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Never Knowing - Endlose Angst

Never Knowing - Endlose Angst

Titel: Never Knowing - Endlose Angst
Autoren: Chevy Stevens
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Mahagonischreibtisch und Bücherregalen, die bis zur Decke reichten. Scheuchte eine Katze von einem antiken Lehnstuhl mit braunem Lederbezug.
    Ich setzte mich und versuchte zu lächeln. »Perserkatzen sind wunderschön.«
    Sie erwiderte mein Lächeln nicht. Sie hockte auf der Kante von ihrem Sessel. Die Hände umklammerten einander in ihrem Schoß, die Knöchel waren weiß.
    Ich sagte: »Dieser Sessel ist großartig … ich restauriere alte Möbel, und dieser hier ist makellos. Ich liebe Antiquitäten. Alles, was alt ist, um genau zu sein, Autos, Kleider …« Meine Hand strich über die enganliegende schwarze Samtjacke, die ich mit Jeans kombiniert hatte.
    Sie starrte auf den Boden. Ihre Hände begannen zu zittern.
    Ich holte tief Luft und kam auf den Punkt.
    »Es ist nur so, dass ich wissen will, warum Sie mich weggegeben haben. Ich bin Ihnen nicht böse, ich habe ein gutes Leben. Es ist nur … ich will es einfach wissen. Ich
muss
es wissen.«
    »Ich war jung.« Ihre Stimme klang jetzt näselnd und tonlos. »Es war ein Unfall. Ich wollte keine Kinder.«
    »Warum haben Sie mich dann zur Welt gebracht?«
    »Ich war katholisch.«
    War?
    »Was ist mit Ihrer Familie, ist sie …«
    »Meine Eltern sind bei einem Unfall ums Leben gekommen –
nach
Ihrer Geburt.« Mit dem letzten Teil platzte sie geradezu heraus.
    Ich wartete, dass sie mehr sagen würde. Die Katze strich um ihre Beine, aber sie streichelte sie nicht. Ich sah, wie ihre Halsschlagader hektisch pulsierte.
    »Das tut mir sehr leid. War der Unfall auf der Insel?«
    »Wir … sie … lebten in Williams Lake.« Sie wurde rot.
    »Ihr Name, Laroche. Was bedeutet das? Das ist Französisch, oder nicht? Wissen Sie, aus welchem Teil von …«
    »Ich habe nie nachgeforscht.«
    »Und mein Vater?«
    »Es geschah auf einer Party, und ich erinnere mich an gar nichts. Ich weiß nicht, wo er jetzt ist.«
    Ich starrte die elegante Frau vor mir an. Nichts an ihr passte zu einem betrunkenen One-Night-Stand. Sie log. Ich war mir ganz sicher. Ich wollte sie zwingen, mich anzusehen. Sie starrte die Katze an. Ich verspürte den irrsinnigen Drang, das Tier aufzuheben und auf sie zu schleudern.
    »War er groß? Sehe ich ihm ähnlich oder …«
    Sie stand auf. »Ich sagte Ihnen, dass ich mich nicht erinnere. Sie sollten jetzt besser gehen.«
    »Aber …« Hinten im Haus ging eine Tür.
    Julias Hand flog hoch, um ihren Mund zu bedecken. Eine ältere Frau mit lockigem blonden Haar und einem pinkfarbenen Schal um ihre schmalen Schultern drapiert kam um die Ecke.
    »Julia! Gut, dass du zu Hause bist, wir sollten …« Als sie mich sah, blieb sie stehen, ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Oh, hallo. Ich wusste nicht, dass Julia eine Studentin hier hat.«
    Ich stand auf und streckte die Hand aus. »Ich bin Sara. Professor Laroche war so freundlich, meine Arbeit mit mir durchzugehen, aber jetzt muss ich los.«
    Sie ergriff meine Hand. »Katharine. Ich bin Julias …« Ihre Stimme verlor sich, als sie Julias Blick suchte.
    Ich unterbrach das peinliche Schweigen. »Es war nett, Sie kennenzulernen.« Ich wandte mich an Julia. »Noch einmal vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    Sie rang sich ein Lächeln ab und nickte.
    Beim Auto blickte ich über die Schulter zurück. Sie standen immer noch in der offenen Tür. Katharine lächelte und winkte, doch Julia starrte mich nur an.
     
    Sie verstehen also, warum ich Sie sprechen musste. Ich habe das Gefühl, auf einer Eisfläche zu stehen. Überall um mich herum knackt es, aber ich weiß nicht, in welche Richtung ich mich wenden soll. Soll ich versuchen herauszufinden, warum meine leibliche Mutter gelogen hat? Oder soll ich Evans Rat beherzigen und es einfach auf sich beruhen lassen? Ich weiß, Sie werden mir sagen, dass ich die Einzige bin, die das entscheiden kann, aber ich brauche Ihre Hilfe.
    Ich muss ständig an Elch denken. Als Welpen hatten wir ihn einmal in der Waschküche gelassen, als wir an einem kalten Samstag ausgegangen sind, weil er noch nicht stubenrein war – der kleine Racker pinkelte überall hin, so dass Ally versuchte, ihn mit ihren Puppenwindeln zu wickeln. Wir hatten einen wunderschönen hellen Sisalteppich, den wir von einem Ausflug nach Saltspring Island mitgebracht hatten, und er musste angefangen haben, an einer Ecke zu knabbern, und hat dann einfach immer weiter daran gezogen. Als wir nach Hause kamen, war der Teppich völlig ruiniert. Mein Leben ist wie dieser wunderschöne bunte Teppich – es hat
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