Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neobooks - Transalp 10

Neobooks - Transalp 10

Titel: Neobooks - Transalp 10
Autoren: Marc Ritter , CUS
Vom Netzwerk:
Kirchturmuhr verriet ihm, dass etwas nicht in Ordnung war. Der Schlange vor seinem Eisstand war das egal. Due palline? In cono?
    Bevor Spindler weiterläuten konnte, hatte er den Lauf einer 38er Smith & Wesson zwischen den Augen. Dann lag er mit dem Gesicht nach vorne auf dem Boden. Seine Arme wurden schmerzhaft auf den Rücken gedreht, Handschellen klickten. Er war am Treppengeländer fixiert und wehrlos. In der nächsten Sekunde schlug der Knauf der Pistole mit so großer Wucht gegen seinen Backenknochen, dass der Knochen fast zu zerbrechen schien. Vor Spindlers Augen explodierte es. Er versuchte, sich wegzukrümmen, es ging nicht. Die Handschellen schnitten tief in seine Gelenke ein. Das ist das Ende, dachte er. Eine Hand griff brutal an sein Kinn und drehte sein Gesicht herum. »Wo ist das Buch?«, bellte ihn eine schneidende Stimme an. Spindler spuckte einen Backenzahn aus. Er wollte antworten, zögerte aber eine Sekunde. Da zog ihm der Killer die Pistole mit aller Kraft über den anderen Backenknochen. Blut hustend, röchelte Spindler: »Im Hotel. Im Albergo, Albergo Dolomiti. Gleich die Straße runter. Zimmer 14.«
    Ohne ein Wort der Erwiderung packten ihn zwei starke Arme und drückten ihn im Sitzen gegen die Glocke. »Bleib so!«, hörte er die Stimme. Er wagte nicht aufzublicken. Dann spürte er ein Seil, ein altes Glockenseil, das in der Ecke gelegen hatte. Damit fixierte ihn der Killer an der Glocke, indem er das Seil eng um Spindlers Hals knüpfte und dann um die Glocke wand. Zuletzt das Seil um Spindlers Kopf und um die Glocke herum. Spindlers linkes Ohr lag direkt auf der Glocke. »Ich möchte dir wünschen, dass du recht hast. Ist das Buch wirklich dort?« Spindler deutete ein Nicken an, soweit er seinen Kopf bewegen konnte. »Na schön. Ich hoffe nur, dass wir beide Freunde bleiben.« Mit diesen Worten eilte er die Treppe hinunter. Spindler war erleichtert, dass er weg war, wenn auch nur einen Moment lang. Er würde zurückkommen, gewiss, doch das war jetzt nicht seine Hauptsorge. Er ahnte dunkel, was in wenigen Minuten kommen musste. Würde ihm die schwingende Glocke das Rückgrat brechen?
    Belluno, Piazza, 19.14 Uhr
    Das Buchstabenrätsel vom Boden der Punta-Rocca-Seilbahn zu lösen war kein allzu großes Problem für Plank und Gärtner gewesen.
    © Ocean/Corbis
    Das sah zwar extrem verwirrend aus. Schließlich fiel Plank jedoch auf, dass das Wort ›Belluno‹ in diesem Buchstabensalat enthalten sein könnte. Und da ja klar war, dass es in Richtung Süden gehen würde, und dort lag diese Stadt, musste das der nächste anzusteuernde Ort sein. Bloß, wo in Belluno würde Spindler die nächste Spur ausgelegt haben? Stephanie Gärtners Sinn für Mathematik brachte sie auf des Rätsels Lösung: »Lies erst mal nur jeden zweiten Buchstaben – also den ersten, dritten, fünften und so weiter – und dann lies den zweiten, vierten, sechsten … Also: Campanile in Belluno.«
    An der Talstation der Seilbahn in Malga Ciapela riefen sich die beiden ein Taxi, das nach einer geschlagenen halben Stunde eintrudelte. Mittlerweile war es sechs Uhr abends geworden. Bis nach Belluno brauchte der Chauffeur dafür nur eine knappe Stunde. Er wollte der schönen Tedesca, die er im Rückspiegel seines Lancia beobachtete, das Rennfahrer-Gen zeigen, das in jedem italienischen Taxifahrer schlummerte. Die enge Bergstrecke mit den vielen langsamen, weil von Touristen gesteuerten Kombis und Reisebussen kannte er wie andere Leute ihre Garageneinfahrt. Er wusste, wann er wo ein Überholmanöver gerade noch ansetzen konnte, um nicht in der nächsten Haarnadelkurve aus der Bahn getragen zu werden. Stefanie Gärtner war rasante Fahrten gewohnt, immerhin war sie seit zehn Jahren Polizistin. Dennoch wäre ihr viel wohler in ihrer Haut gewesen, wenn der Fahrer bei seinen Attacken auf deutsche und holländische Fahrzeuge ab und zu auf die Straße gesehen hätte, anstatt sie ständig im Rückspiegel mit rollenden schwarzen Pupillen zu einem Augenflirt einzuladen. Sie gab sich alle Mühe, diesem Blick so selten wie möglich zu begegnen, und vertiefte sich in ein Gespräch mit Plank über die Schönheit der an ihnen vorbeiflitzenden Berge.
    Am Hauptplatz von Belluno angekommen, wuchteten sie ihre Rucksäcke aus dem Kofferraum – die Galanterie des Taxlers hatte durch die kalte Schulter, die Gärtner ihm beim Aussteigen zeigte, sowie durch das sparsame Trinkgeld, das Plank dem junge Mann zukommen ließ, deutlich gelitten.
    Sie gingen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher