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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)
Autoren: Meira Pentermann
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als achtundvierzig Stunden“, fuhr Wicker fort.
    „Also was ist passiert?“
    „So wie’s aussieht, war da so ein Typ namens Carlyle… du kennst ihn, glaube ich. Er ist Kommandant am Denver Stützpunkt des ABVs?“
    „Ja.“ Leonard schauderte es.
    „Wie dem auch sei, dieser Carlyle ist für Alinas Verteidigung eingetreten.“
    Leonards Erleichterung schlug in Sorge um. Wenn Carlyle Alina geholfen hatte, dann nur, weil er sie für sich selbst haben wollte.
    „Hört du überhaupt zu?“, fragte Wicker.
    „Ja, aber wenn es Carlyle war, dann waren seine Absichten nicht ehrenvoll.“
    „Ich weiß. Er ist derjenige, der das Besuchsrecht haben wollte.“
    „Also warum sollte ich mich freuen? Alina ist für diesen Perversling jetzt eine Sexsklavin.“
    „Ganz langsam. Eins nach dem anderen“, ermahnte Wicker ihn, als ob sie mit einem Kleinkind redete. „Er griff ein, ließ seine Verbindungen spielen und bewirkte für Alina am ersten Tag einen Freispruch.“
    „Okay.“
    „Er brachte Beweise vor, dass alles deine Schuld war, Leonard. Dass du die gesamte Flucht geplant hattest.“ Sie lächelte. „Aber dann tauchten einige Typen auf, die behaupteten, Carlyle hätte Hintergedanken und wolle Alina aus persönlichen Gründen frei sehen. Sie beschuldigten ihn, ein Alleingänger zu sein. Weißt du, was ein Alleingänger ist?“
    „Den Ausdruck habe ich schon mal gehört.“
    „Jemand, der nur in seinem eigenen Interesse handelt und nicht zum Wohl der Gemeinschaft. Ein Individualist.“
    Leonard nickte verstehend auf die gegebene Definition, den Kopf leicht schräg gehalten. „Ist das ein Verbrechen?“
    „In manchen Fällen. Carlyle hat die Gerichtsbarkeit untergraben. Er hat sein eigenes Anliegen über die Sicherheit der Gesellschaft gestellt.“
    „Also denken sie immer noch, dass Alina eine politische Verbrecherin ist?“
    Wicker schüttelte ihren Kopf. „Nein. Sie wurde freigesprochen. Dank des sonst so politisch käuflichen Richters, der sich weigerte, sie für dasselbe Verbrechen zwei Mal vor Gericht zu bringen. Er meinte, dass das Urteil weiterhin bestehen bliebe.“
    „Was ist mit Carlyle geschehen?“
    „Inmitten des gesamten Dramas entwickelte er auf mysteriöse Weise einen scheußlichen Fall von CARS.“
    „Nein!“
    „Ja.“ Wicker lachte.
    Ihre Freude hätte Leonard nach den Erfahrungen, die er in der Klinik gemacht hatte, beunruhigen müssen. Jedoch stellte er sich den passiv–aggressiven Carlyle vor, wie er in die sargähnliche Kammer gequetscht wurde, und empfand keinerlei Mitgefühl.
    „Also ist Alina gesund und munter“, sagte Wicker. „Sie bestand darauf, dass Shinskey dich und Natalia benachrichtigt.“
    „Wird sie nach Mesa County kommen?“, fragte Leonard voller Hoffnung.
    Seamus redete dazwischen. „Sie muss sich erst mal bedeckt halten. Keine gute Idee, zum jetzigen Zeitpunkt irgendetwas zu versuchen. Denk nur dran, wie schwer es für euch war, zu flüchten.“
    „Stimmt.“ Leonard hielt kurz inne, um seine Gefühle im Zaum zu halten. „Es ist schön zu wissen, dass sie in Sicherheit ist. Danke. Euch beiden.“
    „Danke Carlyle“, sagte Wicker lachend. „Dieser widerliche, kleine Alleingänger.“ Sie zwinkerte mit einem Auge und stand auf. „Treffen wir uns zum Mittagessen, Shay?“
    „Klar“, antwortete Seamus. „Am Feinkostgeschäft?“
    „Hört sich super an.“ Sie tänzelte anmutig davon. Leonard strahlte, während er ihr zusah, wie sie ging.
    Seamus schlug Leonard auf den Rücken. „Spitzen Neuigkeiten, was? Ich freue mich für dich. Ein Punkt für die guten Jungs, nicht wahr?“
    „Ja. Ein Punkt für uns.“ Leonard drehte sich wieder zu seinem Computer und versuchte, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, aber er blieb den gesamten Vormittag über leicht abwesend. Alina ist frei , dachte er immer und immer wieder und etwas von seinem fest verwurzelten Schuldgefühl löste sich und fiel von ihm ab. Er hatte ihr Leben nicht völlig ruiniert und Natalia würde unwahrscheinlich erleichtert sein, zu hören, dass ihre Mutter in Sicherheit war.
    Vielleicht reicht das für den Moment erst mal.
    Seamus‘ Summen im Hintergrund trug zusätzlich dazu bei, dass Leonard nichts Produktives zustande bringen konnte. Der Rotschopf rollte von einem Computer zum nächsten und zeigte eine Multitasking–Fähigkeit, wie sie Leonard zuvor noch bei niemandem gesehen hatte.
    Kurz vor elf Uhr flimmerte auf Seamus‘ Computerbildschirm ein Video auf.
    „ Sogar schon als
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