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Neobooks - Transalp 10

Neobooks - Transalp 10

Titel: Neobooks - Transalp 10
Autoren: Marc Ritter , CUS
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ihm auch schon die erste Kugel um die Ohren. Noch bevor er die alte Eichentür zuknallen konnte, folgten zwei weitere Schüsse. Die Projektile schlugen hinter ihm im Treppenhaus quer. Von unten hörte er Stephanie Gärtner aufheulen. So schnell Plank konnte, verriegelte er die Türe mit dem Haken, der zu diesem Zweck außen angebracht war. Der Kerl mit der Waffe saß erst einmal in der Falle. Plank rannte die Treppe hinunter.
     
    Als Spindler die Carabinieri kommen sah, bedeutete er der Frau, die sich um ihn hatte kümmern wollen und die nun selbst am Boden lag, dass oben in der Glockenstube etwas sei, was man rasch vor der italienischen Polizei in Sicherheit bringen sollte. Damit hievte er sich auf die Beine und stolperte drei Treppenabsätze nach unten. Da standen die Uniformierten vor ihm. Er grüßte mit einem »Buon Giorno«, deutete hinauf, als wolle er sagen: »Dort ist der Bösewicht!«, und war perplex, dass wirklich alle Beamten an ihm vorbeirannten. Er machte sich an den Abstieg. Unten angekommen, wurde Spindler von keinen weiteren Polizisten aufgehalten – diese standen alle auf der Mitte des Platzes in einer Menschenansammlung.
    Der Eisverkäufer des Rialto schaute perplex. Soeben war ein Mann vom Kirchturm herabgefallen. Er traute sich nicht, den Ort des Aufschlags näher anzusehen. Blaulicht überall. Spindler humpelte auf ihn zu. Mit großen Augen gab ihm der Eisverkäufer das Paket zurück, das Spindler vorher hier deponiert hatte.
    Sollte er zu einem Arzt?
Die Zeit hast du nicht. Außerdem, was willst du schon machen gegen gebrochene Rippen? Wächst ein Trommelfell von alleine zu? Und um den Backenzahn kannst du dich später kümmern. Du kannst nichts tun außer dich ins Bett legen. Das lassen wir mal hübsch bleiben.
     
    Plank kam atemlos bei Stephanie Gärtner an. Sie hielt sich den Oberschenkel. »Streifschuss, Anselm, nur ein Kratzer. Der Spindler ist da nach unten … Er hat da oben was versteckt …«
    »Der Spindler ist jetzt nicht so wichtig.« Plank ließ sich von ihrer Selbstdiagnose nicht beruhigen. Schon oft hatte er erlebt, dass Schockpatienten glaubten, sie seien in bester Verfassung, und dabei fehlte ihnen der halbe Körper. »Kannst du aufstehen? Wir müssen zu einem Arzt.«
    Gedämpft hörten sie durch die Turmmauer einen langgezogenen Schrei. Und dann setzten zwei ohrenbetäubende Glockenschläge der Episode ein geräuschvolles Ende. Was war da oben hinter der Türe geschehen? Plank würde es später herausfinden, wenn er mit der italienischen Polizei den Mann festnehmen würde, der auf ihn geschossen hatte. Nun mussten sie erst einmal hier raus.
    Gärtner zog sich am Treppengeländer hoch und legte Plank den Arm über die Schultern. Langsam, Stufe um Stufe, gingen sie abwärts. Es ging nur sehr langsam voran. Nach fünf Minuten hatten sie gerade einmal fünf Stockwerke geschafft. Da hallten von unten wieder Schritte zu ihnen herauf.
    »Anselm – die Tiroler?«, sagte Gärtner entsetzt. Doch die Männer, die die Treppe herauf stürmten, trugen keine bunten Bergklamotten, sondern blaue Uniformen. Ein Trupp Carabinieri mit Maschinenpistolen im Anschlag. »Er ist da oben!«, rief Plank ihnen entgegen.
    »No, Signore«, sagte der Beamte, der den Sturmtrupp anführte und bei ihnen stehen blieb. Vier seiner Leute schickte er mit Handzeichen weiter. Sie stürmten an ihnen vorbei nach oben. Zwei andere nahmen Plank die Verletzte ab und trugen sie aus dem Turm auf den Platz hinaus. Plank wurde von zwei weiteren nach draußen begleitet.
    Stephanie Gärtner wurde zu einem Krankenwagen geführt, der zwischenzeitlich von den italienischen Kollegen angefordert worden war. Plank sah eine Menschentraube, die sich mitten auf der Piazza gebildet hatte.
    Ein Carabiniere mit drei Sternen auf den Schultern kam auf ihn zu. »Commissario Plank? Mein Name ist Brunetti. Giacomo Brunetti. Ich bin zu Ihrem Schutz bestellt worden.«
    Von Plank fiel die Anspannung der letzten Minuten ab. Er musste grinsen. »Commissario Brunetti? Das ist nicht wahr.«
    »Capitano Brunetti. Und ich bin auch nicht in Venedig tätig. Belluno nennt man nur das kleine Venedig in den Bergen.«
    »Wer ist der Mann, der da vorne liegt?«
    »Ich hoffte, Sie könnten mir das sagen. Er ist vom Campanile gefallen, als die Glocke läutete. Er hat wohl gerade versucht, aus dem großen Fenster heraus zu dem – äh, wie sagt man – parafulmine …«
    »Blitzableiter?«
    »Esattamente – zum Blitzableiter zu gelangen. Sehen sie,
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