Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nichts als Knochen

Nichts als Knochen

Titel: Nichts als Knochen
Autoren: Felizitas Carmann
Vom Netzwerk:
zurück zu mir, um ein paar Sachen zu holen, und dann bin ich in die Luxemburger Straße gefahren. Als ich vor ihrer Wohnung stand, sah ich, dass die Tür nur angelehnt war. Von innen war nichts zu hören. Also ging ich vorsichtig rein und hab die Tür hinter mir geschlossen. Im Schlafzimmer hab ich dann ihre Leiche auf dem Bett gefunden. Ich schwöre, sie war schon tot, als ich reinkam. Mit ihrem Tod hab ich nichts zu tun.«
    Kunze lehnte sich nach vorne und sah Schmittchen beschwörend an. Der machte ein undurchdringliches Gesicht und bedeutete ihm fortzufahren.
    »Als ich so dastand und die Leiche anstarrte, ging plötzlich die Türklingel, und es wurde an die Tür geklopft. Dann hörte ich, wie ein Schlüssel ins Schloss der Wohnungstür gesteckt wurde.«
    Die elektronische Melodie von ›I can get no Satisfaction‹ zerschnitt die stickige Luft in dem Raum. Thomas zuckte zusammen, eilte nach draußen und betätigte den Rufknopf seines Handys.
    Rebecca setzte vorsichtig Schritt für Schritt die Fußspitzen auf, während sie sich im Dunkeln die ausgetretene Steintreppe hinuntertastete. Bei jedem noch so winzigen Geräusch, das ihre Füße verursachten, blieb sie einige Sekunden lang mit angehaltenem Atem stehen und lauschte. Als sie endlich das Ende der Treppe erreicht hatte und um die Ecke bog, sah sie einen Lichtschimmer, der am Ende des Gangs unter einer angelehnten Tür hervorkam. Sie holte einmal tief Luft und schlich auf die Tür zu. Von innen konnte sie eine einzelne männliche Stimme hören, die leise sprach, doch sie konnte die Worte nicht verstehen. So leise wie möglich öffnete sie das Halfter ihrer Dienstwaffe, zog die Pistole vorsichtig heraus und entsicherte sie. Sachte stieß sie mit einem Finger gegen die Tür und suchte schnell mit den Augen den Raum ab, als die Tür aufschwang. Metallregale, voll gestopft mit allen möglichen Gegenständen, einige Glasvitrinen an der Wand rechts, und Krishnas Füße, die im hinteren Bereich des Raumes hinter einem Metallregal hervorlugten.
    Rebeccas Herz setzte einen Schlag lang aus, und die Waffe in ihrer Hand vibrierte leicht. Sie schloss kurz die Augen, holte zweimal tief Luft und ging leise nach vorne, bis sie die Szene hinter dem Regal überblicken konnte.
    Krishna lag ausgestreckt auf dem Boden. Die Hände waren an das Regal gebunden, und auch über seinem Mund klebten mehrere Streifen Klebeband. Neben ihm hockte, mit dem Rücken zu Rebecca, ein Mönch auf dem Boden. Seine dunklen Locken bewegten sich leicht, als er sich über Krishna beugte. In seiner Rechten hielt er ein Messer, das schwach in dem trüben Licht schimmerte.
    »Lassen Sie sofort das Messer fallen, oder ich schieße!«
    Rebeccas Stimme klang ungewöhnlich laut in dem alten Kellergewölbe. Sie stand breitbeinig da, mit der Waffe im Anschlag, und zielte auf den jungen Mönch, den sie nicht aus den Augen ließ. Mit einem schnellen Seitenblick registrierte sie, dass Krishnas Augen flackerten und er heftig durch die Nase ein und aus atmete. Der Mönch machte sekundenlang keine Bewegung, das Messer hielt er immer noch in der Hand.
    »Waffe weg! Haben Sie nicht gehört?« Rebecca wusste, dass man ihr die aufkeimende Panik anhören konnte. Verbissen kämpfte sie darum, ihren Körper ihrem Willen zu unterwerfen. Sie durfte jetzt keinen Fehler machen. Es ging um Krishnas Leben!
    Unendlich langsam wandte der Mönch sich zu ihr um, während sein rechter Arm mit dem Messer hinter seinem Körper aus Rebeccas Blickfeld verschwand. Seine dunklen Augen sahen sie interessiert, doch ohne Angst an.
    »Ich habe Sie schon gehört, aber ich werde das Messer nicht fallen lassen. Ganz im Gegenteil: Sie werden jetzt Ihre Pistole fallen lassen.«
    »Hören Sie auf mit Ihren Spielchen! Ich werde schießen, Sie lassen mir keine andere Wahl!«
    »Wenn Sie schießen, werde ich Ihrem Freund hier die Kehle durchschneiden. Ein Schnitt genügt, die Spitze meines Messers liegt genau an seiner Halsschlagader. Was glauben Sie, wie lange es dauert, bis ein Krankenwagen hierhin gekommen ist? Ich glaube nicht, dass man Ihren Freund noch wird retten können, egal ob Sie mich erschießen oder nicht. Es ist doch Ihr Freund, nicht wahr? Ich habe Sie beide beobachtet, heute Nachmittag im Stall.«
    Rebecca zögerte einen winzigen Augenblick, und der junge Mönch quittierte es mit einem anmaßenden Lächeln.
    »Zum letzten Mal, werfen Sie das Messer weg«, rief sie verzweifelt, während sie fieberhaft nach einem Ausweg suchte.
    »Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher