Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicht ohne meinen Mops

Nicht ohne meinen Mops

Titel: Nicht ohne meinen Mops
Autoren: Silke Porath
Vom Netzwerk:
krame einen kleinen Notizblock aus der Handtasche. Rolf fummelt einen Kuli aus seiner Jeans. Während Earl im Schlaf grunzt, entwerfen wir einen Putz- und Einkaufsplan.
    »Damit von Anfang an alles geregelt ist«, sagt Rolf. »Gibt sonst irgendwann nur Streit.«
    Streit? Ich? Mit diesen beiden Prachtkerlen? Das kann ich mir beim besten Willen und mit reichlich Prosecco in der Blutbahn wirklich nicht vorstellen.
    Rolf pinnt den Plan an einen vergessenen Nagel, der in der Küche aus der Wand ragt. Ich gebe jedem einen Schlüssel für Wohnung, Haustür und Briefkasten. Als Earl aus einem Traum hochschreckt und leise bellt, verabschieden wir uns.
     
    Die Kündigung meines Apartments verläuft erstaunlich reibungslos. Die Hausverwaltung hat sofort einen Nachmieter in petto (einen Kunststudenten, Sohn betuchter Eltern und garantiert jemand, der sich einen Dreck um die Kehrwoche schert) und der übernimmt auch alle Möbel, die ich nicht mitnehmen kann oder will. Viel ist es nicht, was ich in meinen Fiat packe. Drei, vier Fahrten, schätze ich, dann ist alles in der neuen Wohnung. Die sperrigen Sachen will Rolf mit einem, von der Post gemieteten, VW-Bus abholen.
    Als ich mit einem blauen Sack voller Schuhe die Treppe hinauftaumele, schlägt mir schon im Hausflur der Geruch von frischem Kaffee entgegen. Die Wohnung steht offen. Earl tappt mir entgegen, bellt leise und wedelt mit seinem Schweineschwänzchen. Rolf streckt den Kopf aus der Küche.
    »Kaffee?«, fragt er und winkt mit einem leeren Becher.
    »Sehr gerne!« Junge, der Mann ist klasse. So will frau das. Ich wuchte den Sack in mein ansonsten noch komplett leeres Zimmer. Im Flur knalle ich gegen einen Baumstamm. Blätter streifen mein Gesicht. Hinter dem Stamm ertönt ein kräftiges »Upps!« Chris stellt vorsichtig den Blumenkübel mit dem mannshohen Benjamini ab.
    »Sollte keine Zugluft abbekommen, der Umzug stresst die Pflanzen so schon genug«, sagt er und streicht beinahe zärtlich über die Blätter. »Aber über die hohen Decken wird er sich freuen, da kann er noch mal ordentlich wachsen.«
    »Aha«, sage ich. »Guten Morgen.«
    Chris packt mich an den Schultern, drückt mir links und rechts ein Küsschen auf die Wange und bückt sich dann zum Blumentopf. Von irgendwo zwischen dem Blattwerk zieht er eine Bäckertüte heraus.
    »Ich dachte, ein Croissant kann nicht schaden.« Junge, der Mann ist auch klasse.
    Mit frisch gebrühtem Kaffee aus der Illy-Maschine und butterzarten Croissants vom Bäcker, um die Ecke stoßen wir wenig später auf dem Balkon auf unseren Einzug an. Unten im Hof lehnen rostige, weniger rostige und nagelneue Fahrräder in trauter Gemeinsamkeit in einem (rostigen) Ständer. Neben einem leeren Sandkasten sind Wäscheleinen zwischen Metallpfosten gespannt. Ein Badelaken weht einsam und träge im lauen Lüftchen. Chris lehnt sich über die Brüstung.
    »Da unten waren wohl mal Rabatten«, sagt er. »Mensch, da könnte man wunderschöne Kletterrosen pflanzen, die würden sogar Morgensonne bekommen.«
    »Ich wette, die waren da schon im Krieg«, sinniere ich. »Damals haben die alten Stuttgarterinnen da bestimmt Kartoffeln gepflanzt. Das Haus jedenfalls stand schon.« Chris seufzt und ich weiß genau, dass er ebenso begeistert ist von der alten Bausubstanz aus der Gründerzeit, wie ich es bin. Ein solcher Pracht-Altbau sucht in der baden-württembergischen Landeshauptstadt seinesgleichen … oder fast jedenfalls.
    »Ich glaube, wir pflanzen jetzt erst mal Sofas, Betten und Tische.« Rolf klopft Chris auf die Schulter. Der zuckt zusammen und reißt sich von der Gartenplanung los.
    »Stimmt, die Pflanzen sollten ins Zimmer«, sagt er, macht auf der Hacke kehrt und stürmt die Treppe runter. Rolf grinst.
    »Willkommen im Dschungel«, sage ich. »Ich hoffe, du hast eine Machete?«
    Rolf lacht, stopft sich den letzten Rest des Croissants in den Mund und spült mit Kaffee hinterher. »Eine Machete nicht, aber vielleicht ist Earl ja auf der Suche nach einem neuen Stammbaum?«
    Wie auf ein geheimes Stichwort hin, bellt der Mops in diesem Moment. »Ich denke, Earl wartet auf sein Körbchen und seinen Fressnapf.« Rolf macht sich auf den Weg nach unten, wo das etwas verblichene gelbe Postauto, das er von seinem Arbeitgeber geliehen hat, in zweiter Reihe parkt. In der Olgastraße einen legalen Parkplatz zu bekommen, ist noch unwahrscheinlicher, als einen Sechser im Lotto zu landen.
    Ich schlürfe meinen Kaffee leer und sehe zu, wie in der Wohnung schräg
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher