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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord
Autoren: Oliver Buslau
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Ventilators ab und fügte hinzu: »Wollen wir hier reden? Ich meine, falls Kunden kommen …«
    Er schüttelte den Kopf. »Kein Problem … Problem. Was haben Sie rausgefunden… gefunden?«
    »Herr Kleiber«, sagte ich und kam mir vor wie ein Arzt, der Angehörigen eines Kranken eine traurige Mitteilung machen muss. »Herr Kleiber …« Meine Güte, jetzt fing ich auch schon damit an!
    »Ja?« Sein Blick wanderte schneller.
    »Es wird Ihnen möglicherweise nicht gefallen.«
    Wupp, wupp, wupp, machte der Ventilator, und in dieser Zeit stand Kleiber vor mir, sah mich - ganz ungewohnt - starr an und hielt den Mund offen.
    Du bist zu weit gegangen, dachte ich. Jetzt kriegt er vor Schreck einen Herzinfarkt.
    »Ich wusste es!«, rief er aus, stützte die Hände auf die Tischplatte, senkte den Kopf und sah nach unten. »Sie geht fremd, oder? Sie haben den Beweis?«
    Oha, dachte ich. Wenn er sich aufregt, ist der Sprachtick verschwunden. Sieh mal einer an.
    Er hob den Blick wieder. »Wer ist es?«
    »Das werde ich noch herausfinden. Aber ich habe Ihnen Fotos mitgebracht.« Ich legte den Umschlag auf den Tresen. »Das heißt -wenn Sie sie überhaupt sehen wollen.«
    »Natürlich.« Er griff gierig danach und zog die drei Bilder heraus. Er legte sie nebeneinander wie die Wahrsagerinnen auf dem Astrokanal ihre Karten. Und genau wie sie versuchte er mit gerunzelter Stirn darin zu lesen. Die Eifersucht in seinem Blick verwandelte sich in Skepsis.
    »Was tun die da?«, fragte er.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich dachte, Sie hätten sie beim … Sie wissen schon erwischt… erwischt.«
    »Ja und?«
    »Aber die tun ja gar nichts!« Er wirkte fast enttäuscht.
    »Ihre Frau trifft sich im Schwimmbad mit einem anderen Mann. Das nennen Sie nichts?«
    »Dass sie ins Schwimmbad wollte … wollte, hat sie mir heute Morgen gesagt.«
    Ich deutete auf das Bild, auf dem der Mann Marianne Kleiber etwas Imaginäres vom Rücken holte. »Würden Sie sagen, dass das nichts ist?«
    »Na ja, so gesehen … gesehen.« Er sah mich an. »Wie schätzen Sie das denn ein … ein?«
    »Ich denke, dass Sie recht hatten.«
    »Recht womit… womit?«
    Kleiber wollte es nicht selbst sagen. Er wollte es aus meinem Mund hören. Was ihn antrieb, war nicht nur Eifersucht, wie ich sie schon so oft bei Ehemännern erlebt hatte, deren Frauen ich überwachen sollte.
    Er wollte, dass seine Frau fremdging. Er wollte sie dabei ertappen.
    Leider musste er zwölf Stunden am Tag hinter dem Tresen der Tankstelle stehen, sodass er selbst keine Gelegenheit dazu hatte.
    »Dass Ihre Frau Sie betrügt«, sagte ich laut und deutlich, und Kleibers Blick verwandelte sich wieder. Die Skepsis wich Zufriedenheit. Nun leuchteten seine Augen wie die eines Gläubigen. Als plötzlich hinter mir die Tür aufging, dachte ich schon, der Papst wäre hereingekommen. Aber es war nur der Netzhemd-Macho von vorhin.        
    »Kippen vergessen«, brummelte er.
    Mit einem Griff schob ich die Fotos zusammen und verdeckte sie mit dem Umschlag. Während Kleiber bediente, trat ich zur Seite und legte die Prinzenrolle, die ich die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte, wieder ins Regal. Das war kein Wetter für Kekse. Das war ein Wetter für Eis.
    Eine Kühlbox suchte ich in Kleibers Minimarkt vergeblich. Ich nutzte die Zeit, in der das Netzhemd sein Kleingeld zusammenklaubte, um die SMS zu lesen.
    Treffen am BHF Erkrath-Hochdahl. K.
    Woher wusste Krüger eigentlich so genau, dass ich Zeit, Lust und alle sonstigen Voraussetzungen hatte, auf seine Bitte einzugehen?
    So lief das nicht! Ich musste mit ihm reden!
    Ich tippte durch das Menü des Handys und suchte die Nummer, von der aus die Kurznachricht gesendet worden war. Als ich sie gerade gefunden hatte, verließ das Netzhemd mit einem gebrüllten »Tschö« den Laden.
    »Handy ist hier verboten … verboten«, sagte Kleiber.
    Rufen Sie mich nicht an …
    Ich steckte das Telefon weg. »Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja. Also, Herr Kleiber. Sie sehen hier doch den glasklaren Beweis, dass Sie recht hatten.« Ich fächerte die Bilder wieder vor ihm auf, sodass er sich bequem in die unabänderliche Wahrheit schicken konnte. Er betrachtete seine Frau im Bikini und den ihm unbekannten Mann und genoss den Anblick eine Weile.
    »Wie geht es jetzt weiter?«, fragte er dann.
    »Als Nächstes würde ich gern herausfinden, wer das ist. Und ob sich Ihre Frau regelmäßig mit ihm trifft.«
    »Sie glauben wirklich, dass das kein Zufall war … war? Dass sie
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