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Nichts als Knochen

Nichts als Knochen

Titel: Nichts als Knochen
Autoren: Felizitas Carmann
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Schrei drang aus Rebeccas Kehle. Sie rannte zu ihm hin, schob den Mann vom SEK beiseite und nahm Krishnas kaltes Gesicht in ihre Hände.
    »Nein, bitte, tu mir das nicht an!«, flüsterte sie und schüttelte ihn leicht. »Wach bitte auf, komm schon!«
    Mit fahrigen Fingern schob sie sein Hemd hoch und suchte seinen eiskalten Rücken nach der Wunde unter dem klebrigen Blut ab. Sie konnte kein Einschussloch finden. Immer wieder tasteten ihre Fingerspitzen die von Blut verklebte Haut ab.
    »Hör auf, du weißt doch, dass ich kitzlig bin.«
    Rebecca erstarrte und sah in Krishnas Gesicht. Er sah sie mit glühenden Augen an und lächelte schief. Sie schloss kurz die Augen und seufzte.
    »Meine Güte, ich dachte schon, dieser wild gewordene Rambo hätte dich abgeknallt.« Sie griff nach dem Messer von Bruder Giordano, das auf dem Boden lag, und durchschnitt Krishnas Fesseln.
    »Ich kann keine Wunde finden«, sagte sie dann und tastete noch mal seinen Rücken ab. »Tut dir irgendwas weh?«
    »Nur der Arm ein bisschen. Ich glaub, da hat mich eine Kugel gestreift.« Er wies auf einen schwarz versengten Streifen an seinem rechten Oberarm. »Das Blut an meinem Hemd muss von dem falschen Mönch sein. Ansonsten ist mir nur saukalt. Hier scheint es keine Fußbodenheizung unter dem Steinboden zu geben.« Er klapperte vernehmlich mit den Zähnen und versuchte, sich aufzurappeln. Rebecca zog ihn nach oben und stützte ihn, als er drohte, wieder einzuknicken.
    »Ich glaub, mir sind sämtliche Gliedmaßen schon seit mehreren Stunden eingeschlafen. Komm, lass uns nach Hause fahren. Ich will ein heißes Bad und danach ein kuscheliges, weiches Bett haben.«
    »Ich glaube, das können Sie sich erst mal abschminken«, bemerkte der Sanitäter, der inzwischen hereingekommen war und einen stirnrunzelnden Blick auf Krishnas Armwunde warf.
    »Das hier muss versorgt werden, und nach den vielen Stunden auf dem kalten Boden haben Sie sich bestimmt eine Unterkühlung zugezogen. Sie müssen erst mal in ein Krankenhaus zur Beobachtung. Aber wenn alles gut geht, können Sie in ein, zwei Tagen bestimmt nach Hause.«
    »Langsam entwickelt sich dieser Klosterbesuch zu einem Höllentrip«, stöhnte Krishna und ließ sich dann widerstandslos von Rebecca nach oben führen.

Kranzgeld
    A ls Rebecca ihr Büro betrat, war die gesamte Mannschaft einschließlich ihres Chefs schon versammelt.
    »Ah, Rebecca«, rief Karsten bei ihrem Anblick, »da sind Sie ja. Ich hoffe, Sie haben Ihren Freund wohlbehalten nach Köln zurückgebracht. Er wird ja wohl noch ein wenig Pflege und Ruhe brauchen, bevor er wieder auf dem Damm ist.«
    Rebecca nickte und ließ sich grinsend auf ihrem Schreibtischstuhl nieder.
    »Ja, Sie wissen ja, wie wehleidig Männer sind. Er hat sich mit fünf Kissen und einer Steppdecke bewaffnet auf die Couch gelegt und gibt mit Leidensmiene bei mir seine Bestellungen für Tee, Gebäck und die Fernbedienung ab.«
    Es folgte entrüsteter Protest der männlichen Anwesenden. Nur Christina nickte wissend.
    »Wie geht es eigentlich Mehmet«, fragte Rebecca sie, »irgendwelche Neuigkeiten?«
    »Er ist gestern Nachmittag aufgewacht und hat mich sofort erkannt.« Christina lächelte erleichtert. »Die Ärzte meinen, er wird mehrere Monate Reha auf sich nehmen müssen, aber sie sind zuversichtlich, dass er danach wieder ganz gesund werden wird.«
    »Das sind doch endlich mal gute Nachrichten!« Rebecca nickte zufrieden. »Fehlt eigentlich nur noch ein Verletzter. Was ist mit Bruder Giordano, oder besser gesagt, mit Dario Forza?«
    »Es geht ihm besser, er ist wieder vernehmungsfähig«, schaltete Thomas sich ein. »Wir waren heute Morgen da und haben ihn ein bisschen in die Mangel genommen. Als wir ihn mit seinem Geständnis, das er Krishna gegenüber abgelegt hat, konfrontierten, ist er zusammengebrochen. Er hat den Mord an Andrea Walterscheidt zugegeben. Nur zu der Sache mit diesem Holzkästchen schweigt er beharrlich.«
    »Sie sollten seine Verlegung ins Gefängniskrankenhaus in die Wege leiten«, warf Karsten Gottschalck ein. »Sobald er hier ist, können Sie ihn in dieser Angelegenheit weiter verhören.«
    »Hab ich mich schon drum gekümmert«, entgegnete Thomas, »der Oberarzt meint, in zwei Tagen hätte er nichts gegen einen Transport einzuwenden, falls es nicht zu Komplikationen kommt.«
    »Gut!« Rebecca nickte zufrieden. »Bleibt noch der Mord an Tobias Gutfeld. Seid ihr da zu einem Ergebnis gekommen?«
    »Ja, sind wir«, entgegnete Sven, ohne den Kopf
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