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Never Knowing - Endlose Angst

Never Knowing - Endlose Angst

Titel: Never Knowing - Endlose Angst
Autoren: Chevy Stevens
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Jahre gedauert, es zusammenzunähen. Jetzt befürchte ich, dass es, wenn ich an dieser einen Ecke weiter daran ziehe, irgendwann ganz aufgeribbelt ist.
    Aber ich weiß nicht, ob ich damit aufhören kann.

2. Sitzung
    Ich habe über alles nachgedacht, was Sie gesagt haben – dass ich nicht alles sofort entscheiden muss, dass ich mir über meine Erwartungen klarwerden muss ebenso wie über meine Gründe, warum ich mehr über meine Vergangenheit erfahren will. Ich habe sogar eine Tabelle mit den Pros und Kontras aufgestellt, so wie wir das früher zusammen gemacht haben. Ich habe alles ordentlich in Spalten sortiert, aber ich bin immer noch nicht schlauer. Also bin ich in meine Werkstatt gestapft, habe Sara McLachlan angemacht und mir die Seele aus dem Leib geheult, während ich mich über einen Eichenschrank hermachte. Mit jeder Farbschicht, die ich runterbekam, wurde ich ruhiger. Es war egal, ob sie gelogen hatte oder wo ich herkam. Was zählte, war mein Leben jetzt.
    Kaum war ich von der Wiedervereinigung mit meiner Mutter geflohen, hatte ich Evan angerufen. Als er am Wochenende nach Hause kam, brachte er mir Schokolade und Rotwein mit, als verfrühte Valentinsüberraschung – der Mann ist kein Dummkopf. Aber am klügsten war es, dass er mir keinen Vortrag gehalten, sondern mich einfach in den Arm genommen hat und mich schimpfen und toben ließ, bis mir die Puste ausging. Und natürlich ging mir irgendwann die Puste aus – und die Depression kam. Es war schon so lange her, seit ich die letzte hatte, dass ich es zuerst gar nicht merkte. Wie ein Exfreund, dem man zufällig über den Weg läuft und bei dem man sich nicht mehr erinnern kann, warum man sich seinetwegen so mies gefühlt hat, so wütend und alles. Erst zwei Wochen später begann ich, mich fast wieder normal zu fühlen. An diesem Punkt hätte ich aufhören sollen.
     
    Evan war wieder in der Lodge, und Laurens Mann Greg, der für Dads Holzfällerunternehmen arbeitet, war gerade ins Camp aufgebrochen, also rauschten Ally und ich zum Abendessen rüber zu Lauren. Was das Kochen angeht, klappt es bei mir ganz gut, solange ich nicht von einem aktuellen Projekt besessen bin, aber gegen Laurens Roastbeef und Yorkshire Pudding sieht mein Pfannengemüse alt aus.
    Während Laurens zwei Jungs, genau wie sie flachsblond und mit großen, blauen Augen, mit Ally und Elch durch den Garten jagten, nahmen Lauren und ich unseren Kaffee und den Nachtisch mit ins Wohnzimmer. Ich war froh, dass wir dieses Jahr einen milden Winter hatten, obwohl es auf der Insel ja niemals richtig kalt wird, aber es war nett, sich vor ihrem Kamin zusammenzukuscheln und uns von den letzten Katastrophen unserer Kinder zu erzählen. Ihre zwei haben normalerweise nur etwas kaputtgemacht, während meine ständig Ärger in der Schule hat, weil sie andere Kinder herumkommandiert oder redet, wenn sie still sein soll. Evan lacht dann immer und sagt: »Wo sie das wohl herhat«, sobald ich mich darüber beklage.
    Nachdem wir den letzten Rest Schokolade von unseren Tellern gekratzt hatten, sagte Lauren: »Wie kommst du mit den Hochzeitsvorbereitungen voran?«
    »O Gott, erinner mich bloß nicht daran. Meine Liste ist ellenlang.«
    Lauren lachte und legte den Kopf zurück, so dass die Narbe an ihrem Kinn zu sehen war. Vor vielen Jahren war sie einmal vom Rad gefallen. Natürlich hatte Dad mir die Hölle heißgemacht, weil ich nicht genügend auf sie aufgepasst hatte, aber ihrer natürlichen Schönheit tat das keinen Abbruch. Sie schminkt sich nur selten, doch mit dem herzförmigen Gesicht, dem honigfarbenen Teint und der leicht sommersprossigen Nase hat sie das auch nicht nötig. Außerdem gehört Lauren zu den wenigen Menschen, die genauso nett sind, wie sie aussehen – die Sorte, die sich merkt, welche Shampoosorte man benutzt und dann die Gutscheine für einen aufhebt.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass eine Hochzeit mehr Arbeit macht, als man denkt. Und du hast gedacht, es würde leicht werden.«
    »Und das von einer Frau, die bei ihrer eigenen Hochzeit kein bisschen gestresst war.«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich war zwanzig. Ich war einfach nur glücklich zu heiraten. Moms und Dads Garten war alles, was wir brauchten. Aber in der Lodge wird es wunderschön werden.«
    »Ja, das wird es. Aber da gibt es etwas, das ich dir erzählen muss …«
    Lauren sah mich an. »Du bekommst doch wohl nicht etwa kalte Füße?«
    »Was? Natürlich nicht!«
    Sie atmete wieder aus. »Gott sei Dank. Evan tut dir so
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