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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir
Autoren: Marianne de Pierres
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PROLOG
     
     
    »Ms Plessis, ich habe einen Auftrag für Sie. Vertraulich.«
    Mir entfuhr ein hysterisches Glucksen. Das Ganze war so absurd, dass ich nicht mehr mit dem Lachen aufhören konnte; meine Bauchmuskeln verkrampften sich, und mir traten die Tränen in die Augen.
    Vor mir, in einer schmutzigen Seitengasse des Tert, schwebte ein biorobotischer Verhör-Mecha der Medien. Mein Gelächter schien ihn nicht im Geringsten zu beeindrucken. Er erwiderte meinen ungläubigen Blick mit einem monotonen, gleichgültigen Summen seiner mechanischen Gelenke. Die Verhör-Mechas beherrschten diesen teilnahmslosen Ausdruck perfekt; kein Wunder, sah die Programmierung ihres System-Bios doch nicht einmal die kleinste menschliche Gefühlsregung vor.
    Nachdem ich mir mit der Hand die Tränen aus dem Gesicht gewischt hatte, befestigte ich das Mikrophon, das der Mecha mir überreicht hatte, erneut an meinem Ohr. Meine Heiterkeit ob der skurrilen Situation wurde von argwöhnischer Neugierde ersetzt.
    Was wollte der Journalist von mir, der diesen Mecha steuerte – außer mich für den Mord an Razz Retribution verantwortlich machen?
    Wobei das ein Verbrechen war, das ich ausnahmsweise nicht begangen hatte!
    »Sie verstehen hoffentlich meine Reaktion. Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass mich dieser Mecha in ein Gespräch verstricken würde«, sprach ich in das Mikrophon.
    Die Stimme des Journalisten klang kratzend aus dem Stecker in meinem Ohr. Zweifellos schwebte er irgendwo über mir in seinem Raubvogel durch die Luft; der Verhör-Mecha war nur sein Erfüllungsgehilfe.
    »Wenn jemand von dieser Unterhaltung erfährt, werde ich getötet, und Sie verlieren Ihre letzte Chance, Ihre Unschuld zu beweisen.«
    Ich suchte den Himmel ab, doch die hohen Häuserfassaden links und rechts der schmalen Gasse schränkten meinen Blick ein. Trotzdem war ich mir sicher, dass der Journalist dort oben über den Dächern wie ein Aasgeier über seiner Beute kreiste.
    »Sie glauben an meine Unschuld? Und Sie wollen mir helfen, sie zu beweisen?« Ich mochte noch nicht so recht an mein Glück glauben.
    Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete ich, wie Teece die Gasse betrat und nach mir Ausschau hielt. Mit einer beiläufigen Handbewegung bedeutete ich ihm, Abstand zu halten. Er nickte und verschwand wieder.
    »Nicht alle von uns glauben, dass Sie Razz getötet haben.« Die Verbindung wurde besser, und ich hörte die dünne, angespannte Stimme einer Frau.
    »Was glaubt Ihr dann?« Meine Geduld näherte sich langsam ihrem Ende.
    »Die Medien wollen Ihnen den Mord an Razz Retribution in die Schuhe schieben.«
    »Vergeuden Sie nicht unsere Zeit. Erzählen Sie mir lieber etwas Neues…«
    »Die Gefahr ist größer, als Sie glauben. Es geht etwas Ungeheuerliches vor, und das hier ist der Beweis dafür.«
    Der Verhör-Mecha reichte mir mit seinem mechanischen Arm ein kleines, mit Schnitzereien verziertes Kästchen. Ich betrachtete es von allen Seiten, fand aber keinerlei Hinweis auf seine Herkunft. Da war nur dieser intensive Geruch von Gewürzen.
    Ich hielt den Atem an und öffnete den kleinen, goldenen Verschluss des Kästchens. Im Inneren lagen zwei mit Samt überzogene Spitzen, auf denen jeweils ein halbrunder Hautfetzen mit Tätowierungen steckte. Die Haut war zwar ausgetrocknet und verschrumpelt, stammte aber ohne Zweifel von einem Menschen; von welchem Teil seines Körpers war allerdings nicht ersichtlich.
    Einen Firestorm-Blaster auf den breiten Schultern balancierend stürmte Teece erneut die Gasse. Seine Brust bebte vor Anstrengung.
    »Was sollen diese Hautfetzen beweisen? Worum geht es hier?« Die Fragen sprudelten eilig über meine Lippen, denn ich hatte gesehen, wie Teece den Blaster schussbereit gemacht hatte. Nein! Ich schüttelte verzweifelt den Kopf und fuchtelte wild mit den Armen in seine Richtung. Nicht…
    Der Verhör-Mecha baute sich zu voller Größe auf und riss das Mikrophon aus meinem Ohr. Aus seinem Inneren schoss ein Periskoparm mit einer Waffe hervor, die genau auf Teece zielte.
    »TEECE!«, schrie ich. »NICHT…«
    Zu spät!
    Ich warf mich flach auf den Boden und hob die Arme schützend vor mein Gesicht, als der Blaster-Strahl den Verhör-Mecha in tausend Stücke zerfetzte.
    »Parrish! Parrish! Bist du okay?« Teece lief durch die dichten Rauchwolken und den Funkenregen zu mir herüber und half mir auf die Beine. Seine Gesichtszüge waren vor Sorge um mich verzerrt.
    Vorsichtig tastete ich meine verbrannten Schultern ab
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