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Neverwake

Neverwake

Titel: Neverwake
Autoren: Tobias O. Meissner
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Abenteue r spielplatz umgewandelt worden war, auf dem solvente Kunden in Lichtabtasteranzügen und Schutzhelmen herumtobten und sich gegenseitig mit divers formatierten Laserwaffen jagen und abknallen konnten. In einem Teilbereich des Laser Park standen allerdings ein Kickbox-Sparringsring, einige Fitne ß maschinen, neuere Arcaden-Automaten sowie zehn komplett hochgerüstete Virt -Trainings-Hardwares, und Duschgelege n heiten gab es auch. Esch speiste Tabula ein und kreierte sich einen vom Computer gespielten Testgegner, der dem Padraigin King in Körperumfang und Bewaffnung möglichst ähnlich war. Aus lizenzrechtlichen Gründen war es nicht möglich, auf die echten Werte des Kings zurückzugreifen, aber ohne Melanie Namgalies an den Controllern wäre selbst der echte King nichts wert gewesen.
    Esch konzentrierte sich auf Counter Grapples und Dodge Attacks und wirbelte den klobigen Gegner selbst auf der höchsten Spielstufe mehr oder weniger herum, wie es ihm paßte. Es war frustrierend. Es war niemals echt genug. Dann verließ Esch sein Set und kuckte sich um, ob an einer der anderen Engines zufällig jemand trainierte, der einen einige r maßen gefährlichen Eindruck machte, aber Fehlanzeige. Die sechs anderen Virts, die heute im Laser Park sparrten, waren entweder Anthill-Kanonenfutter oder sogar nur Liga-Anwärter. Heute war auch gegen Geld kein guter Fight zu haben. Also nahm Esch im ummantelten Gravigleiter-Pilotsitz eines Future-Racers Platz und bretterte mit knapp 900 Stundenkilometern über die Oberfläche eines mit Hindernissen gespickten und mit aus allen Rohren feuernden Gegnern angereicherten Lavapl a neten. Racer waren gut für die allgemeine Reaktionsgeschwi n digkeit, und Esch fuhr so lange, bis alle Freispiele aufgebraucht waren.
    Danach schnallte er sich noch in eine Muskel-Aufhängung und zog mit allen vier Gliedmaßen an beweglichen Gewichten, bis es ihm zu langweilig wurde. Aber wenigstens kam er dadurch ein wenig ins Schwitzen.
    Er duschte, trocknete sich ab und zog hinterher dieselben Klamotten wieder an wie vorher. Als er den Gang entlangging, der aus den Trainingseinrichtungen des Laser Park ins Freie führte, kam ihm eine Frau entgegen, die er schon einmal gesehen hatte, gestern, im Bloodpool, nur hatte sie da ein graues Bürokostüm getragen, und heute einen in mattgelben Farbtönen aufeinander abgestimmten Hosenanzug.
    »Herr Esch? Otis Esch?«
    »Yep.«
    »Paulie Bonner vom Bloodpool hat mir erzählt, daß Sie hier im Laser Park trainieren.«
    »Sie haben Glück. Ich wollte gerade abhauen.«
    »Ich will Sie gar nicht lange aufhalten. Mein Name ist Karolin Berba. Ich arbeite für INFORM. Hier ist meine Karte. Unter Umstanden – das heißt, falls Sie Interesse haben – h ä tten wir eine Job für Sie.«
    Esch nahm die braun-goldene Kunstwildlederkarte. Dr. Kar o lin Berba. System Analyst. Darunter eine Büroadresse und diverse Anschlußnummern. Das alles vor dem Hintergrund des goldgeprägten INFORM-Schriftzuges, dem Signet einer dieser multinationalen Jumpstart-Progammierfirmen in der neuen Peripherie-Boomtown Potsdam.
    »Ich bin ein bißchen verwirrt, Doktor Berba. Ich habe meinen Kampf gestern doch verloren, warum bieten Sie nicht lieber der Siegerin einen Job an?«
    »Nun, ich habe mir die gesamte Veranstaltung bis zum bitteren Ende angesehen und hatte im nachhinein den Eindruck, daß Sie der einzige Virt gestern abend waren, der nicht nur stur seinen Stiefel heruntergespielt hat, sondern der sich wirklich auf seinen Gegner eingestellt hat. Wir sind auf der Suche nach jemandem, der in der Lage ist, seine Spieltaktik unvorherse h baren Gegebenheiten anzupassen.«
    »Mit anderen Worten: Sie brauchen einen Spieletester.«
    »Das könnte man im weitesten Sinne so formulieren.«
    »Tut mir leid, aber so etwas mache ich nicht. Ich bin in der Liga und immer noch recht gut dabei, für … Nebenjobs bleibt mir einfach keine Zeit.«
    »Eine reine Motivationsfrage, nehme ich an.« Sie hatte ausg e sprochen charmante Lachfältchen in den Augenwinkeln.
    Esch strich sich die nassen Haare zurück.
    »Hören Sie, ich will nicht unhöflich sein, aber Geld brauche ich im Moment auch nicht dringend, ich hab gerade wieder etwas verdient und weitere Kämpfe in Aussicht.«
    »Geld ist auch nicht alles, womit ich versuchen würde, Sie zu motivieren, Herr Esch. Ich würde Ihnen lieber einen Namen nennen.«
    »Was für einen Namen?«
    » Den Namen des anderen Spieletesters, der zur Zeit für uns arbeitet,
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