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Nicht ohne meine Schokolade

Nicht ohne meine Schokolade

Titel: Nicht ohne meine Schokolade
Autoren: G. A. McKevett
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exklusiven Häusern auf dem Hügel und hier aus dem Ostteil der Stadt. Der Ausdruck von Liebe, Furcht, Haß und Abhängigkeit, alles in einem.
    »Sie erwartet keinen Besucher«, sagte Savannah leise und senkte das Fernglas.
    »Was?«
    »Er ist uns irgendwie durchgegangen. Er ist schon da oben. Komm schon; schnappen wir uns den Mistkerl .«

    »Diese mitleidigen Liberalen in der Stadtverwaltung haben jede Menge Geld hier reingesteckt, und wofür ?« Dirk schnaufte und wurde noch roter im Gesicht, als sie die zweite Treppe erklommen. »Das Haus sieht immer noch wie ein Haufen Scheiße aus, und es riecht auch so .«
    Savannah folgte ihm durch die Tür am oberen Treppenabsatz und in einen dunklen, engen Flur. »Er ist besser geworden«, sagte sie und versuchte, wie immer, Dirks negativer Einstellung wenigstens teilweise entgegenzuwirken. Der Mann bestand geradezu aus Pessimismus, und abhängig, wie sie dienstlich von ihm war, konnte Savannah dem Impuls, seine Welt etwas aufzuhellen, nicht widerstehen. Ob er sie nun heller haben wollte oder nicht. Keiner sollte sich in diesem Maße im Fatalismus suhlen, dachte sie, selbst wenn derjenige es genoß.
    »Beverly Winston hat bei der Sanierung gute Arbeit geleistet«, sagte sie, während sie den Flur hinuntergingen, der dank der streitbaren Stadträtin durch funktionstüchtige Glühbirnen erleuchtet war und dessen Wände nahezu grafittyfrei waren. »Die Toiletten und Heizungen funktionieren, und der Hof ist mit Gras statt mit Injektionsspritzen bedeckt. Das nenne ich eine Verbesserung .«
    »Du scheinst ja tatsächlich beeindruckt zu sein .« Dirk sah zunächst auf die Kritzeleien in seinem kleinen schwarzen Notizbuch und deutete dann auf die Tür, auf der die Nummer 347 stand.
    »Soll ich es wie üblich machen ?« fragte Savannah mit angespanntem Lächeln. Der Flüchtige in der Wohnung gehörte eindeutig zur üblen Sorte. Er hatte eine zehnjährige Haftstrafe abgesessen, weil er ein zwölfjähriges Mädchen auf brutale Weise vergewaltigt hatte. In der Krankenstation des Gefängnisses hatte er den Arzt angegriffen und war entwischt. Er war bestimmt nicht begeistert darüber, wieder aufgegriffen zu werden.
    Dirk nickte. »Dann los... Betty.«
    »Der Kerl heißt Jim, stimmt’s ?«
    Er warf einen weiteren Blick in sein Notizbuch. »Ja, James Robert Barnett.«
    Savannah zog ihre Baretta aus dem Schulterhalfter unter ihrem Tweedblazer hervor und hielt sie vor sich, während Dirk seine Smith and Wesson zog und sich an der anderen Seite der Tür postierte.
    Mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt, beugte sie sich nach vorn und klopfte an die Tür. »He, Marco! Ich bin’s, Betty. Mach’ sofort auf, du Scheißkerl !« lallte sie.
    Drinnen blieb alles still.
    Sie klopfte erneut. »Verdammt, ich weiß, daß du da bist, und ich muß mit dir über die Abtreibung reden. Es ist dein Kind. Du könntest wenigstens dafür blechen, du Arschloch !«
    Eine Tür am anderen Ende des Flurs öffnete sich einen Spaltbreit, aber in Nummer 347 blieb alles still.
    Savannah trat ein paar Mal gegen die Tür. »Wenn du nicht augenblicklich rauskommst, geh’ ich zu deiner Alten und sag’ ihr, wie das mit uns beiden wirklich war. Ich schwör’ dir, das nehm’ ich nicht so einfach hin! Mach auf !«
    Sie hörten, wie sich leise Schritte der Tür näherten, und beide hoben ihre Waffen und richteten sie auf die Decke.
    »Hier gibt es keinen Marco«, sagte eine weibliche Stimme. »Hau ab, bevor ich die Bullen rufe .«
    Savannah grinste Dirk zu und hob die Augenbraue. »Der war gut«, flüsterte sie. Dann schrie sie: »Du hast sogar eine Frau bei dir, Marco? Wer ist sie? Ich schlage die Tür ein und poliere ihr die Fresse, das schwör’ ich !«
    Sie klopfte erneut an die Tür, bis das Geräusch im gesamten Flur widerhallte. Ein paar Türen öffneten sich. Jeder Bewohner des dritten Stocks schien von der »Sache mit Betty und Marco« fasziniert zu sein.
    Schließlich öffnete sich die Tür einen Spaltbreit. »Paß auf, du Schlampe«, sagte eine weibliche Stimme. »Ich hab’ dir gesagt, in dieser Wohnung gibt’s keinen Marco. Und wenn du weißt, was gut für dich ist, dann machst du jetzt die Biege... und zwar sofort !«
    Savannah stellte sich vor die Tür und zeigte der Frau ihre Waffe und ihre Dienstmarke. »Kein Wort«, flüsterte sie und öffnete die Tür ein Stück weiter. »Hände hoch.«
    Die junge Frau war einen Moment lang wie gelähmt, dann blitzte Verständnis in ihren Augen auf. »Nein«, sagte sie
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