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Never Knowing - Endlose Angst

Never Knowing - Endlose Angst

Titel: Never Knowing - Endlose Angst
Autoren: Chevy Stevens
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ihm vermutlich nicht geglaubt. Und das wusste er wahrscheinlich.
    Genauso muss er die ganze Zeit gewusst haben, dass ich mit der Polizei zusammenarbeitete, und hat die Treffen vereinbart, um mich auf die Probe zu stellen. Er muss gewusst haben, dass er mit jedem Anruf ein Risiko einging. War er so zuversichtlich, dass sie ihn nicht erwischen würden, oder wollte er den Kontakt zu mir so dringend, dass er bereit war, das Risiko einzugehen? Ich habe ihn verraten, immer wieder, aber er hat trotzdem versucht, mich zu beschützen. Wenn ich zuvor schon die Schuld auf mich geladen hatte, ihn umgebracht zu haben, so habe ich jetzt einen Riesenberg davon aufgehäuft. Ich kann Ihre Theorie nachvollziehen, ich sei möglicherweise so darauf fixiert, dass mein Vater mich retten wollte, um irgendwie damit klarzukommen, dass er ein Serienmörder war. Aber es ist genau das Gegenteil. Zu wissen, dass er
nicht
vollkommen schlecht war, macht es wesentlich schwerer, als wenn er durch und durch bösartig gewesen wäre.
    Ich muss immer wieder an diesen letzten Tag mit John – meinen einzigen Tag mit ihm – denken, wie große Mühe er sich gegeben hat, mir zu gefallen. Und als ich ihn im Fluss angegriffen habe … Was wollte er mir sagen? Ich werde es niemals erfahren. Es gibt so vieles bei diesem Fall, das wir nie erfahren werden, und das bereitet mir die größten Probleme. Akzeptieren und Loslassen ist echt nicht mein Ding. Aber ich muss es, wenn ich jemals so etwas wie Frieden finden will.
    Die Cops sind ziemlich hart mit uns umgesprungen, als sie unsere Aussagen aufnahmen, aber sobald sie die Remington .223 auf Billys Dachboden gefunden hatten und feststellten, dass eine Patronenhülse aus der Asservatenkammer fehlte, schlugen sie eine andere Tonart an. Sandy besuchte mich im Krankenhaus. Es stellte sich heraus, dass es Billy gewesen war, der Julia überredet hatte, wegen eines Treffens mit John mit mir zu reden. Er hatte sie die ganze Zeit über den Fall auf dem Laufenden gehalten, das gehörte zu seiner Strategie: ihr eine Höllenangst einzujagen, damit sie ihrerseits mich unter Druck setzte. Sandy hatte nur wenige Male mit ihr gesprochen. Julia hatte also überhaupt nicht gelogen.
    Sandy entschuldigte sich bei mir, weil sie so besessen von dem Fall gewesen war, und gab zu, dass sie mich nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst hatte. Aber das hatte zum Plan gehört. Als es offensichtlich wurde, dass Sandy und ich keinen Draht zueinander fanden, hatte Billy vorgeschlagen, dass sie die Rolle des bösen Bullen übernehmen sollte, während er den guten Bullen spielte. Sie hat immer noch ein schlechtes Gewissen, weil John sich Ally geschnappt hat, und sie schämt sich furchtbar, weil sie keine Ahnung hatte, welches Spiel ihr Partner trieb. Als ich ihr sagte, ich wüsste, dass sie ihr Bestes gegeben hätte, habe ich Tränen in ihren Augen gesehen, ich schwör’s. Ich betrachte sie jetzt mit anderen Augen – oder vielleicht nehme ich sie endlich überhaupt wahr.
    Als sie Billys Haus durchsuchten, fanden sie ein paar Bücher über
Die Kunst des Krieges
und weitere chinesische Klassiker. Auf seiner Festplatte entdeckten sie einen Entwurf für sein eigenes Buch mit dem Titel
Die Kunst der Polizeiarbeit
. Er hatte mehrere berühmte Fälle als Beispiele herangezogen, aber die meisten der Strategien bezogen sich auf den »einen großen Fall«, die Jagd nach dem Campsite-Killer. Er hatte ganze Notizbücher über John angelegt und besaß Kopien von jeder Akte.
    Ein weiteres Rätsel wurde gelöst, als sie den Verlauf in Billys Browser überprüften und alle Websites fanden, auf denen er den ursprünglichen Artikel verlinkt hatte, in dem enthüllt wurde, der Campsite-Killer sei mein Vater. Er hatte dafür gesorgt, dass sich diese Nachricht über das Internet verbreitete – offensichtlich in der Hoffnung, John aufzuscheuchen. Als die Polizei sich die Seiten genauer anschaute, stellte sie fest, dass er den Artikel unter dem Nickname
The Dark Knight
sogar auf ein paar Foren gepostet hatte, in denen Tipps über gute Campingmöglichkeiten in British Columbia ausgetauscht wurden. Am schlimmsten war, dass er auch die Seite mit meiner Geschäftsadresse verlinkt hatte, von der John wahrscheinlich meine Nummer hatte.
    Als ich aus dem Krankenhaus zurückkam, las ich
Die Kunst des Krieges
von vorne bis hinten durch. Ich versuchte immer noch, einen Sinn in dem zu erkennen, was Billy getan hatte. Aber am Ende blieb nur das Gefühl, dass er jedes
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