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nichts als die wahrheit

nichts als die wahrheit

Titel: nichts als die wahrheit
Autoren: Anne Chaplet
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aus dem Weg geräumt. Anne Burau, eine Frau mit Geschichte (ihr Mann wurde ermordet aufgefunden), wollte sich das schmutzige Geschäft mit der blutbefleckten Vergangenheit nicht nehmen lassen. Doch die Rechnung ging nicht auf. Als die Journalistin Lilly E. Meier sie mit dem Ergebnis ihrer Recherchen konfrontierte, knickte die Abgeordnete ein. In einer dramatischen Szene auf dem Reichstag gelang es der beherzten Journalistin, ihr die Waffe zu entwinden, die sie auf sie gerichtet hatte. Anne Burau verlor die Balance und stürzte in die Tiefe – fünfzehn Meter tief.
     
    Frank Sonnemann schüttelte entgeistert den Kopf. Was war das? Ein perfektes Drehbuch für den – fast – perfekten Mord? Satz mit X, dachte er. War nix. Nicht Anne war gefallen, sondern Lilly.
    Dann las er sie noch einmal, die Sätze, die hastig an den Rand gekritzelt waren. »Frank, wenn du das liest … Ich weiß nicht, ob ich zurückkomme … L.«
    Lilly hatte das Manuskript in einen Umschlag getan, »An Frank Sonnemann« draufgeschrieben, das ganze noch einmal eingetütet und in die Post gegeben. Sonnemann überflog den Begleitbrief. Manfred Ewald entschuldigte sich dafür, daß er den Brief erst jetzt habe weiterleiten können. Er habe ihn nach dreiwöchiger Abwesenheit zu Hause vorgefunden. Er habe Lilly immer verehrt, ja geliebt, seit der Geschichte damals – mit den Hunden, er wisse ja: Burschi. Ihr Tod treffe ihn tief.
    Sonnemann lachte auf. Manfred Ewald – natürlich. Er war einer der Hundeführer gewesen, die Lilly porträtiert hatte. Wenigstens diese Geschichte hatte offenbar gestimmt.
    Aber – das hier? Diese Räuberpistole aus Denunziation, Sex und Nazischeiße? Konnte man auch nur ein Wort davon ernst nehmen? Lilly war eine Frau gewesen, die ihre Lügen so erfolgreich verkaufte, das alle Welt daran glaubte. Zum Schluß mußte sie selbst daran geglaubt haben. Ob sie ihre Illusion noch durchschaut hatte, kurz, bevor sie fiel?
    Sonnemann legte die Beine auf den Tisch und dachte nach. Nach einer Weile setzte er sich wieder auf, nahm Lillys Manuskript, legte die Seiten sorgfältig auf Kante und begann dann, es Blatt für Blatt zu zerreißen. Die immer kleiner werdenden Schnipsel stapelte er in seinem Aschenbecher, der groß genug war für zwei Cohibas. Er öffnete die Schreibtischschublade, nahm die Streichhölzer heraus, schob die Schublade wieder zu und steckte die Schnipsel im Aschenbecher an.
    Er starrte in die Flammen, bis sie zusammengefallen waren.
    Lilly E. Meier, dachte er. Eine der Besten.
     
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