Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neverwake

Neverwake

Titel: Neverwake
Autoren: Tobias O. Meissner
Vom Netzwerk:
Blick auf die Wandmonitore, wo jede Sekunde das Rating erscheinen mußte. Vom Computer ausgewertete Kampfergebnisse waren immer schwerer zu schätzen, als wenn bei einer Übertragung im Channel drei Prominente punkteten. Menschen punkteten immer nur das, was alle sehen konnten, der Computer jedoch rechnete auch Effizienzquotienten in bezug auf die Tastaturenanwendung mit ein, also Faktoren, die nicht unbedingt im Kampfgeschehen Wirkung zeigten.
    Das Ergebnis kam: Der Padraigin King stieg auf 500 , Tabula fiel auf 509. Plusminus 12, das ging noch, das ließ Esch aufa t men. Sein gelungener Finisher in der zweiten Runde hatte das Siegurteil abgepuffert. Melanie Namgalies wirkte unzufrieden, aber es hatte keinen Sinn, ein Rechnerurteil in Frage zu stellen.
    Cengiz Yumak, Bloodpool -Bademeister, kam auf Esch zu. »Eschy, du machst mir Angst, du gehst in Richtung 400er runter. Was hast du bloß getrieben in Manchester?«
    »Hab mir den Kiefer verrenkt an ein paar zu großen Fischen.«
    »So darf das nicht laufen. Du hast mal 900 gehabt, Mann. Du hättest den Padraigin King mit zwei Perfect Rounds erledigt.«
    »904. Das kriegt man nie mehr zusammen.«
    »Scheiß drauf, Eschy. Denk an den Termin in zwei Wochen. Und Regulus will im November eine Cluster-Challenge gegen die Jungs von Ras Algethi machen, halt dir das schon mal frei.«
    »Im November hier im pool?«
    »Wenn sie keine besseren Konditionen von diesen beschiss e nen Junkheads aus Antwerpen bekommen, dann hier.«
    »Geht klar, Ceng. Danke.«
    Yumak verschwand wieder, denn die Moderatoren begannen bereits damit, den nächsten Kampf anzukündigen: Eddi Justice gegen Shub-Niggurath.
    Esch ging nach oben, wusch sich die Hände, Oberkörper und Gesicht. Akko reichte ihm ein frisches Handtuch und komme n tierte live mit, wie Eddi Justice auf dem Monitor von Hunde r ten von Tentakeln verschlungen wurde. Als Esch gehen wollte, kam Melanie Namgalies , die unten noch etwas herumgereicht worden war, oben an. Sie war verschwitzt und lächelte zum ersten Mal. »War ein netter Trick mit der Barriere«, sagte sie, an Esch vorbeigehend. »Nochmal würde ich natürlich darauf nicht mehr reinfallen.«
    »Tja. Ich hab auch das Gefühl, deine besten Moves gesehen zu haben. Die nächste Runde würde an mich gehen.«
    Ihr Lächeln wurde breiter. »Ich bin in drei Tagen in Prag bei den Open. Sei dort, und wir finden ’ s raus.«
    »Keine Lust auf Prag. Die niedrigen fps-Rates dort machen mir Kopfschmerzen. Wie f ä hrst du hin? Mit ‘ m Auto?«
    »Wir haben einen kleinen Bus, wieso?«
    »Ein Kumpel von mir ist gestern aus der Richtung gekommen und hat mir erzählt, daß die tschechischen Kids jetzt wieder Geisterfahrer-Wettbewerbe durchziehen. Wer kommt am weitesten auf der Gegenrichtung-Autobahn, und wer legt bestimmte Strecken in Geisterfahrt am schnellsten zurück. Seid einfach vorsichtig.«
    »Okay. Danke.«
    Esch nickte ihr zu und verschwand dann die Treppe runter nach draußen.
    Es regnete immer noch, der Himmel nahm jetzt bei Sonnenu n tergang die Farben all der Giftstoffe an, aus denen er bestand. Esch rannte vor ein paar scheinwerferüberwucherten Autos auf die Straße, um an einem Geldautomaten nachzuchecken, ob seine Kampfprämie schon drauf war. Sie war drauf. Cengiz Yumak war ein zuverlässiger Mann.
    Als Esch zurückblickte zur Fassade des Bloodpool, wurde dort in blinkenden Leuchtschriften gerade der »Höhepunkt des heutigen Kampfabends« angekündigt, die Begegnung zwischen Gothjob und Execution Blue . Ihre Kampfrekorde wurden aufgelistet, aber Esch entschied sich dagegen, den Kampf noch anzusehen. Execution Blue war ein Aufbaugegner aus dem Anthill und hatte von vorneherein keine Chance.
     
    Darina war am Arbeiten, als Esch den Parcours ihrer Türsich e rungssysteme durchlief.
    Lange Zeit hatte Darina nicht gewußt, wo ihr Leben hinführen sollte, und sie hatte sich als ewige Studentin an diversen Fakultäten durchgeschlagen. Jetzt war sie als Cross-Cultural-Columnist im Netz tätig. Und war darüber hinaus im achten Monat schwanger mit Otis Eschs Sohn.
    »Du hast verloren«, stellte sie nur fest, trotz Lesebrille fast mit der Nase am Textmonitor klebend.
    »Hm. Kam was im Channel?«
    »Nö. Nix. Aber wenn du gewinnst, bringst du mir immer was mit.«
    »Hab ich vergessen, tut mir leid.«
    Er stellte sich hinter sie und küßte sie sanft auf den Nacken. Als sich ein Regentropfen aus seinen Haaren löste und ihren Hals traf, zuckte Darina zusammen.
    »Wasch dir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher