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Nicht ohne meine Schokolade

Nicht ohne meine Schokolade

Titel: Nicht ohne meine Schokolade
Autoren: G. A. McKevett
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Zorn würde vernünftige Schlußfolgerungen unmöglich machen.
    Den Menschen gab es nicht mehr. Das einzige, was sie jetzt noch für ihn tun konnte, war, seinen Mörder der Gerechtigkeit zuzuführen, indem sie die Spuren deutete, die seine Überreste aufwiesen.
    Eine der Salven hatte ihn direkt ins Gesicht getroffen, was jegliche Hoffnung auf eine leichte Identifikation zunichte machte. Seine Gesichtszüge waren zu einem blutigen Nebel aus Gewebeteilchen reduziert worden, der sich auf der weißen Wand hinter ihm verteilt hatte, wie bei einem makabren Rorschach-Test. Die Höhe des Flecks deutete darauf hin, daß er wahrscheinlich stand, als er erschossen wurde.
    Eine weitere Salve hatte seinen rechten Arm voll getroffen und entfernt. Die Überreste zerfetzten Fleisches und zersplitterter Knochen lagen auf dem Teppich hinter ihm. Anscheinend hatte er auf dem Boden gelegen, als diese Salve ihn traf.
    Der dritte Schuß hatte die äußere Hälfte seines rechten Oberschenkels weggerissen. Genau wie bei seinem Arm hatten sich Gewebeteilchen und Flüssigkeit auf dem Teppichboden verteilt.
    »Ich würde sagen, er wurde zuerst im Gesicht getroffen«, sagte sie. »Zumindest um seinetwillen hoffe ich das .«
    »Ja«, antwortete Mike und trat einen Schritt näher. »Dann hat er wenigstens nichts mehr gemerkt .«
    »Er hat den Lauf des Maschinengewehrs für... wir wissen nicht, wie lange, angesehen .« Savannah schüttelte den Kopf. »Ich bin sicher, er hatte ein furchtbares, flaues Gefühl, daß er nun sterben würde .«
    Ohne den Leichnam zu berühren oder etwas zu verändern ging sie um den Körper herum und betrachtete ihn von allen Seiten. Im Geiste machte sie sich ein paar Notizen. Er war gut gekleidet, trug ein cremefarbenes Seidenhemd und braune Leinenhosen. Er war nicht besonders groß, aber er war ganz gut gebaut, wie ein Amateur-Bodybuilder. Seinem Schmuck nach zu urteilen — er trug eine schwere Goldkette um den Hals, eine Rolex-Uhr und einen auffälligen Ring aus Diamanten und Rubinen in Form eines Hufeisens am Finger — war er ein wohlhabender Mann gewesen.
    Das war kein Raubmord, dachte sie, sonst hätten sie ihm den Finger abgeschnitten, um an diesen Ring zu kommen.
    Das spärliche Haar, das auf dem verstümmelten Kopf des Opfers übriggeblieben war — dem Teil, der nicht blutdurchtränkt war — , schien eine stahlgraue Farbe zu haben.
    Instinktiv hatte Savannah in dem Moment, als sie das Büro betrat, gewußt, wer er war. Aber in der Hoffnung, sich zu irren, hatte sie den Gedanken beiseite geschoben und sich selbst ermahnt, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.
    »Glaubt Ihr, daß es sich um Jonathan Winston handelt ?« fragte sie ruhig.
    »Ich habe ihn höchstens ein- oder zweimal gesehen«, sagte Jake, »aber das Haar sieht aus wie seines. Ich denke, er hatte auch ungefähr diese Größe .«
    »Hat der Hausmeister ihn identifiziert ?« fragte sie.
    »Nein. Er hatte solche Angst, daß er seine eigene Mutter nicht erkannt hätte. Als er das ganze Blut sah, rannte er wie ein Besessener davon .«
    »Kann ich ihm nicht verdenken«, antwortete sie. Sie wandte sich Mike zu und fragte: »Was ist mit dir? Glaubst du, daß der Leichnam Winston ist ?«
    »Schwer zu sagen ohne das Gesicht.« Mike räusperte sich und wandte den Blick ab, als hätte er plötzlich großes Interesse für seine Fußspitzen entwickelt. »Aber ich halte es für durchaus möglich. Wahrscheinlich ist er es .«
    »Ja, das glaube ich auch. Warum, glaubst du, läßt sich so ein feiner Pinkel wie Jonathan Winston wohl abknallen ?« dachte sie laut. »Ein faules Geschäft? Persönliche Probleme...?«
    »Vielleicht ist jemand nicht mit dem einverstanden, was seine Frau in der Stadtverwaltung macht«, schlug Jake vor.
    Savannah verspürte große Trauer, wenn sie an Beverly Winston dachte. Obwohl sie mit der Stadträtin nur ein paarmal kurz gesprochen hatte, mochte sie sie wirklich. Während der letzten Jahre hatte Savannah wohlwollend beobachtet, wie sich Beverly die politische Leiter emporarbeitete. Sie hatte einige altruistische Projekte angeführt, die den verwahrlosten Kindern und hilflosen Frauen der Stadt ebenso wie den Obdachlosen und Nichtseßhaften zugute kamen, einer Wählerschaft also, die von ihren Vorgängern übersehen worden war. Es ging das Gerücht, daß sie im kommenden Herbst für den Senat kandidieren wollte.
    Während ihrer eigenen beruflichen Laufbahn hatte Savannah schon viel zu vielen Menschen gesagt, daß ihre Angehörigen
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