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Never Knowing - Endlose Angst

Never Knowing - Endlose Angst

Titel: Never Knowing - Endlose Angst
Autoren: Chevy Stevens
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deinem Cyberfreund gechattet?«
    Ich erwiderte sein Lächeln. »Mit welchem?«
    Evan griff sich an die Brust, ließ sich in seinen Schreibtischsessel plumpsen und seufzte. »Wahrscheinlich hoffst du darauf, dass er massenweise Klamotten hat.«
    Ich lachte. Ich habe schon immer Evans Hemden gemopst, vor allem, wenn er eine Reisegruppe in seiner Lodge mitten in der Wildnis bei Tofino betreuen muss – drei Stunden von unserem Haus in Nanaimo entfernt und direkt an der Westküste von Vancouver Island gelegen. Dort kann er Kajaktouren und Whale Watching anbieten, nicht nur Angelausflüge. In solchen Wochen trug ich seine Hemden oft rund um die Uhr. Ich stürzte mich in die Arbeit an einem neuen Möbelstück, und wenn er wieder nach Hause kam, war sein Hemd total fleckig, und ich musste ihm alle möglichen Gefallen tun, damit er mir vergab.
    »Tut mir leid für dich, Schatz, aber ich muss dir leider sagen, dass du der einzige Mann für mich bist – niemand sonst würde mit meinen Macken klarkommen.« Ich legte meinen Fuß auf seinen Schoß. Mit seinem schwarzen Haar, das in alle Richtungen abstand und dem üblichen Outfit, bestehend aus Cargohose und Polohemd, sah er aus wie ein Collegestudent. Vielen Leuten ist gar nicht klar, dass die Lodge Evan selbst gehört.
    Er lächelte. »Oh, ich bin sicher, dass es irgendwo einen Doktor mit einer Zwangsjacke gibt, der dich richtig süß fände.«
    Ich tat, als würde ich ihm einen Tritt verpassen. »Ich habe gerade einen Artikel gelesen«, sagte ich und begann, meine schmerzhaft pochende linke Schläfe zu massieren.
    »Bekommst du Migräne, Schatz?«
    Ich ließ die Hand in den Schoß sinken. »Nur eine kleine, das geht schon wieder vorbei.«
    Er musterte mich prüfend.
    »Okay, ich hab gestern die Tablette vergessen.« Nachdem ich jahrelang alle möglichen Medikamente ausprobiert habe, bin ich inzwischen bei Betablockern angelangt, mit denen ich meine Migräne endlich im Griff habe. Das Problem ist nur, dass ich auch daran denken muss, sie zu nehmen.
    Er schüttelte den Kopf. »Und um was ging es in dem Artikel?«
    »In Ontario kann man neuerdings seine Adoptionsunterlagen einsehen, und …« Ich stöhnte, als Evan einen Druckpunkt an meinen Füßen behandelte. »Ich habe Briefe von Leuten gelesen, die adoptiert wurden oder ihre Kinder weggegeben haben.« Von unten war Allys Kichern zu hören.
    »Überlegst du, nach deiner leiblichen Mutter zu suchen?«
    »Eigentlich nicht. Es war einfach interessant.« Aber ich dachte
doch
daran, sie zu suchen. Ich war mir nur nicht sicher, ob ich schon bereit dazu war. Dass ich adoptiert war, hatte ich immer gewusst, aber ich hatte nie begriffen, dass ich dadurch anders war. Bis Mom sich eines Tages hinsetzte und mir erzählte, wir würden ein Baby bekommen. Ich war damals vier. Als Mom immer runder und Dad immer stolzer wurde, begann ich mir Sorgen zu machen, sie könnten mich zurückgeben. Ich wusste nicht,
wie
anders ich war, bis ich sah, wie mein Vater Lauren anschaute, als sie sie nach Hause brachten, und anschließend mich, als ich bat, sie halten zu dürfen. Zwei Jahre später kam Melanie. Auch bei ihr erlaubte er mir nicht, sie auf den Arm zu nehmen.
    Evan, der viel eher als ich bereit ist, ein Thema fallenzulassen, nickte.
    »Wann willst du zum Brunch?«
    »Viertel nach gar nicht.« Ich seufzte. »Zum Glück kommen Lauren und Greg, Melanie bringt nämlich
Kyle
mit.«
    »Mutig von ihr.« Sosehr mein Vater Evan mag – wahrscheinlich werden sie den ganzen Brunch damit verbringen, ihren nächsten Angelausflug zu planen –, so sehr verabscheut er Kyle. Was ich ihm nicht verdenken kann. Kyle ist ein Möchtegernrockstar, allerdings beherrscht er meiner Ansicht nach kein Instrument, sondern nur meine Schwester. Aber Dad hat unsere Freunde schon immer gehasst. Ich bin immer noch ganz baff, dass er Evan mag. Es brauchte nicht mehr als einen Ausflug zur Lodge, und er sprach von ihm wie von dem Sohn, den er nie hatte. Er gibt immer noch mit dem Lachs an, den sie damals gefangen haben.
    »Sie scheint zu glauben, dass Dad seine Qualitäten erkennen wird, wenn er ihn nur öfter sieht.« Ich schnaubte.
    »Sei nett zu ihm. Melanie liebt ihn.«
    Ich tat, als würde ich erschaudern. »Letzte Woche hat sie zu mir gesagt, ich sollte langsam mal anfangen, an meiner Bräune zu arbeiten, wenn meine Haut nicht die gleiche Farbe haben soll wie mein Kleid. Unsere Hochzeit ist erst in neun Monaten!«
    »Sie ist nur eifersüchtig – das darfst du nicht
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