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Neverwake

Neverwake

Titel: Neverwake
Autoren: Tobias O. Meissner
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Schultern um 180 Grad. Das Genick des Kings krachte und splitterte, und mit leerer Energieleiste stürzte er ins Wasser.
    1:1. Der mittlere Kreis wurde grün für Esch. Die Audio-Plugs übertrugen den begeisterten Jubel der Zuschauer, w ä hrend Tabula ein paar selbstlaufende triumphierende Posen vorführte.
    Esch wischte die Handflächen blind an seinem Shirt ab. Die dritte und entscheidende Runde. Tabula und der King standen sich wieder in der Mitte des Sees gegenüber.
    Zu Beginn dieser Runde arbeitete Esch fast nur mit den Fußp e dalen, sprang mal links hoch, dann rechts, und versuchte den King zu unüberlegten Ausfällen zu reizen. Der King seinerseits hütete sich, zu weite Bogenschwünge zu vollführen, die seine Deckung öffneten.
    Esch arbeitete gerade daran, eine Zwölftasten-Combo einzug e ben, um mit einer Serie von asymmetrischen Roundspins und Whirlkicks Raubbau an Kings Energieleiste zu betreiben, als der King plötzlich seine Axt warf. Dieser Move war dermaßen überraschend und unorthodox, daß Tabula die fast kleinstflu g zeuggroße Waffe voll gegen die linke Schulter bekam. Der King schlidderte nach vorne, packte die taumelige Tabula mit beiden Händen, riß sie hoch über seinen Kopf und knallte sie unter Wasser auf den Grund. Hektisch rührten Eschs Finger auf den Controllern, aber entweder war der Stun Factor eines solchen Treffers enorm hoch, oder die Namgalies rührte mindestens ebenso effektiv dagegen an. Jedenfalls entließ der King Tabula nicht aus seinem Griff, und sie konnte sich nicht daraus entwinden. Er riß sie wieder hoch und schmetterte sie wieder hinunter, riß sie wieder hoch und schmetterte sie wieder hinunter, bis ihm beim vierten Mal endlich selber die Füße im simulierten Schlick wegrutschten und sie beide in einer gisc h tenden Fontäne übereinander purzelten. Tabula strampelte sich frei. Für einen Moment konnte sie die Axt herrenlos unter Wasser liegen sehen, aber wahrscheinlich hatte diese Waffe dermaßen hohe Gewichtswerte, daß Tabula sie gar nicht sinnvoll benutzen konnte.
    Der King schnaufte waffenlos hinter ihr her, also trat Tabula ihm mehrmals gegen den Kopf. Dann begann er äußerst erfol g reich zu blocken, so daß sie sogar selber Schaden nahm, wenn sie seine Deckung traf. Esch konnte sich jetzt keinen Fehler mehr erlauben, Tabulas Energieleiste war nur noch zu einem Drittel voll, während der King noch drei Viertel in Reserve hatte und dementsprechend schneller irgendwelche Special Moves aufbauen konnte. Wegen seines Größenvorteils und seiner guten Deckungsarbeit brachte es nichts, gegen einen faustkämpfenden King mit ausholenden Kicks und Punches vorzugehen. Tabula ging in den Infight und ließ ihre Rasie r klingen arbeiten. Die Energieleiste des Kings begann zu schwinden. Tabula schuftete und rackerte. Eschs Finger hä m merten über die Controller, während seine Füße völlig stil l standen.
    Der Kampf endete, als dem etwas ratlos agierenden King endlich ein Counter Grapple gelang. Seine Schaufelhände bekamen zwei von Tabulas wirbelnden Gliedmaßen zu fassen, und der Namgalies gelang innerhalb von Sekundenbruchteilen ein echter Coup: Sie hieb einen astreinen Finishing Move in die Tasten. Padraigin King riß Tabula Razors schlanke Gestalt in die zwei ungleichen, schlenkernden Teile einer Puppe ause i nander. Virtuelles Blut und sogar virtuelle Innereien klatschten von innen gegen sämtliche Monitore und Bildbrillen, und die Menge kreischte und trampelte vor Ergriffenheit. Der wildr o mantische Hintergrund ging in ein psychedelisches Farbe n spektakel über, in dem der Padraigin King mit erhobenen Armen einen wilden Gorillatanz veranstaltete.
    Esch riß sich die Specs vom Kopf und hängte sie fluchend ein. Die Spielerkäfige waren nicht zuletzt deshalb aus Masche n draht, weil etliche Virts dazu neigten, nach verlorenem Kampf ihre Specs durch die Gegend zu schleudern.
    Der Finishing Move war eine ärgerliche Sache gewesen. Bis dahin war der Kampf so ausgeglichen, daß Tabula auch bei einer Niederlage wohl nur etwa sieben EAPs verloren hätte, aber ein regelrechtes Zerfetztwerden am Ende konnte den Verlust bis auf zwanzig Punkte hochtreiben. Wenn man b e dachte, daß der Padraigin King sich in nur vierzehn Kämpfen um 268 Punkte gesteigert hatte, mußten der Namgalies fast ausschließlich solche 20er-Performances gelungen sein.
    Während die Namgalies von neuen und alten Fans umringt und bejubelt wurde, war Esch aus dem Käfig geklettert und warf einen
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