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Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band

Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band

Titel: Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band
Autoren: Sigrid Heuck
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Wetten wir, Farmer?
    Damals, als Jim beschlossen hatte, von Beruf Cowboy zu werden, besaß er zwar ein Lasso und eine Gitarre, aber noch kein Pferd. Er musste sich immer eins ausleihen.
    Das gefiel ihm gar nicht. Alle anderen Cowboys protzten vor ihm mit ihren Pferden. Sie lachten ihn oft aus, denn die Farmer, bei denen er arbeitete, liehen ihm nur ihre ältesten Mähren. Darüber ärgerte sich Jim, und er überlegte lange, wie er es anstellen könnte, zu einem eigenen Pferd zu kommen. Eines Tages kam ihm ein Gedanke.
    »Willst du mit mir wetten«, fragte er den Farmer, »dass ich es fertig bringe, mit einem einzigen Satz über dreißig nebeneinander gestellte Rinder zu springen?«
    »Oho«, lachte der Farmer und klopfte ihm auf den Rücken, »lass das lieber sein, Jim. Das geht schief. Du wirst zu kurz springen
und die Rinder werden dich mit ihren Hörnern stoßen. Und glaub mir, das tut weh!« Aber Jim bestand auf seinem Angebot.
    »Nun gut«, meinte der Farmer, »wenn du unbedingt willst, dann wette ich mit. Du wirst dir zwar deine Hose dabei zerreißen, aber wir werden unseren Spaß haben. Um was soll’s denn gehen?«
    »Wenn ich gewinne, darf ich mir ein Pferd aus deiner Herde aussuchen. Gewinnst du, dann will ich ein Jahr lang ohne Lohn für dich arbeiten.«
    Der Farmer erklärte sich damit einverstanden. In den nächsten Tagen suchte Jim nach einem günstigen Platz für seinen Sprung.
    Er betrachtete genau alle in der Nähe stehenden Bäume. Er prüfte den Boden, hob hier und da einen Stein auf und schleuderte ihn weit von sich. Jeder, der ihn dabei beobachtete, musste glauben, er sei übergeschnappt.
    Eines Tages rief der Farmer seine Cowboys zusammen und erzählte ihnen von der Wette. »Was«, riefen die Cowboys, »der kleine Jim
will über dreißig Rinder springen? Er sollte sich erst einmal eine Pistole kaufen und schießen lernen!«
    Der Farmer befahl ihnen, die dreißig Rinder zusammenzutreiben.
    »Es ist heiß heute«, sagte Jim, »die Sonne blendet.«
    Und die dreißig Rinder mussten sich im Schatten einer jungen Fichte aufstellen. »Seht, den Kleinen blendet die Sonne«, spotteten die Cowboys.
    Aber Jim ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Zuerst ging er langsam um die Tiere herum. Er betrachtete sie von vorn, von hinten und von der Seite. Er prüfte die Spitzen der Hörner und achtete darauf, dass die Reihe schnurgerade war.
    »Platz da«, schrie der Farmer, »damit Jim einen Anlauf nehmen kann!«
    »Ich brauche keinen Anlauf«, sagte Jim ruhig, »ich springe aus dem Stand.«
    »Wa-a-as!«
    Die Männer erstarrten vor Schreck.
    »Aus dem Stand?«

    Die Reihe der dreißig Rinder war ein gewaltiges Hindernis.
    »Achtung«, rief Jim, »jetzt geht es gleich los!« Er nahm sein Lasso, warf es blitzschnell über den Wipfel der Fichte und zog ihn mit einem kräftigen Ruck zu Boden. Weil aber ein Fichtenstamm im Allgemeinen die Eigenschaft hat, immer kerzengerade zum Himmel
zu schauen, schnellte er wieder zurück und riss Jim dabei in die Höhe. Jim flog zuerst ein Stück aufwärts, dann wieder abwärts und landete schließlich weit hinter den dreißig aufgestellten Rindern. Ja, er hätte leicht das Doppelte schaffen können.

    »Hurra«, schrien die Cowboys, »Jim hat die Wette gewonnen! Hurra!«

    Nur der Farmer freute sich nicht.
    Genau genommen ärgerte er sich sogar. Aber das half ihm nichts.
    Er musste dem Sieger das Pferd geben. So war es ausgemacht und ein Männerwort war ein Männerwort, überall auf der Welt, auch im Wilden Westen.

Mister Tramp
    Noch am selben Abend wollte Jim seine Wahl treffen. Aber so einfach das klingt, das war eine schwierigere Sache als der Sprung über die Rücken von dreißig Rindern. Der Farmer besaß nämlich eine große Herde und Jim konnte sich nur schwer entscheiden.
    Es gab braune Pferde mit schwarzen Mähnen und es gab weiße Pferde, es gab rote, gelbe und manche waren sogar gescheckt. Einige hatten grobe Köpfe und feine Beine und andere feine Köpfe und grobe Beine. Wieder andere hatten schiefe Beine und einen krummen Rücken, aber die kamen überhaupt nicht infrage.
    Jim ließ sich Zeit. Er hockte sich auf den Koppelzaun und beobachtete sie.
    »Dieses«, sagte er, oder: »Nein, jenes«, oder: »Wie wäre es denn mit dem Grauen dort drüben?« Doch dann gefiel ihm ein anderes
besser. Auf einmal entdeckte er eine wunderhübsche weiße Stute. Ihr Fell glänzte wie Schnee, auf den die Sonne scheint, und wenn sie die Beine im Trab hob und senkte, kam es Jim vor, als
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