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0036 - Wir spielten hinter den Kulissen

0036 - Wir spielten hinter den Kulissen

Titel: 0036 - Wir spielten hinter den Kulissen
Autoren: Wir spielten hinter den Kulissen
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Die Gäste standen plaudernd umher. Es blitzte von Juwelen auf makellos weißen Schultern und ah den dicken Fingern der Millionärsgattinnen. Kostbare Abendkleider knisterten, livrierte Diener liefen auf lautlosen Sohlen mit ihren Tabletts umher, Stimmengewirr brandete durch den großen Salon, und über allem lag der Schein aus den schimmernden Kristallleuchtern.
    Phil und ich standen etwas im Hintergrund und musterten die Gesellschaft.
    »Irgendetwas stimmt nicht«, raunte mir Phil zu.
    Ich nickte.
    »Klar. Irgendetwas ist passiert. Um acht waren die Gäste geladen, jetzt ist es gleich neun, und man macht noch immer keine Anstalten, zum Dinner zu bitten. Sieh dir die Hausherrin an! Sie platzt bald vor Unruhe. Offensichtlich wartet sie auf etwas. Aber worauf?«
    »Wir sollten uns ein bisschen Umsehen«, meinte Phil zögernd. »Was hältst du davon, Jerry?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Phil«, sagte ich, »was haben wir davon? Wir können nicht planlos durch diese Riesenvilla rennen! Vergiss nicht, dass wir auch auf den kostbaren Schmuck der Ladys aufpassen sollen! Wenn wir jetzt hinausgehen, stiehlt womöglich irgendein raffinierter Bursche in unserer Abwesenheit die schönsten Sachen.«
    »Von den Schultern der Damen weg? Das würde doch auffallen.«
    »Du hast recht. Also gut, machen wir einen Streifzug durch den Palast. Hoffentlich wird das Dinner nicht gerade angekündigt, wenn wir durchs Haus hetzen.«
    Wir zogen uns unauffällig zurück. Bei der Menge der anwesenden Leute fiel das nicht weiter auf. Wir brauchten uns nur langsam auf eine große Portiere zuzubewegen und in einem günstigen Augenblick dahinter zu verschwinden.
    »Es wird am besten sein, wenn wir uns teilen«, sagte ich. »Bleib du im Erdgeschoss, ich gehe hinauf in den ersten Stock. Wir treffen uns hier wieder.«
    »Okay!«
    Ich suchte eine Weile in dem großen Bau, dann hatte ich die breite Treppe entdeckt, die hinauf ins Obergeschoss führte. Ich wartete einen Augenblick und lauschte. Von oben war nichts zu hören.
    Leise huschte ich die Treppe hinauf. Als ich auf der letzten Stufe angekommen war, hörte ich ein leises Geräusch aus dem Korridor, der nach links führte. Ich hielt den Atem an und lauschte mit gespannter Aufmerksamkeit.
    Kein Zweifel, da klirrte etwas metallisch. Ich beugte vorsichtig den Kopf vor. Ungefähr fünf Schritte von mir entfernt stand Mr. Hallem gebückt vor einer Tür und probierte gerade seinen Dietrich.
    Ich kannte diesen Mann nicht näher. Er war bei Beginn der Party vorgestellt worden als Mr. Hallem. Von einem Diener hatte ich erfahren, dass Mr. Hallem eigentlich nur dadurch bemerkenswert sei, dass er sich mit einer sehr, sehr reichen und ebenso hässlichen Frau verheiratet habe. Er schien nichts anderes zu verstehen und sich auch mit nichts anderem zu beschäftigen, als das Geld seiner Frau so großzügig wie möglich auszugeben. Seine reiche Gattin lasse sich allerdings nie außerhalb ihrer vier Wände sehen, hatte mir der Diener noch mitgeteilt, und mehr war über diesen Mr. Hallem nicht zu erfahren gewesen.
    Ich peilte weiter um die Flurecke, ohne meine Anwesenheit zu verraten. Mr. Hallem fühlte sich auch absolut unbeobachtet und dokterte ungeniert weiter an dem Schloss herum. Nach drei, vier Minuten wurde es mir zu langweilig. Entweder war der Mann ein Anfänger oder das Schloss war mit einem gewöhnlichen Dietrich einfach nicht zu öffnen. Ich huschte leise ein paar Stufen der Treppe wieder hinab und kam sie dann pfeifend herauf.
    Mr. Hallem kam mir auf der Treppe entgegen. Er grinste verlegen, als wir aneinander vorbeigingen, sagte aber keinen Ton. Ich tat, als hätte ich von seiner seltsamen Beschäftigung keine Ahnung. Gerade als ich oben auf der letzten Stufe angekommen war, rief Hallem von weiter unten plötzlich herauf: »Eh - hallo, Mister!«
    Ich drehte mich um. Mr. Hallem stand ungefähr auf der viertuntersten Stufe. Sein Genick legte sich in dicke Speckfalten, als er den Kopf zurückneigte und zu mir heraufrief: »Könnten Sie mir einen Gefallen tun, Mister?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Kommt drauf an. Was ist es denn?«
    Er kam die Treppe wieder herauf. Trotz seiner beachtlichen Leibesfülle erwies er sich als recht behände, wie er so immer zwei Stufen auf einmal nahm.
    »Hier«, sagte er, während wir in den Gang einbogen, »kriegen Sie mit diesem Dietrich dieses Schloss auf?«
    Er hielt mir den Dietrich hin und zeigte frech auf das Schloss, mit dem er sich minutenlang beschäftigt hatte, bevor
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