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Nicht ohne meine Schokolade

Nicht ohne meine Schokolade

Titel: Nicht ohne meine Schokolade
Autoren: G. A. McKevett
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mit seiner altmodischen, mit Rosen bedruckten Tapete, den spitzenbesetzten Handtüchern und den rosafarbenen Geranien, die auf dem Fensterbrett blühten, fühlte sie sich besser. Die hohe viktorianische Badewanne mit den Tierpfoten winkte sie zu sich heran... als ob es notwendig gewesen wäre, sie zu verführen. Auf dem Toilettentisch wartete ein weißer Weidenkorb, der mit parfümierten Seifen, Ölen, Gels und Feuchtigkeitscremes gefüllt war. Hinter der Tür hing ihr Lieblingskleidungsstück, ihr dicker, kuschliger Plüschbademantel.
    Ahhh, sie konnte es kaum erwarten.
    Sie ließ die Jalousien herunter, schloß das harte, weiße Sonnenlicht aus und ersetzte es durch den goldenen Schein einiger rosafarbener Votivkerzen.
    Feierlich goß sie eine große Portion Badegel mit Gardenienduft in die Wanne und drehte das Wasser auf.
    Aber als sie nach ihrer Tasse Kakao Ausschau hielt, bemerkte sie, daß sie sie in der Küche stehengelassen hatte. Oh, nun gut... nur noch einmal ein kurzer Ausflug in die Wirklichkeit, bis sie sich in ihren Träumen verlieren konnte.
    Als sie in die Küche kam, klingelte das Telefon und riß sie aus ihrer Tagträumerei.
    »Lass’ mich in Ruhe«, sagte sie zu ihm. Sie sah auf die Uhr, die über dem Ofen hing — Viertel vor sechs. »Wer immer du bist, geh ins Bett zurück und laß mich zufrieden .«
    Der Anrufbeantworter nahm das Gespräch entgegen, und Savannah hörte, wie ihr Spruch abgespult wurde. Sie zuckte zusammen, als sie die schnarrend-nasale Stimme ihres Captains hörte.
    »Reid, hier spricht Bloss. Ich weiß, daß Sie da sind. Nehmen Sie den Hörer ab .«
    Sie schnitt dem Anrufbeantworter eine Grimasse und machte eine leicht obszöne Geste. Sie erlaubte sich grundsätzlich nur, ihre Gedanken lautlos zu artikulieren. Sie hatte die irrationale Vorstellung, daß die Person am anderen Ende der Leitung sie aufgrund irgendeiner seltsamen Laune der Technik vielleicht doch einmal hören könnte, wenn sie sprach.
    Captain Bloss war nicht nur seit drei Wochen ihr Vorgesetzter, es war ihr auch bereits mindestens ein halbes Dutzend Male gelungen, ihm gründlich die Laune zu verderben.
    »Nehmen Sie ab, Reid. Ich hab gerade mit Coulter gesprochen, und er sagte, daß er sie vor zehn Minuten zu Hause abgesetzt hat .«
    Verdammt, Dirk, dachte sie und griff nach dem Hörer. Mich einfach verraten, warum tust du das?
    »Ja... hallo Captain«, sagte sie und keuchte in den Hörer. »Ich komme gerade von einem Dauerlauf wieder. Was für ein Glück, daß ich den Anrufbeantworter hörte.«
    »Ja. Stimmt .«
    Er zog ausgiebig die Nase hoch, was sie erschauern ließ. Vielleicht sollte sie ihm eine Megapackung Papiertaschentücher zu Weihnachten schenken,... wenn er sie bis dahin nicht gefeuert hatte.
    »Ein Mord in der Innenstadt... in einem der Läden auf der Hauptstraße. Der Hausmeister hat mich vor einer Viertelstunde angerufen. Wir haben ein paar Streifenbeamte hingeschickt. Ich will, daß Sie sich darum kümmern«, sagte er.
    »Jetzt ?« fragte sie und fühlte sich plötzlich erheblich müder und älter als Oma Reid.
    »Nein, Detective Reid«, sagte er in beißendem Ton, »wann immer es Ihnen paßt. Sie wissen ja... nach Ihrer Gesichtsmaske und Massage und vor Ihrer Tennisstunde .«
    Sie biß sich auf die Unterlippe und schluckte ihren Zorn hinunter. Das war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich »in Harnisch bringen« zu lassen, wie ihre Großmutter sagen würde.
    »Wo liegt das Geschäft ?« fragte sie und griff nach Notizblock und Stift neben dem Telefon.
    Er gab ihr die Adresse. Sie lag im renovierten, historischen Teil der Stadt, in der Nähe der alten Mission. Vor zehn Jahren war dieses Gebiet kurz davor gewesen, zum Slum zu verkommen. Jetzt standen dort wertvolle Immobilien, großkotzige und exklusive Boutiquen, Cappuccinobars, Bademodengeschäfte und Juweliere, die handgefertigte afrikanische Perlenketten verkauften.
    »Haben Sie Dirk bereits informiert ?« fragte sie.
    Am anderen Ende der Leitung entstand eine kleine Pause. »Nicht über diesen speziellen Fall«, antwortete er. »Ich will, daß Sie sich darum kümmern. Ich habe Dirk mit etwas anderem beauftragt .«
    Savannah war verblüfft. Sie und Dirk arbeiteten fast immer zusammen, besonders wenn es um die Aufklärung von Mordfällen und Gewaltverbrechen ging. Nicht, daß sie die Gelegenheit, einen Auftrag zur Abwechslung mal allein zu erledigen, nicht willkommen hieß, aber sie fragte sich unwillkürlich, wieso.
    Eine innere Stimme befahl
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