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Nichts als Knochen

Nichts als Knochen

Titel: Nichts als Knochen
Autoren: Felizitas Carmann
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das finde ich nicht«, sagte sie dann leise, »ich finde eher, wir sollten überhaupt nicht heiraten.«
    »Wie meinst du das denn jetzt?«, fragte Krishna und ließ ihren Nacken los.
    »So, wie ich's gesagt habe. Ich finde, wir sollten nicht heiraten, das Ganze war eine Schnapsidee. Wir sind doch glücklich so, wie es jetzt ist. Warum sollten wir uns den ganzen Stress antun? ›Liebling, du hast schon wieder unseren Hochzeitstag vergessen. Wenn das noch mal passiert, ziehe ich zurück zu meiner Mutter, die kann sowieso viel besser kochen als du!‹ Den ganzen Krempel können wir uns einfach ersparen. Wir sollten alles lassen, wie es ist. Alles andere wäre völliger Blödsinn.«
    Krishna hatte sie schweigend mit zusammengekniffenen Lippen und vor der Brust verschränkten Armen angesehen. Jetzt stellte er im Schmollton fest: »Du willst mich also schon wieder nicht heiraten!«
    »Was soll das denn heißen? Du hast doch kalte Füße bekommen.«
    »Ach? Im Moment habe ich eher den Eindruck, als hättest du kalte Füße. Richtige Eiszapfen!«
    »Krishna, bitte! Lass uns darüber nicht streiten. Ich gebe zu, ich habe einen Fehler gemacht, als ich dir einen Antrag machte. Im Grunde will ich gar nicht heiraten, nicht wirklich. Und ich glaube, du auch nicht.«
    »Woher willst du das wissen«, grummelte er übellaunig, »kannst du Gedanken lesen?«
    Sie küsste ihn sanft auf die Stirn und lächelte.
    »Deine schon.«
    Gegen seinen Willen musste er zurücklächeln. Versöhnlich zog er sie in seine Arme und drückte sie heftig. Dann lösten sie sich voneinander, und er sagte: »Also gut! Vergessen wir das Thema bis zum nächsten Antrag.« Er gab ihr einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze und fragte verschmitzt: »Und was machen wir mit den Ringen? Sollen wir sie bis dahin aufbewahren?«
    Doch Rebecca schüttelte den Kopf.
    »Geht nicht, die hab ich schon versetzt.«
    »Was? Du hast unsere Eheringe versetzt?«
    »Naja, irgendwie haben sie doch jetzt keine Funktion mehr, wo wir doch gar nicht heiraten. Und von Christina weiß ich von diesem Pfandleiher, der ganz gute Preise macht. Sie versetzt da immer den Schmuck, den sie von ihren Verflossenen geschenkt bekommen hat. Also dachte ich, mit dem Geld für die Ringe könnte man was Besseres machen.«
    »Und was willst du mit dem Geld machen?«, fragte Krishna müde, doch Rebecca lächelte nur spitzbübisch.
    »Lass dich einfach überraschen!«
    »Sehr geehrte Damen und Herren, ich begrüße Sie recht herzlich an Bord unserer Maschine und hoffe, Sie werden einen angenehmen Flug haben. Unsere geplante Ankunftszeit in Venedig beträgt neun Uhr. Vor Ort erwarten Sie fünfundzwanzig Grad Celsius und …«
    »Venedig!?« Krishna schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Ausgerechnet Venedig! Auf so eine Idee kannst aber auch nur du kommen!«
    »Was denn, was denn?« Rebecca hatte die Stirn gerunzelt und sah ihn ungnädig von der Seite an. »Wo steht denn, bitte schön, geschrieben, dass man nur nach Venedig fliegen darf, wenn man frisch verheiratet ist? Ich finde, frisch entlobt muss auch reichen!«
    Er grinste.
    »Das ist also der Gegenwert unserer Ringe. Die müssen ziemlich teuer gewesen sein.«
    »Nö. Hat nur für zwei Billigflüge und drei Übernachtungen im Mittelklassehotel gereicht.« Sie grinste zurück und fügte hinzu: »Den Rest darfst du dann gerne übernehmen. Als Kranzgeld sozusagen.«
    »Kranzgeld?«, fragte er misstrauisch. »Was ist denn das?«
    »Paragraf 1300 BGB. Demnach hat die unbescholtene Verlobte, die ihrem Verlobten die Beiwohnung gestattet hat, Anspruch auf eine Entschädigung, das so genannte Kranzgeld, wenn die Verlobung aufgelöst wird.«
    »Das ist jetzt nicht dein Ernst.« Krishna fühlte sich etwas unbehaglich.
    »Doch wirklich, den Paragrafen gibt's tatsächlich. Noch nie gehört? Und der Jüngling staunt und wundert, denn sie klagt auf Dreizehnhundert.« Rebecca schenkte ihm einen Augenaufschlag und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: »Allerdings ist er vor ein paar Jahren gestrichen worden, du kannst also ruhig weiteratmen.«
    »Pfff, ich dachte gerade schon! Und überhaupt, was heißt hier eigentlich unbescholten?«
    »Noch ein Ton, und ich schmeiß dich aus dem Notausgang.«
    »Okay, aber warte damit, bis wir gelandet sind. Und als erste Anzahlung auf dein Kranzgeld würde ich dich heute Abend gerne zu einem mehrgängigen Menü in einem Nobelrestaurant mit Blick auf den Lido oder den Canale Grande einladen. Einverstanden?«
    Er
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