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Nicht ohne meinen Mops

Nicht ohne meinen Mops

Titel: Nicht ohne meinen Mops
Autoren: Silke Porath
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erreichen. Herrn Lehr brauche ich um die Uhrzeit auch nicht mehr anrufen, der ist längst im Beamtenfeierabend. Fritz! Genau! Fritz muss mir einen Kredit geben. Zwei-, dreihundert Euro. Mehr will die kleine Tanja doch gar nicht. Und immerhin ist er schuld an meiner Misere, denn er hat mir gekündigt.
    Die Nummer des Tabakladens ist noch immer in meinen grauen Zellen gespeichert und tatsächlich meldet sich nach zweimaligem Tuten eine Frau.
    »Zeitschriften und Tabak Fritz, mein Name ist Veronika Kuhn, was kann ich für Sie tun?« Hey, das reimt sich sogar, denke ich. Und dann denke ich: Was macht die Tussi im Laden?
    »Was machen Sie denn im Laden?«, platze ich heraus.
    »Wie bitte? Wer spricht denn da?« Veronika reimt nicht mehr und klingt leicht irritiert.
    »Tanja Böhm mein Name. Ist Fritz zu sprechen?«
    »Nein, der ist nicht hier.«
    »Wann kommt er denn wieder?« Wehe, wenn ich den zwischen die Finger bekomme – mich schmeißt er raus und stellt stattdessen eine affektierte Ziege ein!
    »Gar nicht mehr«, sagt Veronika.
    Mir wird schlecht. Meine Knie geben nach und ich lasse mich aufs Bett fallen.
    »Ist er … ist er … tot?«, stammele ich.
    »Im Gegenteil«, lacht Veronika. »Der ist quietschfidel. Nein, er hat den Laden verkauft. Mein Mann ist der neue Pächter. Kann er Ihnen weiterhelfen?«
    Verkauft? Fritz? Wie, wo, was?
    »Äh, nein … nein, ich müsste schon mit Fritz sprechen.«
    »Soviel ich weiß, wollte er sich eine Finca kaufen. Oder so was in der Art, irgendwas im Süden.«
    »Oh.« Ich bedanke mich und lege auf. Fritz ist also abgehauen. Der Sonne hinterher. Ab in den Süden. Mein Kleinstkredit löst sich soeben in Wohlgefallen auf. Scheiße.
    Ich tue, was ich in solchen Momenten am besten kann: Ich ziehe die Bettdecke über den Kopf und mache die Augen zu. Dem Himmel sei Dank funktioniert mein alter Trick noch immer: Bei massiven Problemen überfallt mich eine bleierne Müdigkeit. Binnen Sekunden sinke ich in einen tiefen Schlaf. Leider nicht ganz so traumlos wie sonst – im Schlaf knutsche ich mit Marc, dem Arsch und muss genau in dem Moment rülpsen, als er mir die Zunge in den Mund steckt …
    »Tanja!«
    Blörks.
    »Tanjaaaa!«
    Rülps.
    »Aufwachen!« Chris zieht und zerrt an der Bettdecke, in die ich mich komplett eingewickelt habe. Die Tiffanydame ist nicht zu erkennen, denn draußen ist stockfinstere Nacht.
    »Steh auf, Essen ist fertig«, ruft Chris. »Rolf hat den Tisch schon gedeckt.«
    Ich gähne herzhaft und bin froh, dass ich Chris nicht anrülpsen muss. Im Schneckentempo schäle ich mich aus dem Bett und watschele in die Küche. Im Flur stolpere ich beinahe über Earl, der eben einen Soßenfleck von den Fliesen leckt.
    »Wer kommt denn noch?« Ich staune nicht schlecht, als ich die Berge von Pasta sehe, die Rolf in drei großen Schüsseln auf dem Tisch verteilt hat. Dazwischen dampfen verschiedenfarbige Soßen in kleinen Tiegeln. Rolf grinst und ehe er antworten kann, schellt die Klingel.
    »Hohohooooo«, macht Chris mit tiefer Stimme.
    »Sagt mal, habt ihr einen Nikolaus bestellt?« Ich tippe mir an die Stirn.
    Die Jungs zucken im Gleichtakt mit den Schultern und grinsen breiter als zwei Lebkuchenmännchen. Na wartet, bis ihr den Gartenzwerg seht! Rolf gibt mir einen sanften Schubs Richtung Tür. Kopfschüttelnd mache ich auf und …
    … blicke direkt in das Gesicht von Fritz.
    »Bist du nicht auf Malle?«
    »Was ist denn das für eine Begrüßung?« Fritz breitet die Arme aus und drückt mich an seinen dicken, weichen Bauch. Als ich wieder Luft bekomme und über seine Schulter linse, sehe ich direkt in das Gesicht von Tante Trude.
    »Du hier?« Mein Mund steht sperrangelweit offen.
    Tante Trude fuchtelt mit einer Papiertüte, die offensichtlich zum Bersten mit Plätzchen gefüllt ist, vor meiner Nase herum und drückt mir einen nach 4711 riechenden Kuss auf die Stirn.
    Wortlos schiebt sie mich zur Seite und geht hinein. Fritz folgt ihr und wird sofort von Earl in Beschlag genommen.
    »Tante Trude, was machst du denn hier?«
    »Netter Empfang, Tanja, also wirklich«, tadelt Trude und schält sich aus dem Mantel. Dabei fällt ein dicker, weißer Umschlag platschend auf die Fliesen. Der Mops stürzt sich darauf, schnuppert kurz und macht dann kehrt.
    »Dann kann ich dir das auch gleich geben«, meint Trude und zeigt mit dem Finger auf den Umschlag. »Aufheben musst du ihn schon selbst, mein Rücken …«
    Wortlos hebe ich das Kuvert auf und starre von Fritz zu Trude und
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