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Nicht ohne meine Schokolade

Nicht ohne meine Schokolade

Titel: Nicht ohne meine Schokolade
Autoren: G. A. McKevett
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Savannah. »Ich werde das in meinem Bericht erwähnen .« Sie blieb inmitten des Ladenlokals stehen und betrachtete jedes Detail. Ein antiker Schrank bedeckte beinahe die ganze Wand. Er war mit erlesenen Kleidern gefüllt, Kleider, wie Savannah sie noch nie gesehen, geschweige denn getragen hatte. Ein elegantes Wandgemälde zierte die gegenüberliegende Wand — ein feingeschwungenes J. W. — das Wahrzeichen eines außerordentlich erfolgreichen Designers.
    Das Zimmer machte einen geradezu jungfräulichen Eindruck, ganz sicher war es nicht Schauplatz einer Gewalttat gewesen. Die Blumenarrangements waren unberührt, ebenso die Photoalben auf dem niedrigen Cocktailtisch vor dem weißen Ledersofa. Der blaßgrüne Teppich wies keinerlei Fußspuren auf, abgesehen von einigen wenigen, die durch die Mitte des Raumes führten.
    »Seid ihr Jungs hier vorher schon mal durchgegangen ?« fragte sie.
    »Ja... um zur Vordertür zu gelangen«, gab Mike zu.
    »Ist schon gut, ich habe nur gefragt .« Savannah blickte auf ihre Füße hinunter. Verdammt, sie trugen Schuhe mit Profilsohlen.
    »Zeigt mir Eure Schuhsohlen«, sagte sie und kauerte nieder.
    Sie blickten einander verwirrt an. »Was ?« fragte Jake.
    »Haltet Eure Füße hoch. Ich will Eure Schuhsohlen sehen .« Sie grinste. »Am besten immer nur einen Fuß auf einmal.«
    Sie taten, was sie wollte. Außer einem Kaugummi und etwas Straßenschmutz war nichts zu sehen.
    »Ich weiß, daß Ihr Jungs auf Streife griffiges Schuhwerk braucht«, sagte sie, »aber wenn Ihr einen mit Teppich ausgelegten Tatort betretet, ist es besser, wenn Ihr glatte Ledersohlen tragt. Eure Profilsohlen können jegliche Spur aufnehmen und sie zur Tür hinaustragen. Ich kenne einen Typen, der das einzige Beweisstück am ganzen Tatort unter den Sohlen fortgetragen hat. Er fand es dann später in der Nacht, aber da war es schon gehörig durch die Mangel gedreht .«
    »Hmm-hmm... tut mir leid, Detective«, murmelte Mike verlegen.
    »He, kein Problem. Jetzt wißt Ihr Bescheid. Schaut einfach nur unter Eure Schuhe, wenn Ihr geht .«
    Sie sah sich nochmals schnell im ganzen Raum um und versuchte, so viele Details wie möglich aufzunehmen, dann ging sie den Flur entlang zum hinteren Teil des Gebäudes.
    »Da hinten hinein ?« fragte sie.
    »Ja, und dann links«, antwortete Jake.
    Sie bemerkte, daß sie ihr keineswegs auf den Fersen blieben, als sie sich dem fraglichen Raum näherte. Sie konnte ihnen keinen Vorwurf daraus machen: Es war nicht leicht, beim ersten Mal. Zum Teufel, es war auch beim hundertsten Mal nicht leicht. Sie hatte niemals begreifen können, was Menschen einander an tun konnten. Mehr als einmal wollte sie die Zugehörigkeit zu ihrer Spezies aufkündigen, nachdem sie die Desaster gesehen hatte, derer menschliche Wesen fähig waren.
    Noch bevor sie die Tür zu besagtem Zimmer erreicht hatten, konnte Savannah ihn riechen — den eindeutigen, unvergeßlichen Gestank des Todes. Der kupferartige Geruch des Blutes, der sich mit dem Gestank nach Fäkalien und Urin vermischte. Und natürlich das, was man nicht durch den Geruchssinn, sondern auf einem erheblich primitiveren Niveau, durch den Instinkt, wahrnahm: nackte Angst, die in der Luft hängt. Sie dringt unter die Haut und in den Blutkreislauf und in das Nervensystem, bis man sie als bitteren Geschmack im Mund wahrnimmt. Ein Abklatsch dessen, was das Opfer in seinen letzten Momenten empfunden hat.
    Die Tür des Büros stand weit offen. Ein Staubsauger lag quer über der Schwelle.
    »Der Hausmeister sagte, daß er die Tür öffnete, den Leichnam sah und seinen Staubsauger fallen ließ«, erklärte Mike.
    »Das überrascht mich nicht«, sagte Savannah leise, als sie über den Staubsauger stieg und das Büro betrat.
    Das Opfer lag auf dem Rücken hinter dem schwarz lackierten Schreibtisch mit Messingbeschlägen. Ein Blick genügte Savannah, um die Todesursache festzustellen: mindestens drei Salven aus einem Maschinengewehr.
    Das Schlimmste, das sie bis dahin gesehen hatte, war eine Salve pro Leichnam bei einem Doppelmord gewesen.
    »Sie wollten ihre Sache besonders gut machen«, sagte Mike, der im Türrahmen stehengeblieben war.
    Savannah antwortete nicht. Sie kniete in einiger Entfernung vor dem Leichnam nieder und schaltete geistig auf Autopilot um. Gefühle wurden ausgeschaltet — bis später. Der Verstand arbeitete auf Hochtouren.
    Wenn sie diesen Leichnam als menschliches Wesen betrachtete, würde sie nicht in der Lage sein zu funktionieren.
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