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Neverwake

Neverwake

Titel: Neverwake
Autoren: Tobias O. Meissner
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Jugend in dieser Arena als Fanboy ve r bracht, und er konnte eine gute Show machen und Tabula sich – selbst wenn sie vom Padraigin King besiegt werden sollte – für weitere Fights empfehlen.
     
    Schließlich war unten Einlaß. Der Bloodpool füllte sich mit Brodeln.
    Nach und nach trudelten die anderen Virts ein. Erfahrenere, abgezehrte Gestalten, die sich illusionslos in der Drittliga herumprügelten, und ein paar junge, breitbeinige Hotstarts, die die Lektion, daß die dritte Liga zu umfangreich war, um transit genommen zu werden, noch nicht begriffen hatten.
    Die Spielerin des Padraigin King, Melanie Namgalies, tauchte auf und erntete ein paar anerkennende Pfiffe und Anmache r sprüche. Sie war eine ernst dreinblickende, kurzhaarige Schö n heit aus einem dieser neuen und nicht besonders haltbaren osteuropäischen Staaten. Als ihre Blicke sich kurz begegneten, konnte Esch sofort erkennen, daß sie nicht an ihm interessiert war. Sie hatte ihre Zukunft noch vor sich, seine lag schon hinter ihm.
     
    Die Kämpfe begannen, und die reißerischen Ansagen des Moderatorenduos hallten durch die Gänge. Gothjob war als letzter dran, als Highlight des Abends, und sein Virt, dessen Oberkörper mit Hundefellimplantaten verziert war, kickte einen Sandsack, um sich warm zu machen. Melanie Namgalies stand wie eine Tänzerin mit hochgestelltem Bein an einer Wand und machte Dehnungsübungen. Esch nahm die Kopfh ö rer runter und lauschte den Ansagen der Moderatoren, den virtuellen Kampfgeräuschen und den Reaktionen der anfeuer n den Zuschauer. Es gab auch einen Monitor unter der Decke, der die Kämpfe visuell übertrug, aber Esch stellte sie sich lieber nur vor, denn das zwang ihn dazu, Bewegungen zu erfinden.
    Chainsaw Lilly pürierte Odin Lichtauge, Melanie und Esch waren als nächste dran. Sie gingen hintereinander die Treppe hinunter, die mitten ins Stroboskop-Feuerwerk führte.
    »Padraigin King ist ein mit einer Bihänderbreitaxt bewaffnetes Ungeheuer, das mit einem einzigen Schlag den Stamm einer Rotfichte durchhauen kann. Sein Kampfrekord ist makellos: vierzehn Siege in vierzehn Kämpfen. Begrüßt heute hier bei uns: aus dem Menkar-Cluster und mit einer EAP-Anzahl von 568 – der von Melanie Namgalies gespielte Padraigin King !«
    Auf den Rundummonitoren flackerte der Padraigin King auf, ein fast drei Meter hoher Titan mit Brustwarzenringen in der Größenordnung von Türklopfern. Seine gewaltige Doppelaxt war mindestens mannshoch. Man sah ihn durch idyllische Wälder toben, auf einer sturmumtosten Klippe die Axt wirbeln, auf einem mächtigen mattschwarzen Schlachtroß einem hoc h aufgelösten Orkheer entgegenreiten, und in einer Selektion von Best Shots sah man ihn mit wuchtigen zweihändigen Hieben einige seiner bisherigen Gegner in Stücke hauen.
    »Seine Gegnerin heute hat schon eine lange Geschichte vorz u weisen, und wir freuen uns immer wieder, sie hier im Bloo d pool antreten zu sehen. Tabula Razor ist nach achtundsiebzig Siegen in einhunderteinundsechzig Kämpfen immer noch rasiermesserscharf und testosteroninduzierend wie zu Beginn ihrer atemlosen Karriere. Hier ist sie, mit 521 EAPs im Reg u lus-Cluster gespielt von Otis Esch: Tabula Razor !«
    Während Esch und die Namgalies in ihre durch einen Mon i torboden voneinander getrennten Controller-Maschendrahtkäfige kletterten, flimmerte Tabulas Promo-Video über die Wände. Tabula im Kampf gegen sechs Ninjas, Tabula, wie sie auf einem Salzsee mit einem Rocket-Dragster um die Wette rennt, Tabula nackt im Swimmingpool, ein großer weißer Hai greift sie an, sie steigt aus dem Wasser, jetzt notdürftigst bekleidet mit Ketten aus Haifischzähnen. Dazu ein paar Kampfskizzen, eine davon aus ihrem legendären Zwei t ligasieg gegen The Left-Handed Gun.
    Die Display-Brille samt Audio-Plugs bereits in Händen, ließ Esch einen letzten Blick über die Zuschauer schweifen. Die Menge war divers wie immer. Ein paar Slamdiver, Oversurf-Kids, Pseudo-Cyborgs mit Metallimplantaten, eine elegante Mittvierzigerin im grauen Bürokostüm, Virts mit Dreadlocks oder buntrasierten Haaren, Wetten plazierende Datentran s ferkarrieristen in Rudeln, Fashion Vampires mit Sonnenschle i ern und Porzellanzähnen, Self-Engineering-Music Fans, chemisch vollgedröhnte Akkordlohnprolls, Angehörige ve r schiedener Virt ual-Battlemech-Clans und der Besitzer des Bloodpool, Cengiz Yumak, wie immer mitten im Getümmel. Die Stimmung war gut genug. Viele der Zuschauer hatten ihre eigenen
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