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Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition)
Autoren: Cynthia Eden
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Prolog
    Er war nur zu einem einzigen Zweck geschaffen worden: den Tod zu bringen. Mit Trost oder Aufklärung hatte er nichts am Hut.
    Keenans einziger Job war es, denjenigen den Tod zu bringen, die das Pech hatten, von seiner Gabe zu erfahren.
    Und an diesem kalten, stürmischen Abend in New Orleans hatte er sein jüngstes Opfer im Blick. Er beobachtete sie von seinem Posten hoch oben auf der St.-Louis-Kathedrale. Sterbliche Augen entdeckten ihn nicht. Nur jene, die sich bereit machten, das Erdenreich zu verlassen, konnten jemals sein Gesicht sehen. Daher musste er sich nicht sorgen, die wenigen Menschen zu erschrecken, die sich über den Platz vor der Kathedrale kämpften.
    Nein, er sorgte sich wegen nichts. Gar nichts. Hatte er nie. Er berührte, tötete und wartete auf sein nächstes Opfer.
    Die Frau, die er heute Abend beobachtete, war klein, hatte langes schwarzes Haar und blasse, elfenbeinfarbene Haut. Der Wind peitschte ihr Haar nach hinten, riss es aus ihrem Gesicht, als sie die Steinstufen der Kathedrale hinunterlief. Die Türen waren verschlossen gewesen, deshalb konnte sie nicht hinein. Ihr blieb die Chance zum Beten verwehrt.
    Schade.
    Er schlich sich zur einen Seite der Kathedrale, ohne sie aus den Augen zu lassen, als sie in die enge Gasse bog. Pirate’s Alley. Hier hatte er schon andere geholt, sodass diese Straße vor Erinnerungen geradezu zu schreien schien.
    »Nein!«
    Das war nicht die Vergangenheit, die hier schrie. Er erstarrte. Seine Flügel schlugen in der Luft. Das war sie .
    Nicole St. James, Lehrerin, neunundzwanzig Jahre alt. Eine Frau, die an den Wochenenden Nachhilfeunterricht gab, die versuchte, ihr Leben richtig zu leben …
    Und die heute Nacht starb.
    Seine Augen verengten sich, als er aus der Hocke aufsprang. Es war Zeit, näher heranzukommen.
    Nicoles Angreifer hatte sie an die Mauer gedrückt und hielt ihr mit einer Hand den Mund zu, damit sie nicht noch einmal schreien konnte. Seine andere Hand presste er ihr auf die Brust, sodass ihr Rücken flach gegen die Mauer gedrückt wurde.
    Sie wehrte sich heftiger, als Keenan erwartet hatte, boxte und trat um sich.
    Ihr Angreifer lachte nur.
    Und Keenan schaute zu. Er schaute immer zu. So viele Jahre …
    Tränen strömten Nicole über die Wangen.
    Der Angreifer neigte sich zu ihr und leckte sie weg.
    Keenans Magen krampfte sich zusammen. Wissend, dass ihre Zeit nahte, hatte er Nicole einige Wochen lang beobachtet. Er war in ihrem Klassenzimmer gewesen und hatte dem samtigen Klang ihrer Stimme gelauscht. Er hatte zugesehen, wie sich ihre Lippen zu einem Lächeln bogen und sich das Grübchen auf ihrer rechten Wange zeigte.
    In ihren Augen hatte er Lachen gesehen, Sehnsucht und … Lebensfreude.
    Nun lag nichts als blanker Schrecken in ihren grünen Augen, jenes Entsetzen, wie es nur die wahrhaft Hilflosen kannten.
    Dieser Blick gefiel ihm nicht. Er ballte die Fäuste.
    Sieh nicht hin, wenn es dir nicht behagt. Er zwang sich wegzusehen. In seinem Job ging es nicht darum, was ihm zusagte. Das tat es nie.
    Und es gab niemals eine Wahl.
    Sie haben die Wahl; ich habe nur Befehle zu befolgen.
    So war es seit eh und je. Warum also machte es ihm jetzt auf einmal etwas aus? Wegen ihr? Weil er schon zu viel gesehen hatte? Weil er zu oft an ihrer Seite gewesen war?
    Verlockung.
    »Es wird wehtun.«
    Das raspelnde Flüstern des Mannes hallte in Keenans Kopf. Weder der Angreifer noch Nicole konnten ihn sehen. Noch nicht.
    Eine Berührung – mehr brauchte es nicht.
    Doch noch war ihre Zeit nicht gekommen.
    »Der Sturm ist so laut.« Der Mann nahm seine Hand von Nicoles Mund. »Dich hört so oder so keiner schreien.«
    Trotzdem stieß sie einen lauten, langen, verzweifelten Schrei aus. Und sie wehrte sich weiter.
    Keenan hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich so vehement gegen den Tod sträuben würde. Manche kämpften gar nicht, wenn ihre Stunde kam. Andere wehrten sich, bis er sie fortzerrte.
    Stoff ratschte entzwei. Der Kerl hatte ihre Bluse aufgerissen, und Keenan sah ihren cremefarbenen BH und die festen Erhebungen ihrer Brustspitzen.
    Hilf ihr. Dieser Wunsch kam aus seinem Innersten, aber er durfte ihm nicht nachgeben.
    »Nein!«, brüllte Nicole. »Bitte nicht! Lass mich los!«
    Ihr Angreifer hob den Kopf. Keenan sah ihn an, registrierte die eingefallenen Züge, das schwarze Haar und die Augen, die für einen normalen Mann zu dunkel waren. »Nein, Baby, ich lass dich nicht los.« Er leckte sich die Lippen. »Verflucht, ich bin viel zu
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