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Nicht ohne meinen Mops

Nicht ohne meinen Mops

Titel: Nicht ohne meinen Mops
Autoren: Silke Porath
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Sekunden kennen wir uns und sind beim Du. Der Typ gefällt mir. Ich schätze, er ist gut zehn Jahre älter als ich. Warum sucht solch ein Mannsbild ein WG-Zimmer? In meiner Vorstellung wohnen Typen wie er entweder in pervers teuren Lofts oder kühlen Wohnungen in der Bauhaussiedlung am Killesberg. Oder mit der Gattin im Vorort-Reihenhaus in Ludwigsburg. Zwei Kinder und Katze inklusive.
    »Eigentlich sind es zwei Zimmer«, antworte ich und beginne zum x-ten Mal an diesem Tag mit der Beschreibung der Wohnung. Als ich in der Küche bei der offenen Dusche ankomme, unterbricht Rolf mich.
    »Stopp, das reicht!« Na klasse, klar, die Dusche …
    »Ich sehe mir das am besten selbst an. So, wie du klingst, muss die Wohnung ja perfekt sein.«
    »Perfekt, ja, perfekt«, freue ich mich und starre auf die Grübchen in seinem Gesicht.
    »Wann hast du Feierabend?«
    Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Kurz nach drei. Jetzt lässt Fritz mich sicher nicht gehen, denn wenn die Feierabend-Kunden kommen, steppt noch mal der Bär im Laden.
    »Ich denke, so gegen acht kann ich bei der Wohnung sein«, sage ich.
    »Passt perfekt!« Rolf strahlt über die schäbige Tischplatte hinweg.
    »Perfekt.«
    »Soll ich dir noch was über mich erzählen?« Rolf grinst. »Ich denke mal, eine Frau wie du lässt doch nicht jeden x-beliebigen Kerl in die Wohnung?«
    Ich schüttele stumm den Kopf. Nicke dann.
    »Okay, ich bin Rolf und dass ich als Postbote arbeite, das siehst du ja. Ich bin 43 Jahre alt. Was willst du noch wissen?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Warum du ein WG-Zimmer suchst? Ich meine, eigentlich …«
    »… sollte ein Mann in meinem Alter in geregelten Verhältnissen leben? Klar!« Rolf lacht und mit einem Mal entspannen sich meine Nackenmuskeln.
    »Genau, Reihenhaus. So was.« Ich grinse.
    »Na ja, meine Beziehung ist am Ende.« Rolfs Gesicht verdunkelt sich und ich würde ihn am liebsten auf der Stelle in die Arme nehmen.
    »Wir wohnen zwar noch zusammen, aber das hat keinen Sinn. Im Moment schlafe ich im Arbeitszimmer und wir gehen uns aus dem Weg, so gut es eben geht, wenn man zwar noch Küche und Bad, aber nicht mehr das Bett teilt.« Rolf versucht ein tapferes Lächeln.
    »Ich verstehe«, sage ich und denke an Marc. Marc den Arsch. Marc und Melanie in unserem Bett. Ich hätte es keine fünf Minuten mehr mit Marc dem Arsch unter einer Decke ausgehalten!
    »Ich muss dir noch was sagen.« Rolf hebt den Kopf. Da ist wieder das schiefe Grinsen. Ich schmelze.
    »Ich bin nicht alleine«, sagt er.
    Kind? Will Rolf mit seinem Ableger bei mir einziehen? Das wär dann doch eine Nummer zu viel.
    »Ich habe sozusagen Vaterpflichten.« Oh nein!
    »Kinder?«
    Rolf grinst noch breiter und ich bin geblendet von seinen perfekten Zähnen. »Nein. Earl ist ein Hund. Wir hatten ihn gemeinsam angeschafft, aber da er mehr an mir hängt, haben wir beschlossen, dass ich ihn behalten soll.«
    Die Erdbebenzentrale muss in diesem Moment ein Beben der Stärke fünf auf der Richterskala verzeichnen, so groß ist der Brocken, der mir vom Herzen fällt. Nicht, dass ich was gegen Kinder hätte. Auf Abstand gesehen. Von Nahem sind sie laut, klebrig und nervig.
    »Ein Hund! Klar, ich liebe Hunde!«
    »Da bin ich aber froh. Earl ist auch ein ganz lieber Mops.« Rolf erhebt sich. Ein Mops! Ich denke an die zerknautschten Fellknäuele, die neben Loriot auf der Couch fläzen. Radiere Herrn von Bülow weg und platziere mich und Rolf neben einen Mops. Schönes Bild.
    Das Bild ist so schön, dass ich beinahe das Telefon überhört hätte, als ich gegen 18 Uhr mit Fritz zusammen die nicht enden wollende Schlange von Kunden bediene. Heute bekommt jeder ein Lächeln von mir, ganz besonders die, von denen ich annehme, dass sie einen Hund haben. Fritz langt unter den Tresen und nimmt den Anruf entgegen. Ich schiele zum Plakat vor dem Eingang. Niemand zu sehen.
    »Ja, ist noch frei. Nein, ein separates Bad gibt es nicht. Doch, super Lage, Olgastraße. Klar. Ja. Hmmm. Heute Abend um acht.« Ich gebe dem Maurer, dem noch der Staub des Arbeitstages in den Haaren hängt, vor Schreck fünf Euro zu viel raus. Der Kerl grinst und macht sich schnell mit seiner ›Kicker‹ aus dem Staub. Spinnt mein Chef? Da hab ich das Date mit einem der besten Typen der Stadt und der bestellt Gottweißwen?
    Ungläubig starre ich Fritz an. »Das war Herr Berger. Klingt sehr nett. Kommt auch um acht«, vermeldet Fritz breit grinsend, nachdem er dem Typen am Telefon die Adresse der Wohnung genannt
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