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Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Titel: Neobooks - Die Zitadelle der Träume
Autoren: Liane Sons
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stark.
    Stöhnend sackte er erneut auf die Knie, sah undeutlich die Höhle nur noch zwei Pferdelängen vor sich, biss erneut die Zähne zusammen und zog sich mühsam wieder an der Felswand hoch. Schweiß tropfte von seiner Stirn, sein ganzer Körper schien zu brennen … zu lodern … zu verglühen … es war … wie seinerzeit auf dem Scheiterhaufen, aber jetzt war er älter, widerstandsfähiger, entschlossener, und Schritt für Schritt kam er voran.
    »Du bist wirklich zäh. Ich habe es dir nie gesagt, aber an Kraft, Ausdauer und Zähigkeit stehst du mir in nichts nach. Auch deine Kunst, Waffen zu führen, ist mit meiner durchaus vergleichbar. Zumindest in dieser Beziehung warst du ein würdiger Erbe, aber ansonsten warst du eine bittere Enttäuschung für mich … Und jetzt bist du weit genug gekommen.« Ihre Stimme klang nun völlig ruhig. »Glaub mir, es fällt mir nicht leicht, dich zu töten, aber du lässt mir keine andere Wahl. Hättest du mich auch nur ein einziges Mal Mutter genannt, würde es mir jetzt vielleicht schwerer fallen, aber das wolltest du ja nicht.«
    Er spürte, wie sein Hals sich verengte, und konnte nicht mehr atmen. Sein Kopf schien zu bersten, und nahezu besinnungslos brach er zusammen. Palema empfahl ihn mit gefühlloser Stimme den Göttern, und plötzlich meinte er, eine zweite Stimme zu vernehmen.
    Von einem Augenblick zum nächsten war er frei von allen Zaubern und rang wild nach Luft. Auch das mörderische Brennen in den Armen ebbte etwas ab, und noch ziemlich verschwommen sah er, dass die Zeichnungen tatsächlich wie frische Brandmale aussahen. Er schloss wieder die Augen und blieb eine Weile lang einfach liegen. Zitternd zog er sich schließlich mühsam an der Felswand hoch, lehnte sich dagegen, weil seine Beine ihn kaum tragen wollten, und krächzte heiser: »Danke, Dala!«  
    »Es ist das erste Mal, dass ich Palema niedergestreckt habe. Mit einem Krug … von hinten. Mehr kann ich aus der Entfernung heraus leider nicht für dich tun, und deinen Dank habe ich nicht verdient. Nie hätte all das geschehen dürfen. Unser Weg war nie der richtige, das weiß ich längst. Aber bevor du uns auf ewig verdammst, solltest du wissen, dass unser entsetzlichster, aber aus Unwissenheit begangener Fehler war, die Kette zu teilen. Die Macht der einzelnen Gaben war so groß, so gewaltig und so übermächtig, dass sie jedes andere Gefühl in uns nahezu auslöschte. Wir hätten es bemerken müssen, wir hätten uns dagegen auflehnen müssen, aber wir haben es nicht getan, und irgendwann war es dann für uns viel zu spät. Auch jetzt kann ich noch keine tiefere Freundschaft oder gar Liebe empfinden, aber ich wünschte mir zumindest, ich könnte es. Allein dafür danke ich dir und Caitlin und Gideon. Tu jetzt, was Aaron ab’Darun, unser Vater und dein Großvater, getan hätte. Folge deinem Gefühl! Richte Salia aus, dass keine von uns durch diese schreckliche Tat glücklich geworden ist. Sie wird uns nicht verzeihen können, aber sage ihr trotzdem, dass es mir unendlich leidtut. Mögen die Götter mit dir sein, Neffe!«
    Rhonan benötigte noch etliche Zeit, um weitergehen zu können. Sein Hemd klebte am Körper, Übelkeit stieg immer wieder in Wellen in ihm hoch, und er schwitzte und fror gleichzeitig. Mit geschlossenen Augen lehnte er an der Felswand, krempelte seine Ärmel hoch, weil sie schon an den Brandwunden festklebten, und spürte, wie sich lähmende Angst in ihm ausbreitete, denn nach seinen Erfahrungen mit den drei anderen Schwestern glaubte er tatsächlich nicht, einen netten Besuch bei einer Verwandten vor sich zu haben. Und diesmal würde ihm nicht einmal Dala mehr helfen können. Der Wunsch, umgehend kehrtzumachen und die Quelle einfach wieder zu versiegeln, wurde fast übermächtig. Nur, um nicht weiter nachdenken zu können, stieß er sich schließlich von der Wand ab und ging mit immer noch unsicheren, aber möglichst schnellen Schritten in die Höhle.
    Dort folgte er einem engen Gang aus weiß schimmerndem Felsen.
    Er zog einen Dolch und benutzte ihn dazu, dicke Spinnweben, die im Laufe der Jahrhunderte entstanden waren, zu durchtrennen. Mit jeder Webe, die er durchschritt, wurde ihm kälter. Sein Atem hinterließ bald kleine Dampfwölkchen, und fast wunderte er sich, dass keine Eiskristalle seine Haut benetzten.
    Die Kälte betäubte allerdings auch die Schmerzen in seinen Armen, vertrieb das Schwindelgefühl und ließ ihn wieder klarer denken.
    Endlich sah er die Quelle vor
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