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Nicht ohne meinen Mops

Nicht ohne meinen Mops

Titel: Nicht ohne meinen Mops
Autoren: Silke Porath
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zurück.
    »Ein bisschen Weihnachtsgeld«, flüstert Trude. Mit zitternden Fingern biege ich die Öffnung des Umschlags ein paar Millimeter auseinander. Lauter braune Scheine. Vier Zentimeter dick … ein bisschen Weihnachtsgeld?
    »Kennt Ihr Euch?« Fragend blicke ich von meiner Ziehmutter zu meinem ehemaligen Chef. Die beiden sehen sich an, dann mich. Trude legt ihr Gesicht in Falten, aber Fritz platzt heraus: »Sie hat mich angerufen!«
    »Du hast was?«
    Die alte Dame wiegt den Kopf hin und her und sieht ein wenig betreten aus. Fritz springt ein: »Sie hat ja mitbekommen, wie es um Dich steht, von wegen Job und so …«
    »… und es war gar nicht einfach, den richtigen Tabakladen aus dem Telefonbuch zu finden«, fällt Trude ihm ins Wort.
    Und dann bekomme ich die Kurzversion einer Geschichte zu hören, die ich meiner Ziehmutter in ihrer abgeschiedenen Ländlichkeit in 100 Leben nicht zugetraut hätte: Sie fuhr alleine mit der Bahn nach Stuttgart, traf sich mit Fritz im Hotel Graf Zeppelin, beide verspeisten zwei Stück Schwarzwälder Kirsch und beschlossen, der kleinen Tanja unter die Arme zu greifen, ehe Fritz sich nach Teneriffa vom Acker macht, wo er in eine winzige Agentur eines ehemaligen Studienkollegen einsteigen will, um für Luxusmakler Hochglanzprospekte zu entwerfen. Fassungslos starre ich das ungleiche Paar an.
    »Deine Tante und ich waren letzte Woche in Zürich«, erklärt Fritz und krault Earl hinter den Ohren. Moment mal – Fritz kann sich bücken?
    »Hast du abgenommen?«, platze ich heraus.
    »Das auch, vor allem haben wir abgehoben«, lacht Fritz. Tatsächlich – da fehlen mindestens 20 Kilo.
    »Ist sonst ein bisschen zu umständlich in der Sonne.« Fritz tätschelt sich stolz über den geschwundenen Bauch.
    »Und es war etwas viel Geld auf dem Schweizer Konto.« Tante Trude zwinkert mir zu. »Das Geld hatte ich angelegt für dunkle Tage …, aber was soll ich alte Schachtel damit? Wenn ich mal einen Pflegeplatz brauche, dann lasse ich mir den gerne von Vater Staat bezahlen.« Trude grinst verschlagen und ich staune, was in einem so katholischen Kopf vor sich geht.
    Meine Jungs schauen aus der Küche.
    »Will jemand einen Aperitif?«, fragt Rolf und balanciert ein Tablett mit einem Dutzend Sektgläsern. Moment Mal – ein Dutzend Gläser?
    »Wer kommt noch?«, herrsche ich die Jungs an. Chris schaut verlegen zu Boden, Rolf starrt an die Decke. In dem Moment läutet es erneut. Nacheinander traben Karl und Hilde Otto in die Wohnung, gefolgt von Jasmin (mit frisch blondiertem Haar) und dem Bernd.
    »Wir haben noch gar keine Einweihungsparty gegeben«, flüstert Chris mir zu, als die Gäste sich mit viel Hallo und Huhu miteinander bekannt machen. Earl kläfft entrüstet und zieht sich auf sein Kissen zurück. So viel Radau ist er nicht gewohnt. Ich auch nicht. Ich sehe, dass Bernd den Arm um Jasmins Schultern legt – also entweder braucht sie dringend einen Toningenieur … oder meine Tipps haben tatsächlich geholfen. Jetzt wird mir auch klar, warum ich von den beiden den ganzen Sommer über nichts gesehen habe: Bernd hat garantiert Jasmins Turbobusen mit Röhrlauten unterlegt.
    »Ich geh mich mal umziehen«, sage ich und gebe der Wohnungstür einen leichten Schubs. Ich stecke noch immer in meiner Schlabberjeans und dem vom Schlafen zerknautschten Pullover.
    »Kann ich helfen?« Ich fahre herum und da steht Arne hinter mir. Seine Augen blitzen.
    »Hast du etwa auch von der Party gewusst?«
    »Klar!« Chris deutet mit dem Kopf auf eine Kiste Fanta, die im Hausflur steht.
    »Keine Angst, du musst nicht öffentlich rülpsen«, flüstert Arne mir ins Ohr und fiept.
    Arne fiept?
    Tatsächlich – ich höre es schon wieder.
    »Bei dir piept’s!«
    Arne grinst und schlägt die Jacke auseinander. Auf seinem Arm hockt ein winziges Bündel Fell. Wuscheliges, schwarz gelocktes Fell mit großen, braunen Kulleraugen und Plattnase.
    »Das ist Mudel«, sagt Arne und streckt mir das winzige bisschen Hund entgegen. Der Kleine schnuppert an meiner Hand, leckt meine Finger ab und seufzt zufrieden.
    »Was ist das?«
    »Das ist Earls Sohn. Mops und Pudel. Mudel eben!«
    Hinter mir taucht Tante Trude auf, in der einen Hand ein Glas Sekt und in der anderen einen Lebkuchen.
    »Wie niedlich!«, flötet sie.
    »Das ist ein Mudel«, erkläre ich und starre von Arne zum Hund und zur Tante und zurück.
    »Darf ich mal streicheln?« Chris’ Stimme überschlägt sich beinahe, als er den Hund sieht. »Wie
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