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Neobooks - Transalp 10

Neobooks - Transalp 10

Titel: Neobooks - Transalp 10
Autoren: Marc Ritter , CUS
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blieb stehen. Dann kam der  Capitano ohne weitere Einleitung zur Sache. »Sie verstehen, Commissario Plank, dass wir Sie fragen müssen, was Sie auf dem Campanile unseres Duomos zu suchen hatten.«
    »Ja, das verstehe ich.«
    »Bitte …«
    »Wir sind Touristen und wollten uns die Stadt von oben ansehen.«
    »Ich bitte Sie, Commissario. Sie verstehen, dass ich das nicht glaube.«
    »Ich verstehe es, aber ich kann Ihnen nichts anderes sagen. Ich bin Beamter des Bayerischen Staates und ein Geheimnisträger.«
    »Commissario … in früheren Zeiten hätte man Spion dazu gesagt.« Brunetti lachte. Es war ein gespieltes Lachen.
    »Sie kannten meinen Namen, Capitano Brunetti. Und den von Frau Gärtner. Also wussten Sie, dass wir kommen würden. Jemand hat Sie informiert.«
    »Natürlich hat uns jemand informiert. Wir sind ein moderner Staat, Commissario Plank. Wir wissen, wer sich wo aufhält. Besonders, wenn es sich um Polizisten eines anderen Staates handelt.«
    »Ihr Geheimdienst hat Sie das wissen lassen?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Natürlich. Ich möchte gerne wissen, wer alles weiß, wo ich mich aufhalte.«
    »Das kann nun ich Ihnen wiederum nicht sagen. Ich weiß nur, dass Sie sich auf einer Mission befinden, die von unserem Staat gebilligt wird.«
    »Dann ist doch alles in Ordnung.«
    »Grundsätzlich schon. Ich interessiere mich nur trotzdem dafür, wenn in meiner Stadt ein Mann vom Campanile fällt. Da würde ich sehr gerne wissen, was dahintersteckt. Und ich möchte auch wissen, wer der verletzte Mann ist, der kurz vorher aus dem Turm gekommen ist. Der wurde von Leuten gesehen auf der Piazza.«
    »Nun, es gibt viele Touristen in Belluno, vielleicht sogar ein paar echte.«
    »Commissario Plank. Sie werden Hilfe brauchen. Sie sind jetzt alleine. Ihre Kollegin ist verletzt. Und die Leute, mit denen Sie sich angelegt haben, schicken Männer mit Pistolen hinter Ihnen her.«
    »Was wissen Sie über diese Leute, Capitano Brunetti?«
    »Dass man Sie nicht zum Feind haben will, Commissario.«
    Plank konnte nicht umhin, er misstraute dem Mann. Er wusste selbst, dass es jemand gab, der unbedingt Spindler vor ihm erwischen wollte. Jemand, der jetzt schon drei unterschiedliche Trupps hinter ihnen hergeschickt hatte. Die dämlichen blonden Nazibengel, die schon etwas professionelleren Kletterer aus Innsbruck und nun noch den Mann, der nicht eine Sekunde gezögert hatte, auf ihn zu schießen. Der dann aber zu seinem Pech die Glocke unterschätzt hatte.
    Wer auch immer es war, der diese üblen Burschen hinter ihnen herschickte: Sehr wahrscheinlich rotierte dieser Jemand nun gerade, weil Spindler immer noch unterwegs war, sein Buch versteckt hielt und die beiden bayerischen Polizisten ihm noch immer auf den Fersen waren. Doch Plank konnte nicht einschätzen, inwieweit Leute vom Schlag eines Brunetti in die Geschichte verstrickt waren. Die Carabinieri waren eine paramilitärische Einheit, die Polizeiaufgaben erfüllte. Eine Konstellation, die es in Europa außerhalb Italiens nicht gab. In einer solchen Organisation, die auch Eliteeinheiten wie Fallschirmspringer und Kampftaucher unterhielt, waren traditionell eher rechte politische Ansichten zu Hause. Plank vermutete, dass es an manchen Stellen sehr weit rechts stehende Ansichten waren. Und fascismo war immerhin ein italienisches Wort. Er wollte sich, so weit es irgend ging, bedeckt halten. Und er musste hier raus. »Wissen Sie was, Capitano, Karten auf den Tisch.«
    »Come?«
    »Sie sagen mir die Wahrheit, und ich sage Ihnen die Wahrheit. Das ist ein einfaches Spiel.«
    »Bene.«
    Jeder von den beiden wusste, dass es das Ziel dieses Spiels war, möglichst wenig herauszulassen, um den anderen zufriedenzustellen. Es würde ausgehen wie das Hornberger Schießen. Plank nahm an, dass selbst die hervorragenden Deutschkenntnisse des Carabinieri-Hauptmannes nicht dazu ausreichten, um zu verstehen, was damit gemeint war. Also fing er mit dem »Sag die Wahrheit«-Spiel an. »Wir suchen einen Dieb. Er stiehlt Kunstgegenstände.«
    »Waren Sie deshalb auf dem Campanile?«
    »Moment. Jetzt sind Sie dran mit einer Wahrheit.«
    »Sie sind in der Wache der italienischen Carabinieri. Hier gelten unsere Regeln. Sie waren also wegen dieses Mannes auf dem Campanile. Wie heißt dieser Mann?«
    Plank hätte sich denken können, dass die Karten dieses Spiels gezinkt waren. Er lehnte sich auf der Couch zurück und holte tief Luft, um die Geschichte ganz von vorne zu erzählen.
    MONTAG, 16. JULI
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