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Neverwake

Neverwake

Titel: Neverwake
Autoren: Tobias O. Meissner
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Display-Brillen eingestöpselt, um nicht auf die Mon i tore angewiesen zu sein, sondern um die Bewegungen der um das Kampfgeschehen herum rotierenden Kamera subjektiv mitempfinden zu können. Die Monitor-Gaffer versuchten nach all den Jahren immer noch, bei der Swimmingpoolsequenz einen Blick auf Tabulas rasierte Scham zu erhaschen.
    Esch checkte die Fußpedale, setzte sich die Specs auf und drückte mit allen Fingern die zehn Tasten auf den beiden Controllern gleichzeitig, um online zu gehen. Schwarz wurde zu einem Zapfen, Tropfen, Teich.
    Der Kampfplatz gefiel ihm. Ein flacher, fast kreisrunder Bergsee, das Wasser nur fünfzehn Zentimeter tief und glasklar transparent. Mit den Füßen im Wasser und damit auf rutsch i gem Grund zu kämpfen war ein Vorteil für Tabula, die die Kampftechniken des west-javanesischen Pentjak-Silat b e herrschte. Reines Glück, denn der Kampfhintergrund wurde zufällig aus etwa 5000 zur Verfügung stehenden Hintergründen ausgewählt.
    Die Ufer des Sees waren mit Nadelbäumen gesäumt, aber sicherlich war die Kampfplatzbarriere bereits am Rand der Wasserfläche. Im Hintergrund erhoben sich in allen Richtu n gen zerklüftete blaugraue Berge unter einem tiefblauen und weißdurchwolkten Himmel. Kanada oder Alaska im Hoc h sommer, irgend etwas in der Richtung.
    Padraigin King stand zwanzig Meter entfernt und zeigte seine Hauer.
    Das Wasser überspülte kaum seine Füße.
    Links oben in seinem Sichtfeld konnte Esch Tabulas Energi e balken sehen, darunter den vom King. Rechts oben schwebten drei transparente Kreise. Dies war ein Kampf über zwei Sie g runden. Wenn alles gut lief, würde der rechte Kreis transparent bleiben und der linke und mittlere würden sich grün färben.
    Für einen Moment wurde das Bild farbnegativ. Dies war das Startsignal.
    Der Padraigin King stürmte sofort los und brüllte dabei wie ein Auerochse. Tabula wich tänzelnd zurück, mußte die Schwac h stellen im enormen Reichweitenvorteil des King erstmal auszurechnen lernen. Virtuelles Wasser spritzte und bildete sich zu regenbogenfarbigen Tropfen aus. Padraigin King schlug eigenartig ausgefranste Dreierkombinationen und dann sogenannte Haymaker, die einen glühenden Lichtschweif hinter sich herzogen, um einen Special Move zu charakterisi e ren. Tabula hatte Gleichgewichtsvorteile aufgrund ihres Tra i nings, während der King mehrmals durch die Wucht seiner Hiebe beinahe ausglitt. Dennoch war der King enorm gefäh r lich, denn ein Treffer von ihm zog so viel Energie ab wie drei Spinning Kicks von Tabula.
    Eine Zeitlang wogte der Kampf ziemlich ausgeglichen hin und her. Tabula wurde niemals zentral, aber mehrmals peripher getroffen, was beträchtlichen Schaden verursachte. Dafür kamen mindestens ein Dutzend Mal ihre Hände und Füße durch. Die Runde endete, als der King Tabula mit einem blitzschnellen Sweep dicht unter der Wasseroberfläche von den Füßen holte und dann brüllend und sabbernd auf sie drau f sprang. Tabulas Energiebalken blinkte und leerte sich völlig. 1:0 für den King. Sein Winning Stance erinnerte an einen eine Eisenbahn zwischen den Händen schüttelnden Godzilla. Der linke der drei Kreise färbte sich rot in Eschs Sichtanzeige. Beide Energiebalken füllten sich wieder. Die Kämpfer wurden automatisch wieder auf ihre Ausgangsposition zurückgesetzt. Zweite Runde.
    Tabula kämpfte diesmal noch defensiver und hatte damit zu Beginn leichtes Spiel. Achtmal hatte sie ihre Rasierklingen in die Ausschwungbewegung der ins Leere gehenden Schläge Kings gestreut, und sein Energiebalken war bereits halb leer, während Tabulas noch randvoll war. Eine Perfect Round schien sich abzuzeichnen.
    Doch Melanie Namgalies war nicht dumm genug, immer wieder denselben Fehler zu machen. Sie deutete Schläge mit der Axt jetzt nur noch an und überraschte Tabula dann zweimal mit fast ansatzlosen Bodykicks. Tabula schlieferte durchs Wasser und entging den funkensprühenden Finishing Blows nur jeweils um Haaresbreite.
    Sie rappelte sich auf und zog sich mit einer Serie von provozi e renden Backflips zurück bis fast zur Barriere. Der King setzte nach und folgte ihr mit tropfensprühender Axt. Kurz vor dem Ufer rannte Tabula dann vorwärts, drei Schritte weit die Barriere hoch – ein bläuliches Funkeln mitten in der leeren Luft –, stieß sich ab, sprang einen halben Rückwärtssalto nach hinten, packte dabei die Ohren des Padraigin King mit den Händen und verdrehte ihm durch den Schwung des Sprunges den Kopf auf den
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