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Neobooks - Transalp 10

Neobooks - Transalp 10

Titel: Neobooks - Transalp 10
Autoren: Marc Ritter , CUS
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Aber da fangen die anderen an zu überlegen und sagen: ›Ha! Alles anders‹, ein drittes Testament gibt es deshalb, weil er hat sich am Schluss alles neu überlegt, vielleicht im Angesicht der Katastrophe, die er über Deutschland und die Welt gebracht hat, also da hat er sich bekehrt. Vielleicht sogar bereut. Und dann, so sagen eben manche Exegeten – also Exegeten eines nicht vorhandenen Textes, wohlgemerkt –, er könnte den nachfolgenden Generationen die Abkehr von nationalsozialistischen und rassischen Gedanken empfohlen haben. Ich glaubs zwar nicht, weil der Mann war einfach komplett narrisch, wieso soll der einen lichten Moment haben, aber: Dies wäre natürlich keine sehr gute Nachricht für die Neonazis in aller Welt. Und dann gibt es, und das ist wiederum ziemlich gesichert, einen Beutel Brillanten, den er, also der irre Adi, am Schluss einer seiner Sekretärinnen anvertraut hat. Ich stell mir da seit diesem Film immer den Bruno Ganz vor, wie er in den Safe langt und mit zitternder Stimme sagt: ›Neeehmen SSSie, mein Kkkind …‹ Die Brillis waren eigentlich für die allerhöchsten Parteiorden gedacht gewesen, damit hat er ja nur so rumgeschmissen in den letzten Tagen, genauso wie mit Beförderungen. Da war der Fahrer schnell mal Generalfeldmarschall. Kannst du folgen?«
    »Ich bemühe mich … Aber ich kenne das auch nur aus dem Kino.«
    »Und jetzt steckst du mittendrin in dem Film. Auch nicht schlecht, oder? Auf alle Fälle: Unser Freund Benno Spindler muss im Knast Bekanntschaft mit den Nazis gemacht haben. Ich gehe davon aus, dass die ihn angeheuert haben, das bisschen, was die selbst wussten, für sie zusammenzukramen aus historischen Schriften und so weiter. Vor allem sollte er für sie die Nibelungenhandschrift entschlüsseln. Ich bin aber sehr sicher, dass er das nie getan hat. Und dass er jetzt nicht mehr für sie tätig ist. Darum diese Naziburschen, die uns an den Hacken kleben wie ein Hundehaufen, in den du auf dem Reichparteitagsgelände trittst. Und es ist doch vollkommen klar, warum der Spindler das macht: die Brillis. Die sind seine Rente. Und wir sind seine Lebensversicherung. Darum macht er das mit diesen lustigen Rätseln. Wir sind sozusagen seine Leibwache, die ihm nicht allzu sehr auf den Leib rückt. Die Nazis sind zu blöd, die Rätsel selbst zu lösen, wenn uns also etwas passiert, dann folgen sie ihm höchstens bis zur nächsten Station. Allerdings weiß er nicht, was am Ende der Reise auf ihn wartet. Darum hätte er uns schon gerne dabei. Zumindest reime ich mir das so zusammen.«
    »Außerdem hat er Spaß an der Sache. Und du ja auch. So ein kleiner Schwanzvergleich ist doch bei euch Männern immer dabei. ›Ui, schau, was ich für schwere Rätsel kann!‹«
    »Ich muss schon sehr bitten. Was heißt hier ›kleiner Schwanzvergleich‹?«
    »Schon gut, Anselm: Grooooooßer Schwanzvergleich.«
    »Schon besser.«
    Stephanie Gärtner stand vom Bett auf und stopfte ein paar Klamotten vom Schrank in den Rucksack. Sie ging ins Bad und klatschte sich ein wenig Farbe ins Gesicht. Sie musste ja nicht aussehen wie der Tod auf Urlaub. Dann stand sie  mit Sack und Pack vor Plank. »Worauf wartest du, Anselm. Wir gehen in deine Pension, holen deinen Rucksack und weiter gehts. Wir müssen auf diesen Glockenturm. Da wartet das nächste Rätsel auf uns. Hoffen wir, dass es noch da ist.«
    »Aber … die ganze Geschichte … ist das nicht alles komplett der Hammer? Und du machst da noch mit? Und deine Schussverletzung?«
    »Haut mich nicht um, Anselm, dieser Kratzer.« Sie deutete auf ihren Oberschenkel. »Und deine Geschichte auch nicht. Du musst wissen: Ich kenne mich mit meinem Smartphone aus. Ich weiß, dass es eine Wahlwiederholung gibt.«
    »Du hast mit dem Staatssekretär …«
    »Und mit Theo Koralis, meinem besonderen Schätzchen. Ich weiß Bescheid. Ich weiß auch Bescheid, dass du mit genau dem Kerl, der mir meinen Job am meisten neiden wird, hinter meinem Rücken klüngelst. Und wisse du Bescheid, mein lieber Anselm, dass ich das ziemlich kacke von dir finde.«
    Plank sank in sich zusammen. Er wusste Bescheid, dass er ein ziemliches Rindvieh war.
    »Und ich habe noch etwas herausgefunden. Dein Freund Dr. Keil hat noch ein paar Kollegen vom LKA auf den Spindler angesetzt. Also in München, nicht hier. Die haben sein Leben noch einmal Minute für Minute auseinandergenommen. Der Mann hat vor ein paar Wochen eine unbequeme Diagnose von seinem Arzt bekommen. Aneurysma nennt sich das.
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