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Nicht ohne meine Schokolade

Nicht ohne meine Schokolade

Titel: Nicht ohne meine Schokolade
Autoren: G. A. McKevett
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Carmelita sowie die ebenso exklusiven Hügel hinaufkroch. Schließlich hatte er sich seinen Weg in die östliche Talgegend der Stadt gebahnt. Dort saßen sie jetzt, hier im weniger wohlhabenden oder exklusiven Teil der Stadt, einer Gegend, die die meisten der zur Oberschicht gehörenden Einwohner von San Carmelita am liebsten vergessen hätten. Und meistens tatsächlich vergaßen.
    Vor dem fraglichen Wohnhaus war alles ruhig. Einen Häuserblock weiter sausten ein paar Halbwüchsige in zerlumpten T-Shirts und zerbeulten Shorts mit ihren Skateboards eine Rampe hinauf und hinunter. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite trieb es ein Pärchen in einem alten Ford, der wahrscheinlich aus dem gleichen Jahrgang stammte wie der Skylark; vor einer halben Stunde waren sie hinter der Windschutzscheibe abgetaucht und seitdem nicht einmal zum Luftschnappen wieder an die Oberfläche gekommen.
    Ansonsten waren die Straßen und Bürgersteige leer. Ungewöhnlich leer, dachte Savannah, für einen Freitagabend. Sie fand das durchaus in Ordnung. Sie hatte eine harte Woche hinter sich und nichts dagegen, städtische Gelder dafür einzustreichen, daß sie einfach nur hier saß, ihre Fingernägel lackierte und ihr Bestes tat, um Dirk zu ärgern.
    Dirk trank einen Schluck Kaffee aus seinem Winchell-Donuts-Becher. »Glaubst du, daß er irgendwann auftaucht ?«
    »Bestimmt .« Sie nahm die Nagellackflasche und begann, eine zweite Schicht aufzutragen. »Ich weiß nicht, ob er noch heute abend auftaucht, aber er kommt bestimmt, um seine Alte zu besuchen. Ein Kerl bricht nach sieben Jahren aus dem Knast aus... der ist geiler als ein paarungswilliges Opossum am Samstagabend .«
    Dirk schüttelte den Kopf. »Deine Südstaatenmentalität kommt mal wieder durch, Reid .«
    »Wie deine Kopfhaut, wenn du nicht jedes einzelne deiner klitzekleinen Härchen richtig darüberlegst, Schätzchen?« Sie grinste ihn an, was die Grübchen in ihren beiden Mundwinkeln verstärkte. Normalerweise verfehlte dieses Lächeln bei ihm nie seine Wirkung, aber diesmal konnte es die Beleidigung nicht abmildern. Seine immer heftiger werdende Kahlköpfigkeit war ohnehin sein wunder Punkt. Dirks Frau, Polly, hatte ihn gerade wegen eines Jüngeren verlassen... einem Typen mit schulterlangem blonden Haar, der in einer Rockband den Baß spielte.
    »‘tschuldigung«, sagte sie. »Das ging unter die Gürtellinie .«
    »Ziemlich. Ich werde eine Woche lang den Sopran singen können .«
    Plötzlich setzte er sich aufrecht und stieß ihr mit dem Ellbogen in die Rippen.
    »He, sieh mal !« rief er und deutete mit dem Kopf auf die andere Straßenseite.
    Eine Sekunde lang starrte Savannah auf den langen Strich »Flaming Desire«, der nun ihren Handrücken zierte. »Danke«, murmelte sie.
    Aber als sie das Objekt seiner Aufmerksamkeit erblickte, vergaß sie das Mißgeschick. Eine magere blonde Frau rannte den Bürgersteig hinunter auf sie zu. Sie trug ein Trägerhemd und einen kurzen Jeansrock. Obwohl die Nacht recht kühl war, waren ihre Füße nackt. Sie wirkte glücklich, aber auch ängstlich, und bewegte sich mit tänzelnden Bewegungen auf wackligen Beinen vorwärts. Offensichtlich hatte der Drogenkonsum bereits seinen Tribut an ihrem Nervensystem gefordert. Savannah schätzte, daß sie etwa zwanzig war... aber wenn man in Straßen Jahren rechnete, ging sie eher auf die Fünfzig zu.
    »Das ist sie«, sagte sie. »Die Freundin.«
    »Sieht aus, als wäre sie einkaufen gewesen .«
    »Bestimmt .« Savannah holte ein kleines Fernglas aus dem Handschuhfach und fixierte die Taschen, die die junge Frau trug. »Joes Schnapslädchen... sieht aus wie eine Flasche Champagner, ein paar Blumen, und...« Sie betrachtete die rosafarbene Tüte genauer. »Und etwas aus dem Flittchenladen. Hmm-m-m. Kriegt bestimmt gleich Besuch von ihrer Familie .«
    »Glaub’ ich nicht«, antwortete Dirk trocken. »Aber Besuch bekommt sie garantiert .«
    Savannah richtete das Fernglas auf das Gesicht der Frau. Das Gesicht war knochig, blaß und hager, nur ihre Augen waren lebendig. Selbst im fahlen Licht der Straßenlampe konnte Savannah die Aufregung sehen, die sich darin spiegelte. Als die Frau sich dem Eingang des Gebäudes näherte, starrte sie auf ein Eckfenster im dritten Stock hinauf. Savannah bemerkte in ihrem Gesicht... gleichzeitig Vorfreude und Besorgnis.
    Nacht für Nacht hatte Savannah diesen Ausdruck auf den Gesichtern mißhandelter Frauen wahrgenommen... Frauen aus dem wohlhabenden Küstengebiet, den
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