichtlich etwas angekratzt, er wirkt beleidigt - sei verantwortlich für das Weltklima. Doch dem nicht genug. Wie riesige Umwälzpumpen beförderten die Meeresströmungen warmes Wasser in die Nordmeere und brächten kälteres Wasser zurück in südliche Gefilde.
       Diese kalten Strömungen führten regelmäßig nährstoffhaltiges Wasser an die Oberfläche. Genau dieser Vorgang hätte das Leben im Meer überhaupt erst möglich gemacht.
       »Hierbei handelt es sich aber noch nicht um die schlechte Nachricht !« , erschüttert der Ökosystem-Experte nicht nur die anwesenden Medienvertreter sondern vor allem die Zuschauer vor den Bildschirmen - mich eingeschlossen. 
     
    Die schlechte Nachricht wäre nicht die, dass wir in Zukunft Fisch von unserer Speisekarte zu streichen hätten oder uns auf noch extremere Wetterverhältnisse einstellen müssten.
       »Die schlechte Nachricht ist, dass sich durch den Ausfall dieses Pumpsystems die Temperatur der oberen Wasserschicht exorbitant erhöht hat. Wir sprechen hierbei von zwei bis drei Grad. Den Einfluss auf das Klima können wir im Moment noch nicht seriös vorhersagen«, erläutert er erstmals ohne von einem Manuskript abzulesen.
       Jetzt schwimmt er merklich in seinem Element.
       »Was wir aber mit Bestimmtheit sagen können ist, dass die im Meerwasser enthaltenen Giftstoffe wie Erdöl, Düngemittel, Schwermetalle, Säuren und Kohlenwasserstoffe wie DDT, HCH und Aldrin, PCB und HCB – inklusive Unmengen von Plastikmüll – sich Aufgrund genannter Erwärmung, aber vor allem wegen der fehlenden Umwälzung an den Küstengebieten sammeln werden... Damit Sie mich auch richtig verstehen«, betont er, »wir sprechen hierbei von mehr als 500 Millionen Tonnen Müll. Allein an der Kalifornischen Küste! «
       Es folgt ein langer Atemzug.
      
    Für diesen Moment herrscht schockartige Stille. Einige der Anwesenden versuchen, so wie sie dreinschauen, sich die Situation bildlich vorzustellen während andere mit Sicherheit davon ausgehen, sich verhört zu haben.
       Ich selbst gehöre zu den ersteren und erschaudere.
     
    » Müllstrudel . Die genannten Strömungen erzeugen im Meer große, überdimensionale Strudel. Je einen im Nordatlantik, im Südatlantik, im Nord- und Südpazifik sowie im Indischen Ozean. Jeder von diesen Strudeln besitzt eine enge, starke westliche sowie eine breite, schwache östliche Strömung. Hierdurch wurden die von uns ins Meer gekippten Giftstoffe bislang eingefangen und festgehalten«, unterbricht Harper die Grabesstille. 
       »Durch den Wegfall der Strömungen aber, nun was soll ich drum rum reden…, der Strand wie Sie ihn kennen, wird in einigen Wochen zu einer dampfenden, brodelnden Giftküche
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