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Never Knowing - Endlose Angst

Never Knowing - Endlose Angst

Titel: Never Knowing - Endlose Angst
Autoren: Chevy Stevens
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im Krankenhaus war die letzte Person, die ich zu sehen erwartet hatte. Als ich mich durch die Fernsehkanäle zappte, klopfte es leise an der Tür. Ich blickte auf, dachte, es sei eine der Schwestern, und sah Julia dort stehen. Sie sah elegant aus in einem weißen Leinen-Hosenanzug. Und sie schien sich
richtig
unbehaglich zu fühlen.
    »Darf ich eintreten?«
    Ich brauchte einen Moment, um meine Stimme wiederzufinden.
    »Klar, natürlich.« Ich schaltete den Fernseher aus. »Nehmen Sie Platz.« Mit einem Kopfnicken deutete ich auf den Stuhl neben dem Bett, aber sie stellte sich in die Nähe des Fensters. Sie nestelte an einer der Blumen in der Vase herum, pflückte ein Blütenblatt ab und drehte es zwischen den Fingern hin und her. Endlich drehte sie sich um. »Ich habe nicht mit Ihnen gesprochen, seit Sie ihn getötet haben …« Ihre Stimme erstarb, und ich unterdrückte den Drang, das Schweigen zu durchbrechen.
    Warum sind Sie hier? Sind Sie zufrieden, dass er tot ist? Hassen Sie mich immer noch?
    »Ich wollte Ihnen danken«, sagte sie. »Jetzt kann ich schlafen.« Ehe ich etwas antworten konnte, sah sie mir in die Augen. »Katharine ist ausgezogen.«
    Unsicher, warum sie mir das erzählte, sagte ich: »Das tut mir leid.«
    Ihre Miene wurde nachdenklich. »Es war so einfach, ihm die Schuld für alles zu geben, was in meinem Leben schiefging.«
    »Was er getan hat, war …«
    »Jetzt ist er tot. Und jetzt erkenne ich, dass das, was ich getan habe … was das mit den Menschen um mich herum gemacht hat. Wie ich sie fortgestoßen habe …« Ihr Blick fiel auf das Foto auf meinem Nachttisch. »Ist das Ihre Tochter?«
    »Das ist Ally, ja.«
    »Sie ist sehr hübsch.«
    »Danke.«
    Sie starrte immer noch auf das Foto, als meine Mom ins Zimmer kam, mit dem Kaffee, um den ich sie wenige Minuten zuvor gebeten hatte. Als sie Julia sah, fuhr sie zusammen.
    »Oh, tut mir leid. Ich komme später wieder.«
    »Es ist schon in Ordnung, Mom. Bitte bleib.«
    Julia wurde rot, und sie griff nach ihrer Handtasche. »Ich sollte besser gehen.«
    Ich sagte: »Warten Sie eine Sekunde. Bitte.« Sie versteifte sich. »Julia, darf ich Ihnen meine Mutter vorstellen, Carolyn?«
    Mom schaute von Julia zu mir, und ihr Gesicht hellte sich auf. Ich lächelte ihr zu, und mein Blick teilte ihr alles mit, was ich ihr sagen wollte. Sie lächelte zurück.
    Sie wandte sich an Julia und streckte die Hand aus. Ich hielt den Atem an. Julia ergriff die ausgestreckte Hand. Mom hielt sie einen Augenblick mit beiden Händen fest und sagte: »Vielen Dank, dass Sie sie uns gegeben haben.«
    Julia blinzelte ein paarmal. »Sie müssen stolz auf sie sein. Sie ist eine mutige junge Frau.«
    »Wir sind
sehr
stolz auf Sara.« Mom lächelte, und meine Kehle wurde eng.
    Julia sagte noch einmal: »Ich sollte besser gehen.« Sie drehte sich zu mir um. »Ich habe immer noch die Holzwerkzeuge meines Vaters. Wenn es Ihnen wieder bessergeht, können Sie ja einmal vorbeikommen und sie sich ansehen, wenn Sie möchten. Vielleicht ist etwas dabei, das Sie haben möchten.«
    »Gerne. Das wäre klasse.« Das Angebot überraschte mich ebenso wie die Tatsache, dass ich meine kreative Ader vielleicht gar nicht von John hatte.
    Sie nickte knapp und verließ das Zimmer.
    Mom sah mich an und sagte: »Sie scheint ganz nett zu sein.«
    Ich hob eine Braue. »Findest du?«
    »Sie wirkt etwas ungehalten. Aber sie erinnert mich an deinen Vater.«
    »Wie kommst du denn
darauf

    »Sie benehmen sich, als seien sie wütend, wenn sie Angst haben.« Sie ließ sich auf dem Stuhl neben meinem Bett nieder. »Wusstest du, dass dein Vater letzte Nacht die ganze Zeit bei dir geblieben ist, während du geschlafen hast?« Sie lächelte, dann blickte sie noch einmal zur Tür, durch die Julia gerade verschwunden war. »Du hast ihre Hände.«
     
    Gestern habe ich für Ally Frühstück gemacht, Pfannkuchen mit extra Blaubeeren und Schlagsahne – ich verwöhne sie gerade nach Strich und Faden. Als ich ihr den Teller hinstellte, bewegte ich mich zu schnell, und Ally sah mich zusammenzucken.
    »Arme Mommy. Was hilft dir, wenn du krank bist?«
    »Du hilfst mir.«
    Sie verdrehte die Augen. »Das ist ein
Witz

    Mein Herz begann zu flattern.
    In singendem Tonfall sagte sie: »Was hilft dir, wenn du krank bist?«
    Ich spielte mit.
    »Saure Gurken?«
    »Ein Alles-wird-Gutschein!« Sie brach in Gekicher aus.
    »Woher hast du den Witz?«
    »Weiß nicht.« Sie hob ihre kleinen Schultern. »Ich mag Witze.« Sie
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