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Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman

Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman

Titel: Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
Autoren: Kirsten Miller
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schwer gehabt hast«, sagte Dr. Tidmore zu Haven, als ihre Tränen etwas getrocknet waren. »Nach dem, was ich bis jetzt über dich gehört habe, bist du etwas ganz Besonderes. Und in Kleinstädten wie Snope City sind besondere Menschen nicht immer beliebt. Aber glaub mir, Haven, eines Tages wirst du Menschen kennenlernen, die dich dafür bewundern, dass du so anders bist. Vor dir liegt ein großartiges Leben, das weiß ich genau – wir müssen es nur schaffen, dass diese Visionen aufhören.«
    »Warum sehe ich diese Dinge?«, fragte Haven.
    »Ich weiß es nicht«, gab Dr. Tidmore zu. »Aber es ist keinesfalls gesund, dass du solche Visionen hast, so viel ist sicher. Und wir wollen doch nicht zulassen, dass so ein paar kleine Ohnmachtsanfälle deiner wunderbaren Zukunft im Weg stehen, oder, Haven?«
    »Ähm, nein«, murmelte Haven halbherzig und blickte starr zu Boden.
    »Na komm schon«, rief der Pastor, legte ihr die Hand unters Kinn und hob es an, bis sie ihm in die Augen sehen musste. »Schluss mit Trübsalblasen! Ich will dir helfen! Also, was sagst du? Kriegen wir das in den Griff?«
    »Ja, ich glaube schon«, antwortete Haven und verspürte so viel Hoffnung wie seit Langem nicht mehr.
    Havens Großmutter allerdings war mit Dr. Tidmores weichherziger Herangehensweise alles andere als einverstanden. Kaum ein paar Tage später verkündete sie daher ihren eigenen Urteilsspruch: Haven, so erzählte sie jedem, der es hören wollte, sei Opfer eines Dämons geworden – ihre Anfälle seien der klare Beweis dafür. Ein unschuldiges Kind aber könne niemals eine so böse Kreatur anziehen, daher müssten es die Sünden ihres Vaters sein, die sie nun heimsuchten. Imogene beauftragte die ganze Stadt damit, für Haven zu beten, warnte jedoch gleichzeitig, dass es keine Erlösung geben würde, solange nicht ihr Schwiegersohn seine eigene Seele prüfe. Ernest Moore selbst, sagte sie, habe dem Teufel Zugang zum Herzen seiner Tochter gewährt.
    Das war der Zeitpunkt, als Haven zum ersten Mal die Gerüchte über Veronica Cabe hörte, die als Kassiererin in der Eisenwarenhandlung ihres Vaters arbeitete – eine üppige Rothaarige, die Haven gern Schokolade zusteckte, wenn ihre Eltern nicht hinsahen. Wenn Haven ein paar Stunden im Laden verbrachte, fiel ihr auf, wie Veronica oft ein kleines bisschen zu laut über die albernen Kalauer ihres Vaters lachte. Und ihr entging auch nicht, wie Veronicas Augen ihm von den Farbeimern zu den Tonnen mit den Nägeln und wieder zurück folgten. Jeder in Snope City konnte sehen, dass Veronica bis über beide Ohren in ihren Vater verliebt war.
    »Veronica mag dich«, neckte Haven ihren Vater einmal, als er sie zur Schule fuhr.
    »Was?«, erwiderte er vollkommen überrascht. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Sie guckt immer so, als ob sie dich am liebsten aufessen würde.«
    »So, tut sie das?«, fragte Havens Vater, nachdem er erst mal herzhaft gelacht hatte. »Ach wo, da bildest du dir sicher was ein, Schätzchen. Und außerdem wäre das ja wohl ziemlich dumm von Veronica. Jeder weiß doch, dass ich glücklich verheiratet bin.«
    Doch in der folgenden Zeit, wenn Haven abends im Bett lag, hörte sie ihren Vater oft laut schimpfen und ihre Mutter weinen. Sie wusste, dass die Leute sich erzählten, zwischen ihrem Vater und Veronica sei irgendwas gelaufen. Und sosehr ihr Vater seine Unschuld auch beteuerte, ganz Snope City schien sich gegen ihn gewandt zu haben. Der Skandal führte schließlich dazu, dass Veronica in Schande die Stadt verließ und kaum noch Leute im Laden der Moores einkauften, sondern lieber den ganzen Weg bis nach Unicoi fuhren, um eine Schachtel Nägel oder eine Dose Farbe zu besorgen. Das Geld wurde knapp, und immer mehr Rechnungen blieben unbezahlt. Und dank Imogene Snively glaubte die ganze Stadt, dass Ernest Moores Sünden den Teufel nach Tennessee gelockt hatten.
    Wenn im Haus alles dunkel und still war, übte Haven, ihre Visionen zu kontrollieren. In der ersten Nacht, in der sie ihre Eltern streiten hörte, flüsterte sie Ethan ein letztes Lebewohl zu und setzte dann alles daran, ihn vollständig aus ihren Gedanken zu verbannen. Sie hatte gelernt, ihren Kopf im selben Moment zu leeren, in dem sie spürte, wie ihr die altbekannte Hitze die Beine heraufkroch. Sie kämpfte gegen die Visionen an, wann immer sie auftauchten, und betete hinterher auf Knien, dass sie nicht wiederkamen.
    Haven arbeitete hart an sich und versuchte verbissen, sich selbst zu heilen, bevor der
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