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Never Knowing - Endlose Angst

Never Knowing - Endlose Angst

Titel: Never Knowing - Endlose Angst
Autoren: Chevy Stevens
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Zitat für seine eigenen Zwecke interpretiert hat. Es gibt einen Spruch, der im Grunde seine gesamte Freundschaft mit mir auf den Punkt bringt: »Behandle sie menschlich, erziehe sie mit militärischer Disziplin, und du wirst ihr Vertrauen gewinnen.« Da wurde mir erst klar, wie sehr Billy mich die ganze Zeit manipuliert hat – er hat mich bei Laune gehalten, hat mir zu essen gebracht und mich auf die nächste »Schlacht« vorbereitet, hat sogar Elch entführt, damit er mir helfen konnte, ihn wiederzufinden.
    Das Erste, was Dad sagte, war: »Ich wusste, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte. Er war nicht angezogen wie ein Cop.« Ich wollte schon widersprechen, dass die Tatsache, dass Billy stets gut gekleidet war, gar nichts zu bedeuten hatte, doch dann merkte ich, dass ich das Gefühl hatte, mich dafür verteidigen zu müssen, weil ich Billy gemocht hatte. Das macht es so schwierig für mich: dass er mir sympathisch gewesen war. Aber vielleicht haben Sie recht, und es war gar nicht Billy, den ich so gut leiden konnte, sondern das, was er mir beigebracht hat. Aber er
hat
mir geholfen. Selbst jetzt, wenn ich in Stress oder Panik gerate, denke ich oft:
Atme, sammle dich und konzentriere dich auf deine Strategie.
    Wenn ich aus dieser ganzen Geschichte eines gelernt habe, dann, dass ich, obwohl ich fünfundneunzig Prozent der Zeit über Angst hatte, mit allem fertig geworden bin, was auf mich einstürzte. Jetzt muss ich nur daran denken, nach vorn zu blicken, wenn alles aus den Fugen zu geraten droht. Ich bezweifle, dass ich in einer Krise jemals cool bleiben werde – so ticke ich einfach nicht. Aber vielleicht höre ich auf, ständig deswegen durchzudrehen, weil ich durchdrehe.
    Die Polizei weiß immer noch nicht, wer Sie überfallen hat. Billy hätte sich in jener Nacht wegschleichen können – ich hatte ihm ja sogar den Code der Alarmanlage verraten, nachdem er mich dazu überredet hatte, eine Beruhigungstablette zu nehmen. Aber er hätte bestimmt damit herumgeprahlt. Sandy glaubt, dass es John war, doch das glaube ich auch nicht. Keine Sorge – dieses Mal werde ich mich heraushalten. Als ich Evan das gesagt habe, hat er nur gelacht und erwidert: »Aber klar doch.« Aber ich schwöre, dieses Mal werde ich es der Polizei überlassen.
    Evan kommt sich vor wie ein Idiot, weil er meine Bedenken wegen des Gewehrs abgetan hat, aber er ist auch ziemlich stolz auf sich, weil er Billy nie vertraut hat. Das nutzt er jetzt ziemlich aus, aber im Großen und Ganzen ist er echt lieb. All die Kämpfe, die wir durchgestanden haben, haben mir Angst gemacht, aber am Ende habe ich begriffen, dass wir verschiedener Meinung und trotzdem richtig füreinander sein können. Nachdem wir mit zwei Killern fertig geworden sind, wird unsere Ehe ein Kinderspiel werden.
    Er hat mich mit Ally zusammen im Krankenhaus besucht. Beim ersten Mal war sie völlig aufgelöst – ihre Mommy so daliegen zu sehen, mit den ganzen Schläuchen, die aus ihr rauskamen. Aber einer der Ärzte hat ihr alles genau erklärt, und da hat sie sich wieder beruhigt. Danach hat sie mich immer gerne besucht, weil ich ihr meinen Nachtisch gegeben habe.
    In den beiden Nächten, die ich im Krankenhaus verbrachte, hat sie in unserem Bett geschlafen – Evan sagte, sie sei ständig schreiend aufgewacht. Wir haben sie zu dieser Therapeutin gebracht, und jetzt geht es ihr besser, aber sie ist immer noch ziemlich anhänglich. Sie hatte auch schon ein paar
richtig
heftige Wutanfälle, daran werden wir noch arbeiten müssen. Aber im letzten Monat ist sie entführt worden, musste zusehen, wie ihre Mom und ihre Tante zusammengeschlagen wurden, und hat mit angesehen, wie ein Mann erschossen wurde. Irgendwo muss sie das alles schließlich lassen.
     
    Melanie kam mich gleich am ersten Tag im Krankenhaus besuchen. Ich schlief gerade, aber als ich die Augen aufschlug, saß sie auf dem Stuhl neben mir und blätterte in der Zeitschrift
People
. Evan hatte mir erzählt, dass sie eine leichte Gehirnerschütterung hatte, so dass ich nicht überrascht war, ihren bandagierten Kopf zu sehen, aber das blaue Auge war ein Schock.
    Ich räusperte mich, doch meine Kehle war immer noch geschwollen von dem Schlauch, den mir die Ärzte in den Rachen gestopft hatten.
    »Nettes Veilchen.«
    Sie lächelte mich an. »Besser als deins.«
    Ich lächelte zurück. »Ich mag violett, das lässt meine Augen grüner wirken.«
    Wir lachten, doch dann stöhnte ich.
    »Stopp, das tut weh.«
    Unsere Blicke
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