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Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman

Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman

Titel: Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
Autoren: Kirsten Miller
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Teufel ihre Familie zerstörte. Nach und nach verblasste ihre geheime Welt, bis sie schließlich ganz verschwand. Sie hatte es fast geschafft, Ethans Gesicht zu vergessen, als eines Mittags nach der Schule Imogene zu Hause mit einem gepackten Koffer auf sie wartete. Ernest Moore war tot und ihre Mutter verschwunden. Imogene hatte das Sorgerecht für Haven bekommen, und das Mädchen würde ins Haus seiner Großmutter ziehen.

KAPITEL 7
    I n den Monaten nach dem Tod ihres Vaters und dem Verschwinden ihrer Mutter entwickelte Haven die eigentümliche Angewohnheit, die Bewohner von Snope City zu bespitzeln. Sie versteckte sich hinter einer Hecke, während Mr McGuinness seinen Rasen mähte, oder hockte in einem Baum vor Ms Buncombes Wohnzimmerfenster, während die alte Frau sich auf einem uralten Fernseher ihre Schnulzen ansah. Sie wusste, dass Mrs Dietz, die behauptete, ein Drüsenproblem zu haben, ihre Mars-Riegel in einem leeren Waschmittelkarton versteckte. Und eines Nachmittags hatte sie Mr Melton, während sein Bruder bei der Arbeit war, im Haus seiner Schwägerin verschwinden sehen. Aber es waren gar nicht nur diese Geheimnisse, auf die Haven es abgesehen hatte. Sie hatte vielmehr den Verdacht, dass sich die Leute veränderten, wenn man nicht hinsah – dass das Gesicht, das sie der Öffentlichkeit präsentierten, von ihnen abfiel, wenn sie sich unbeobachtet fühlten –, und Haven wollte sie unbedingt in einem solchen Moment erleben, wenn ihr wahrer Charakter zutage trat.
    Als ihre Mutter nach Snope City zurückkehrte, musste sie ihr neues Hobby jedoch aufgeben – sie hatte einfach zu viel damit zu tun, sich um Mae Moore zu kümmern. Soweit Haven wusste, war Mae ins Krankenhaus gebracht worden, nachdem sie erfahren hatte, dass ihr Mann bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Man hatte ihr erzählt, das Herz ihrer Mutter sei krank. Imogene sprach immer nur leise und kurz angebunden darüber, so als wollte sie das Thema möglichst schnell wieder vom Tisch haben. Ohne jemals danach zu fragen, war Haven sich sicher, dass man ihr nicht erlauben würde, ihre Mutter zu besuchen. Sie stellte sich vor, wie sie in einem Krankenhausbett lag, zwischen lauter Schläuchen und Kabeln, und sich von einem Herzanfall erholte. Doch als Mae schließlich wieder über die Schwelle von Imogenes Haus trat, sah Haven auf den ersten Blick, dass mit ihrem Körper alles in bester Ordnung war. Es war Mae Moores Seele, die verletzt war.
    Haven machte ihrer Mutter zweimal am Tag Essen und setzte sich zu ihr, während sie mit leerem Blick auf ihren Haferbrei oder ihre Rühreier starrte. Eines Tages griff Mae selbst nach der Gabel. Und irgendwann fing sie auch wieder an zu sprechen. Aber die alte Mae – die lachte und tanzte und beim Kochen sang – kehrte nie wirklich zurück. Sie akzeptierte die finanzielle Unterstützung ihrer wohlhabenden Mutter und überließ ihr sogar das Sorgerecht für Haven. Ohne Ehemann, ohne jegliche Verantwortung oder wenigstens eine Arbeit, die sie beschäftigte, wurde Mae Moore zu einem Geist – dazu verdammt, auf ewig durch das Haus zu streifen, aus dem sie vor Jahren geflohen war, um Ernest Moore zu heiraten.
    Haven, die nun praktisch ein Waisenkind war, wandte sich dem einzigen anderen Menschen zu, dem sie vertraute – Dr. Tidmore. Obwohl es nicht mehr von ihr verlangt wurde, besuchte sie den Pastor jeden Tag nach der Schule in seinem Büro. Oft brachte sie ihm ein paar der neuesten Bilder mit, die sie gemalt hatte und die er sich bereitwillig ansah, um dann zu prophezeien, dass Haven eine große Zukunft bevorstand. Manchmal fragte er sie, ob sie wieder Visionen gehabt hatte, doch Haven beteuerte jedes Mal, dass sie aufgehört hatten. Stattdessen redeten die beiden über die Welt außerhalb von Snope City. Dr. Tidmore war nördlich von New York aufgewachsen und erzählte gern von seinen Collegejahren in der Stadt. Dabei stellte Haven überrascht fest, dass sie es bemerkte, wenn der Pastor U-Bahn-Haltestellen oder die Straßen von Greenwich Village durcheinanderbrachte, aber sie achtete stets sorgsam darauf, ihn nicht zu korrigieren.
    Nach jedem Besuch verließ Haven Dr. Tidmores Büro mit dem Gefühl, dass irgendwo jenseits der Berge ein anderes Leben auf sie wartete. Einmal schenkte der Pastor ihr eine Postkarte – eine Luftansicht von Manhattan mit seinem verwirrenden Wald aus Beton und Stahl. Haven hängte die Karte in ihrem Zimmer an die Wand und betrachtete das Bild jede Nacht, bevor sie
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