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Nicht ohne meinen Mops

Nicht ohne meinen Mops

Titel: Nicht ohne meinen Mops
Autoren: Silke Porath
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gut!
    »Tja, meine Herren, wenn Sie sich dann noch einigen könnten, wer welches Zimmer haben möchte?« Ich habe die perfekte Maklerinnenstimme drauf.
    »Könnte ich das mit dem Balkon haben? Das linke? Da könnte ich meine Rebstöcke …«, sagt Chris und streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht.
    »Prima, ich schaue lieber auf die Straße raus, mein Schreibtisch passt exakt unter das Fenster«, unterbricht ihn Rolf.
    »Sehr gut.« Ich nicke huldvoll. »Da wäre nur noch eine Kleinigkeit.« Ich wende mich Chris zu.
    »Rolf hat schon einen Mitbewohner, der müsste auch hier einziehen.«
    »Er ist allerdings auch etwas … speziell.« Rolf schaut todernst, als Chris ihn entgeistert anstarrt.
    »Ich sag mal so, Chris, er hat wohl ziemlich viele Haare«, setze ich noch einen drauf. Chris reißt die Augen auf.
    »Aber er kommt aus bestem Hause«, ergänzt Rolf. »Earl of Cockwood.« Einundzwanzig. Zweiundzwanzig. Man kann förmlich hören, wie die kleinen Rädchen in Chris’ Kopf rattern. Dann macht es ›Pling‹ bei ihm: »Earl of Cockwood? Wie der Mopszüchter aus dem Film ›Der Wixxer‹?«
    »Genau«, rufen Rolf und ich gleichzeitig.
    »Nur dass ich nicht den Züchter habe, sondern einen Mops.«
    Chris giggelt und hält sich die Hand vor den Mund. »Earl of Cockwood … herrlich …«
    »Apropos – wo ist denn unser vierter Mitbewohner?«
    »Den hab ich unten bei den Briefkästen angebunden. Ich hatte keine Lust, ihn vergeblich hochzuschleppen«, sagt Rolf. »Hätte ja sein können, dass das hier eine Bruchbude ist.«
    Ich lache und strecke erst Rolf, dann Chris die Hand hin. »Auf eine angenehme WG-Zeit!«
    »Perfekt!«, sagt Rolf und gibt mir seine kühlen Finger.
    »Grandios«, sagt Chris und drückt mit seiner warmen, weichen Hand die meine.
    Einen Moment lang stehen wir ratlos im Flur. Chris schaut zu Rolf, der schaut zu mir und ich schaue zum Oberlicht.
    »Ich denke, wir sollten Earl auch das Pfötchen schütteln«, sage ich schließlich vor.
    »Ich hole ihn rauf«, sagt Rolf und wendet sich zum Gehen. »Sagt mal, habt ihr auch so einen Bärenhunger? Da unten ist eine Imbissbude, soll ich was mitbringen?«
    »Curry mit Pommes«, rufen Chris und ich wie aus einem Mund.
    »Perfekt«, sagt Rolf. »Das essen Earl und ich auch am liebsten.«
     
    Eine halbe Stunde später hocken wir auf dem blanken Fußboden im Flur. Zwischen Currywurst und Prosecco aus Plastikbechern konnte ich mir ein erstes Bild von den Tischmanieren meiner neuen Mitbewohner machen.
    Rolf: Breitet die winzige Papierserviette auf seinen Knien aus und piekt mit der Plastikgabel alle Wurststückchen und erst danach die Pommes auf. Die zu braun frittierten lässt er liegen. Bevor er trinkt, wischt er sich den Mund ab. Er rülpst lautlos.
    Chris: Balanciert die Pappschale in der linken Hand und piekt mit der rechten abwechselnd Pommes und Wurst auf. Die Serviette benutzt er, um einen Klecks Ketchup von seiner Jeans zu wischen. Am Ende der Mahlzeit leert er den Becher in einem Zug. Chris rülpst leise.
    Earl: Frisst Pommes, Wurst und Pappschale auf einmal. Die Serviette beachtet er nicht. Earl rülpst herzhaft, schleckt sich mit der Zunge über das zerknautschte Maul und rollt sich dann zwischen Chris und Rolf auf dem Boden ein. Earl schnarcht.
    Zwei Flaschen Prosecco und zig Zigaretten später ist klar, wer welche Möbel in die WG einbringt. Von Rolf kommen ein Ledersofa für den Flur, ein halb antiker Tisch nebst Stühlen für die Küche und die heiß begehrte Spülmaschine. Chris steuert zwei Loungesessel, einen Couchtisch und einen Flokati für den Gemeinschaftsflur bei. Dazu den Fernseher und die Blumenkästen für den Balkon. »Ich kümmere mich um eure Pflanzen, hab das mal gelernt«, erklärt Chris, der seine Brötchen im Moment allerdings im Callcenter einer Krankenkasse verdient.
    Ich kann mit Waschmaschine, Bügelbrett und derlei dienen, außerdem mit einem, von Oma geerbten, Sideboard aus den 1950ern für die Küche. Wir sprechen ab, wer welche Töpfe, Pfannen und Tassen zur Verfügung stellt. Die übrigen Sachen werden wir im Keller verstauen.
    Chris schlägt vor, dass ich das Waschbecken im Klo quasi exklusiv benutzen kann. »Frauen haben doch gerne einen eigenen Schmink- und Föhnplatz«, schäkert er. Ich grinse. Mir ist das nur recht, ich habe nicht wirklich Lust auf Zahnpasta und Bartstoppeln im Waschbecken. Damit bin ich seit Marc durch.
    Rolf ist ein paar Minuten lang still. »Hat jemand Papier?«, fragt er schließlich. Ich
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