Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe
Autoren: Uschi Zietsch
Vom Netzwerk:
stimmten ihm zu. »Wir ziehen hier nicht in eine Schlacht oder veranstalten eine tollkühne Mutprobe.«
    »Das Urantereo-Fett kann uns lange Licht spenden, sein Fleisch in Vulkanglut gedörrt gibt der ganzen Stadt einen Korallenring lang Nahrung! Seine Haut kann zu Rüstungen und Waffenhalterungen verarbeitet werden. Und den Rest verkaufen wir an Hallog den Landhändler! Er macht uns reich!«
    »Wir sind reich, königliche Hoheit.«
    »Mein Vater ist reich, aber du nicht, und ich auch nicht! Mit dem Beuteanteil aber ändert sich das!« Der Erbprinz war so aufgebracht, dass er seine Hand unwillkürlich an den Waffengürtel legte. 
    Die übrigen Jäger erstarrten vor Schreck. Lurion war wegen seines aufbrausenden Temperaments gefürchtet. Aber niemand durfte ihn zur Rechenschaft ziehen, falls er Geror jetzt aus Wut tötete. Fürst Ragdur würde nur dann über ihn zu Gericht sitzen, wenn der Prinz des Mordes bezichtigt würde – und das würde keiner wagen.
    »Lass ihn uns wenigstens selbst in Augenschein nehmen, Meister Geror!«, rief Eri laut dazwischen. Er hoffte, dass sich sein Bruder durch die Ablenkung beruhigte. »Wir müssen abschätzen, welche Gefahr er darstellt – oder welche Beute.«
    Zustimmendes Gemurmel seitens der jungen Jäger kam auf.
    »Ich habe den Befehl, auf euch zu achten, und wenn ich euch wissentlich in Gefahr bringe, ist mein Leben verwirkt«, beharrte Geror. »Und zu Recht! Bei allem Respekt, verehrte Prinzen, aber ihr dürft euch nicht wie Heißsporne benehmen, dafür seid ihr von zu großer Bedeutung!«
    »Ich schon, der bestimmt nicht«, sagte Lurion verächtlich und wies auf Eri. »Aber der Kleine hat recht. Gib den Weg frei, Geror. Du kannst meinem Vater sagen, dass du uns nicht aufzuhalten vermochtest.«
    »Das wird ihn nicht interessieren, Herr.«
    »Mich auch nicht, so oder so.«
    Damit trieb der Erbprinz seinen Fisch an, und sämtliche jungen Jäger, einschließlich Eri, folgten ihm. Der Späher wies ihnen den Weg.
    »Worauf wartet ihr?«, hörte Eri Geror hinter sich schimpfen. »Schützt die Prinzen mit eurem Leben, oder es ist früher verwirkt als meines!«
    Geror und den restlichen Jägern blieb nichts anderes übrig, als ihnen zu folgen.
    Bald sah Eri ein zunächst schmales dunkles Band in weiter Ferne, dem sie sich rasch näherten.
    Der Urantereo ließ sich träge im Mittlicht dahintreiben. Eri musste unwillkürlich schlucken, als er den riesigen dicken Aal sah, der schon jetzt größer als alles war, was er in seinem bisherigen Leben erblickt hatte. Und dabei waren sie noch einige hundert Lichtbahnen entfernt! Der Leib wirkte grau und düster, ganz ohne Glanz, wie ein Eindringling, der nicht hierher gehörte.
    »Bei allen Seedrachen ...«, murmelte jemand.
    Eri wäre am liebsten sofort umgekehrt, aber er wollte sich keine Blöße geben, erst recht nicht vor seinem Bruder.
    Aber selbst Lurion, der seinen Fisch anhielt und verunsichert aussah, schien zu erkennen, dass Geror recht gehabt hatte – mit diesem Riesen legte man sich nicht an, auch nicht zu zehnt und mit Seeschwärmern als Verstärkung. Es war besser, nach anderer Beute zu suchen.
    Doch es war bereits zu spät. Der Schlängelaal hatte sie gesehen, vielleicht auch gerochen. Plötzlich kam Leben in ihn ... und er schwamm geradewegs auf sie zu. Sehr, sehr schnell.
    »Also gut!«, rief Geror, der nie den Überblick verlor. Seine Stimme dämpfte sofort die aufkommende Unruhe. »In Angriffsformation! Die Waffen bereit! Speer, Lanze und Armbrust angelegt!«
    Lurion zog sein Schwert. Er benutzte nie eine andere Waffe auf der Jagd, war immer im Nahkampf, als befände er sich in einer Schlacht. Wenn der Erbprinz jemals Onkel Turéors Geschichten lauschte, dann nur jenen über Kampf und Krieg.
    Er ist ein Idiot , dachte Eri panisch. Er wird sich umbringen . Und dann bringt Vater uns alle um . Der Erbprinz war Ragdurs Augapfel. Wenn der Fürst überhaupt für ein Wesen Empfindungen besaß, so war es dieses jüngere Abbild seiner selbst.
    Automatisch lenkte der junge Prinz seinen Fisch an die rechte Flanke, nach außen und ein Stück nach hinten abgesetzt, damit er den Speerwerfern nicht im Weg war. Seine Armbrust reichte weiter. Mit sicheren Handgriffen spannte Eri die Sehne, legte einen Pfeil ein, schob den Arm in den Halteköcher und trieb Dullo an, während er die Ersatzpfeile in die Halterung an der rechten Seite setzte, um schnell Nachladen zu können. Eri war Rechtshänder, aber Zielen konnte er mit links besser.
    Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher