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Nathanael

Titel: Nathanael
Autoren: K Landers
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Schulterblättern. Jeder Muskel seines Körpers war gespannt, bereit für einen eventuellen Kampf. Sein Blick suchte nach einer Kontur in der Dunkelheit. Eine Bewegung neben ihm ließ ihn herumfahren.
    Verblüfft starrte er seinen Vater an, der mit seiner fluoreszierenden Aura das Dunkel erhellte. Ganz in Gedanken versunken hatte er sein Kommen nicht gespürt.
    Es kam nur selten vor, dass sein Vater ihn aufsuchte, meistens aus einem unangenehmen Grund. Nathanael ahnte, weshalb er hier war. Er schob seine Waffe zurück in die Scheide.
    Sein Vater, Erzengel Michael, trug einen schwarzen, eng anliegenden Anzug, der seinen muskulösen Körper zur Geltung brachte. Seine Flügel verbarg er genau wie Nathanael auch zwischen den Schulterblättern, unter zwei roten Streifen in der Haut, die man auf den ersten Blick für Narben halten konnte. Es bedurfte großer Konzentration, die Flügel zum Einsatz zu bringen.
    Nathanael verzichtete meist darauf, sie zu nutzen. Es raubte viel Energie und dauerte zu lange, bis Haut und Fleisch an der Stelle, wo die Schwingen ausbrachen, wieder verheilt waren. Er brauchte Tage, um sich davon zu erholen.
    Blondes Haar fiel auf Michaels breite Schultern. Sein kantiges Gesicht schien wie aus Granit gemeißelt. Der bohrende Blick war der eines Kriegers, unter dem sich Nathanael als Kind unwohl gefühlt hatte. Heute empfand er nur noch Verachtung für den Erzengel.
    Michael hatte Gina sterben lassen, obwohl Erzengel Heilkräfte besaßen, die es ihnen ermöglichten, einen Menschen aus dem Totenreich ins Leben zurückzurufen. In seiner Verzweiflung hatte er damals seinen Vater angefleht, Gina zu retten, als sie sterbend in seinen Armen lag. Aber Michael hatte nur den Kopf geschüttelt und zugesehen, wie das Leben mit jedem Atemzug aus ihrem Körper wich, bevor er wortlos gegangen war. Das konnte er nicht verzeihen. Niemals!
    Genauso wenig wie er ihn mit «Vater» anreden könnte. Wie hatte er auch nur einen Moment daran glauben können, Michael würde sich einem Menschen gegenüber gnädig zeigen, wenn er nicht mal für seinen Sohn einen Funken Liebe empfand?
    Solange Nathanael noch ein Kind war, hatte Michael sich nicht für ihn interessiert. Erst als er dreizehn Jahre alt geworden war, erinnerte der Erzengel sich daran, einen Sohn zu besitzen.
    Gegen den Willen seiner Mutter nahm Michael ihn mit nach Rom, um sich seiner Erziehung zu widmen und ihn dort fern von allen, die er kannte und liebte, auf seine künftigen Aufgaben vorzubereiten. Nur selten konnte Nathanael seine Mutter besuchen.
    Erst nach ihrem Tod kehrte er nach New York zurück und lernte Gina kennen. Der Beginn ihrer Beziehung stand unter keinem guten Stern, denn Gina wurde von den Nephilim, den Kindern Gefallener, verfolgt. Ausgerechnet den Sohn des gefallenen Engels Leviathan hatte sie in Notwehr erschossen, als er sie vergewaltigen wollte. Leviathan, der Günstling Luzifers, sandte seine Dämonen aus, um Gina zu töten. Nathanael konnte sie vor den Angriffen beschützen – bis zu jenem verhängnisvollen Tag.
    Michael bewegte sich mit der Kraft und Geschmeidigkeit eines Raubtiers auf ihn zu. Der goldene Schwertknauf seines Flammenschwertes, das er stets bei sich führte, ragte hinter seiner linken Schulter hervor. Seine tiefe Stimme holte Nathanael in die Gegenwart zurück.
    «Ich hatte dir doch einen Auftrag erteilt.» Der sanfte Tonfall hätte jeden getäuscht außer Nathanael. Er kannte seinen Vater gut genug, um zu wissen, dass er ihn hart bestrafen würde, wenn er den Auftrag nicht erfüllte.
    Die Frist war bereits vor einem Monat abgelaufen. Die anfangs simpel erscheinende Aufgabe, über die er gelacht hatte, war zu einer echten Herausforderung mutiert. Das Lachen war ihm schon lange vergangen.
    Nathanael hasste es zu versagen.
    «Ich brauche mehr Zeit.»
    Michaels Miene versteinerte angesichts seiner Forderung. «Noch immer renitent. Ich kann dir keinen Aufschub gewähren. Luzifer hat einen neuen Seelenpakt mit einem Irdischen geschlossen. Deshalb ist ein Gefallener hier. Er hat neue Dämonen erschaffen und mehr Verbündete unter den Irdischen, als du dir vorstellen kannst.»
    «Das habe ich befürchtet.» Knapp und sachlich umriss Nathanael das Geschehen von vorhin.
    Michael schnaubte, seine Miene verfinsterte sich.
    «Das bestätigt nur, wie dringend du deine Aufgabe erfüllen musst. Die Macht Luzifers wächst, wenn wir den Gefallenen nicht stoppen. Immer mehr Seelen werden ihm zum Opfer fallen. Unter meinem Gefolge ist
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