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Nicht ohne meinen Mops

Nicht ohne meinen Mops

Titel: Nicht ohne meinen Mops
Autoren: Silke Porath
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gegenüber eine Katze aufs Fensterbrett springt. Wohlig räkelt das Tier sich in der Sonne, die sich in den Scheiben spiegelt. Ich fühle mich zu Hause.
    Im Flur schlängle ich mich an dem Benjamini vorbei, der mittlerweile Gesellschaft bekommen hat. Ich erkenne eine Yucca-Palme, fußballgroße runde Kakteen und dazwischen jede Menge Grünzeugs, das ich noch nie gesehen habe. Chris kommt aus seinem Zimmer und zerrt an einem großen Kübel. Die Blätter schwanken und rascheln, als er den Zimmerbaum über seine Türschwelle zieht. Earl verzieht sich in die Küche und rollt sich unter der Spüle zusammen. Bis meine Jungs die Spülmaschine, die dort eingebaut werden soll, hochgeschleppt haben, scheint das der ideale Platz für den Mops zu sein.
    Während die Jungs wieder und wieder Kisten und Bretter die Treppe hochschleifen, trage ich Kiste um Kiste in den Keller. Dank Rolfs akribischer Planung, kann der Großteil meiner, von Oma geerbten, Küchenutensilien, wie Teller und Tassen und das meiste des übrigen Krempels sein weiteres Dasein zunächst in der Unterwelt fristen. Die Treppe nach unten ist schmal und steil und nicht einfach zu bewältigen, wenn man mit Bananenkartons jongliert. In der ersten Kelleretage sind Heizung und antike Gartengeräte untergebracht. Sogar ein Handmäher – vermutlich aus den 50ern – lehnt an der Wand, neben einem abgewrackten Fahrrad und einem längst vergessenen Auspuff. Die Kellerabteile für die Mieter sind im Tiefkeller.
    Die Stiege in die unterste Unterwelt ist so schmal, dass ich mit den Ellenbogen an der Wand streife. Funzeliges Licht fällt auf unbehauene Wände und graue Spinnweben wehen träge an der Decke. Mich schaudert. Hier unten ist es kalt und feucht. Rolf behauptet, hier unten sei das ideale Klima für einen Weinkeller. Immerhin scheint das Gewölbe stabil zu sein: Die rund gemauerte Decke könnte optisch noch aus der Römerzeit stammen (sie ist viel jünger) und ich kann mir gut vorstellen, wie so mancher Stuttgarter hier in den Kriegsjahren Schutz vor Bomben gesucht hat.
    Ich suche unser Kellerabteil, das wie die anderen aus unbehauenen Latten an die Wand gepappt wurde. Der Boden ist nur gestampft, kein Belag, blanke, fest getretene Erde. Ich zögere. Hier gibt’s garantiert jede Menge Asseln, Mäuse und vor allem … Spinnen. Allein der Gedanke an handtellergroße Kriechtiere reicht aus, dass ich die Kiste auf den Boden knalle und mit dem Fuß in die Ecke schiebe. Jetzt bloß nicht daran denken, dass ich vielleicht eines Tages ausziehe, die Kisten wieder heraufhole und damit jede Menge Insekten und Monsterspinnen mit ans Tageslicht befördere.
    Sieben Kisten später ist das Kellerabteil zu einem Drittel voll und mein Uno Baujahr 1990 leer. Wieder einmal staune ich, was so alles in den kleinen Italiener reinpasst. Rolf und Chris wuchten eben einen schwarzen Ledersessel durch den Eingang. Chris’ Shirt klebt an seinem verschwitzten Rücken. Sieht gut aus. Rolfs Shirt spannt sich über kräftigen Muskeln am Oberarm. Sieht auch gut aus!
    »Ich mach dann mal die zweite Fuhre«, rufe ich. Die Jungs schnaufen und nicken. Lecker sehen sie aus, meine zwei.
    Als ich eine knappe Stunde später wieder vor dem Haus vorfahre, ist der gelbe Postbus verschwunden. Ich schnappe mir den zu meiner vom Sperrmüll geretteten und in wochenlanger Arbeit abgelaugten Schminkkommode gehörenden Stuhl und steige nach oben. Die Wohnung ist offen. Zwischen einer Klappbox voller Frolic und Chappi und einem Karton voller Bücher ruht Earl auf einem mit dunkelrotem Samt und mit goldenen Troddeln verzierten Kissen und schmatzt auf einem … ja, was? Es ist lang, es ist braun und es scheint zu stinken.
    »Das ist ein Ochsenziemer«, ruft Chris aus der Küche. »Hat Rolf dem Hund gegeben, mag er scheinbar.«
    »Ochsenziemer?« Ich bugsiere den Stuhl in mein Zimmer und bahne mir einen Weg durch das Chaos im Flur in die Küche. Die Balkontür steht offen. Chris summt etwas, das klingt wie ›Biene Maja‹ und montiert derweil einen Blumenkasten am Geländer. Auf dem Küchenboden steht eine Holzkiste, aus der es bedeutend besser riecht als aus Earls Maul.
    »Ochsenziemer sind getrocknete Bullenschwänze.« Chris schnappt sich einen Plastiksack mit Blumenerde, reißt die Ecke ab und hievt ihn hoch. Dann lässt er die Erde in den ersten Balkonkasten rieseln.
    »Der Hund frisst … einen Penis?«
    »Genau. Ist doch lecker.« Chris zwinkert mir zu.
    »Wohl eher nicht, wenn die so verdorrt sind wie das Ding
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