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Nathanael

Titel: Nathanael
Autoren: K Landers
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Simon begonnen. Zwar liebte sie ihn noch immer, aber das Zusammenleben mit diesem eifersüchtigen Despoten war die Hölle gewesen. Der drehte vor Eifersucht jedes Mal völlig durch, wenn sie einen anderen Mann auch nur anlächelte.
    Natürlich begrüßte es Tessa, wenn ihre Freundin als Single nicht nur zu Hause herumhockte, sondern unter Leute ging. Aber ob eine Séance sich dafür eignete, bezweifelte sie.
    «Oder du kannst dann gar nicht mehr schlafen, weil du dich gruselst, und bekommst neue Migräneattacken. Ich halte das für keine gute Idee.»
    «Ach, Quatsch. Ich werde dir dann berichten. Vielleicht unternehmen wir in den nächsten Tagen was anderes zusammen. Viel Spaß heute Abend. Ich ruf dich an.»
    «Okay, aber versprich mir, dass du gehst, bevor es dir graust.»
    Hazel kicherte.
    «Ja, ja, keine Sorge. Du kennst mich doch. Ich fürchte mich nicht. Und wenn, vielleicht finde ich ja den passenden Beschützer? Oder ich kann Simon die Geister auf den Hals hetzen. Nein, im Ernst, bin nur neugierig, was da so alles abgeht. Also, bis dann, meine Liebe.»
    «Okay, ich warte auf deinen Anruf.»
    Während des Telefonats hatte Tessa kurz überlegt, ob sie Hazel von der Begegnung mit dem attraktiven Fremden erzählen sollte, dann aber den Gedanken wieder verworfen, weil sie befürchtete, sie könnte sie damit aufziehen.
    Tessa steckte das Handy wieder ein und winkte nach einem Taxi.

2.
    Nathanael verfolgte den Dämon schon eine Weile, bis er am Ende der Straße um die Ecke bog. Dieses Mal würde er sich nicht von ihm abschütteln lassen. Was hatte der bloß in dem leeren Wohnblock vorhin gesucht? Wenn er den zu fassen bekam, würde er ihm die gewünschten Informationen aus seinem Schlund pressen und ihn umgehend in die Hölle zurückbefördern. Die besondere Fähigkeit dieses Dämons, seine Gestalt zu wandeln und mit seiner Umgebung zu verschmelzen, machte die Sache leider nicht einfacher.
    Nathanael beobachtete, wie er vor ihm auf das nächste Haus sprang. Mühelos setzte er nach und jagte ihn über die Dächer New Yorks. Es wehte ein eisiger Wind, der das Geheul von Polizeisirenen herauftrug. Der Dämon lief an der Dachkante weiter und hechtete mit einem gewaltigen Satz aufs nächste Haus. Wenn der dachte, ihm damit zu entgehen, hatte er sich gewaltig geschnitten.
    Zornig ballte Nathanael die Hände zu Fäusten, bevor auch er sich aufs nächste Dach katapultierte. Er stoppte, als der Dämon aus seinem Blickfeld verschwand. Verdammt! Wo war er geblieben? Nathanael drehte sich im Kreis und suchte jeden Winkel, jede Kontur des Daches ab. Dieser Dämon konnte wie ein Chamäleon jedes Muster und jede Farbe seiner Umgebung annehmen.
    War da nicht eben eine Bewegung zwischen den Kaminen gewesen? Langsam näherte er sich den metallenen Abzügen. Aber da waren nur Tauben, die gurrend auf dem Dach spazierten und ihn misstrauisch beäugten. Eilige Schritte erklangen hinter ihm. Sofort wirbelte er herum und rannte zur anderen Seite des Hochhauses. Aber er konnte den Dämon nicht sehen und blickte in die Tiefe.
    Unter ihm befand sich ein von Unrat übersäter Innenhof, aus dem es nach Urin, Abfällen und Rattenkot stank. Nathanael verzog angewidert das Gesicht. Langsam zog er das Messer mit der Sichelklinge aus der Scheide unter seiner Jacke hervor. Diese Waffe aus der Engelsschmiede war die wirkungsvollste gegen Dämonen. Ein präziser Wurf genügte, um einer dieser Kreaturen den Kopf vom Rumpf zu trennen.
    Er ließ sich lautlos in den Innenhof gleiten und verbarg sich in einer Mauernische. Das Messer fest umklammert wartete er auf ein verräterisches Zeichen des Dämons, um zuzuschlagen. Nichts regte sich, und er glaubte schon, sich geirrt zu haben.
    Plötzlich hörte er über sich kräftige Flügelschläge. Instinktiv drückte er sich fester gegen die Mauer. Eine geflügelte Gestalt befand sich im Sinkflug. Nathanael wagte nicht zu atmen. Die schwarzen Schwingen berührten fast sein Gesicht. Nicht nur sein Herz schlug Takte schneller, auch seine Muskeln spannten sich an. Ein Gefallener? Hier? Er konnte es nicht fassen. Seit über tausend Jahren hatte keiner mehr die Erde betreten. Das Gleichgewicht der Mächte musste sich verschoben haben. Warum wusste er dann nichts davon?
    Nathanael spürte ein Beben unter seinen Füßen, das ihn beunruhigte. Er neigte leicht den Kopf nach vorn und erkannte, dass der Boden aufriss und einen feuerroten Schlund offenbarte. Schwefeldämpfe stiegen aus der Spalte und erweckten mit dem
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