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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord
Autoren: Oliver Buslau
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nicht einfach nur so mit jemandem im Schwimmbad gesprochen hat?«
    »Zufall?« Ich lachte. »Das soll ein Zufall sein?« Ich deutete wieder auf das wertvollste Dokument. »Immerhin hat er Ihre Frau angefasst. So was würde sie sich doch nicht gefallen lassen, oder?«
    Er nickte zufrieden. Er zweifelte gar nicht. Er wollte es von mir hören. Der Mann war einfach besessen von dem Gedanken, dass seine Frau fremdging. So besessen wie überzeugt. Und wenn er mich nun fragte, ob das alles wirklich der Wahrheit entsprach, dann wollte er nur eines hören: dass er recht hatte. Ich konnte an seinem Blick sehen, wie ihn diese Nachricht befriedigte.
    »Machen Sie weiter«, sagte er. »Bleiben Sie dran … dran. Was passiert mit den Bildern … Bildern?«
    »Die gehören Ihnen. Sie haben sie ja bezahlt. Apropos bezahlt.«
    »Schon verstanden … verstanden.« Mit einem Rasseln ging die Kasse auf. Er sah mich an. »Wie viel?«
    *
    Mein T-Shirt klebte, als ich die Tankstelle verließ, und ich war sogar dankbar für den staubigen Fahrtwind des vorbeidonnernden Verkehrs. Kleiber beobachtete mich sicher, wie ich zu Fuß ein Stück von seiner Tankstelle wegging und telefonierte. Das machte nichts, schließlich hatte ich ihm versprochen, direkt tätig zu werden.
    Nach dem dritten Klingeln meldete sich Manni endlich.
    »Hecking.«
    »Da ist ja der Mann aus dem Schwimmbad. Na, wieder zu Hause?«
    »Ah, endlich, Remi. Mensch, ich warte schon die ganze Zeit. Wann gibt’s die nächste Kohle?«
    »Bring ich dir vorbei. Und da ist noch mehr für dich drin.«
    »Das heißt, wir machen weiter?«
    »Ich hab den Auftrag für drei weitere Tage. Ich denke aber, du solltest endlich mal ein bisschen mehr aufdrehen. Hättest du heute schon machen sollen. Die Fotos sind nicht aussagekräftig genug.«
    »Und wie soll das gehen? Im Schwimmbad? Bei einer wildfremden Frau? Die holt doch sofort den Bademeister … Obwohl…«
    »Obwohl was?«
    »Ich denke schon, dass ich bei ihr landen könnte. Ich glaub, die steht auf mich. Sie braucht nur ein bisschen. Wie ist denn der Mann so? Starke Konkurrenz? Ach, Ehemänner sind ja immer langweilig«
    Ich versuchte, mich gedanklich in eine Frau zu verwandeln, Manni und Herrn Kleiber nebeneinanderzustellen und dann zu entscheiden, wer attraktiver war. Unmöglich, eine Antwort zu finden.
    »Du hast die besseren Möglichkeiten«, sagte ich diplomatisch. »Nutze sie. Hat sie dir wenigstens ihre Telefonnummer gegeben?«
    »So weit kam’s nicht. Aber du weißt doch, wo sie wohnt.«
    »Hm. Das ist zwar ein bisschen riskant, aber wir inszenieren ein zufälliges Wiedersehen. Ich fange morgen Vormittag mit der Überwachung an, sobald ihr Mann aus dem Haus gegangen ist. Egal, wo sie hingeht, du wirst ihr über den Weg laufen. Am besten kommst du von Anfang an mit. Ich hol dich zu Hause ab. Dann kriegst du auch die Kohle.« 
    Wir verabschiedeten uns.
    Vier Tage hatte ich Marianne Kleiber überwacht. Ich war ihr beim Einkaufen gefolgt, hatte ein paar Tische weiter neben ihr im Café gesessen und war hinter ihr durch die Straßen gebummelt. Jeden Abend hatte mich Kleiber angerufen und nach einer Nachricht gegiert. Dabei war da einfach nichts zu machen. Seine Frau ging nicht fremd, die machte sich einfach nur einen netten Tag.
    Gestern Abend war ich endlich auf die Idee gekommen, mit Hilfe meines Kumpels Manni etwas nachzuhelfen. Er bekam einen Fuffi pro Einsatz, ich vierhundert am Tag. Auf die Dauer konnte das ein ganz guter Job werden. Und ich tat Kleiber im Grunde einen Gefallen. Er bekam für sein Geld das, was er wollte.
    Als ich in den Golf einstieg, fiel mir ein, dass ich heute Abend sowieso nichts vorhatte. Warum also nicht Krüger in Hochdahl treffen? Er würde mich schon nicht verhaften, schließlich hatte ich nichts getan. Und von der kleinen Aktion mit Kleiber konnte er nichts wissen. Außerdem - war das etwa strafbar?
    Ich startete den Motor und gab Gas.

3. Kapitel
    Tüt-tüt-tüt-tüt-tüt.
    Jedes Mal, bevor sich an einem der Züge, die von Hochdahl abfuhren, knallend die Türen schlossen, schallte das Getute über den heißen, menschenleeren Park-and-ride-Parkplatz. Dann erfolgte ein saugendes Rauschen, und die Bahn setzte sich in Bewegung. Zurück blieb ein ödes Vorstadtszenario, das auch jetzt, nach einundzwanzig Uhr, noch vor Hitze zitterte.
    Ich saß im Golf, hatte sämtliche Scheiben heruntergekurbelt und vermied es, die schwarze Plastikverkleidung zu berühren.
    Was sollte das alles? Warum diese seltsame
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