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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen
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sichern und das Gebäude abriegeln«, rief Michael McCarthy zu. »Fordere Verstärkung an. Wir müssen jedes Stockwerk absuchen. Wohin sind sie verschwunden?«
    Mit gezogener Waffe jagte er den Flur entlang und präsentierte einem uniformierten Wächter seine Dienstmarke.
    »Dieses Stockwerk ist hermetisch abgeriegelt. Er ist auch nicht Richtung Bühne geflüchtet. Wir nehmen an, dass er sie nach oben gebracht hat.«
    »Ich brauche zwei Männer.« Michael rannte die Stufen hoch. Hinter ihm dröhnte die Musik, die zu einem hohlen Echo verklang, je höher er kam. Mit schweißfeuchten Händen entsicherte er seine Waffe und suchte das Terrain ab. Ein Geräusch auf den Stufen ließ ihn herumwirbeln und einen wütenden Huch ausstoßen, als er die vier Männer erkannte. »Machen Sie, dass Sie hier wegkommen.«
    »Das geht uns alle an«, beharrte Brian.
    »Ich habe keine Zeit, um mich mit Ihnen zu streiten.« Michael bückte sich und hob eine kleine, glitzernde Brosche auf. »Gehört die Emma?«
    »Sie hat sie heute nacht getragen«, bestätigte Johnno. »Ich habe sie ihr vor einiger Zeit geschenkt.«
    Michael blickte zum Fahrstuhl, dann ließ er die Brosche in seine Tasche gleiten. »Sie gebraucht ihren Verstand«, murmelte er anerkennend, drückte auf den Fahrstuhlknopf und beobachtete die Nummern, die auf der Lichtleiste aufleuchteten. »Sagt McCarthy, er hat sie ganz nach oben gebracht.« Der Fahrstuhl begann zu rumpeln, was Michael veranlaßte, ein stilles Gebet gen Himmel zu senden.
    »Wir kommen mit.« Brian ließ nicht locker.
    »Das ist Sache der Polizei.«
    »Privatsache«, korrigierte Brian. »Hier handelt es sich um eine persönliche Angelegenheit. Wenn er ihr etwas antut, bringe ich ihn um.«
    Michael musterte die vier Männer hinter ihm grimmig. »Da müsst ihr euch leider hinten anstellen.«
    Heftig nach Atem ringend, stieß Pete Emma so hart zurück, dass diese der Länge nach zu Boden stürzte. »Gib es auf, Emma. Ich möchte dich nicht unnötig quälen.«
    »Er war doch noch ein Baby.« Emma raffte sich hoch. »Als er geboren wurde, hast du ihm einen silbernen Becher geschenkt, mit seinem Namen darauf. Und an seinem ersten Geburtstag hast du für seine Party ein Pony gemietet. Wie konntest du das nur tun?«
    »Ich hatte ihn gern.«
    »Du hast ihn umgebracht.«
    »Ich habe ihm kein Haar gekrümmt. Blackpool ist zu grob mit ihm umgegangen, er ist in Panik geraten. Ich wollte dem Jungen nichts tun.«
    »Nein, du wolltest ihn nur benutzen, ihn und die Angst und den Kummer meines Vaters, und alles wegen der Publicity. O ja, ich sehe die Schlagzeilen regelrecht vor mir«, fügte sie hinzu. »Brian McAvoys kleiner Sohn entführt! Rockstar zahlt fürstliches Lösegeld für sein geliebtes Kind! Das war deine eigentliche Absicht, stimmt's? Fotos in allen Zeitungen, Berichte im Fernsehen. Haufenweise Reporter, die nach einer Stellungnahme der verzweifelten Eltern lechzen. Und das Ganze noch mal von vorne, wenn das Baby sicher und wohlbehalten in die liebenden Arme seiner Eltern zurückkehrt. Nur dass Darren nie zurückgekehrt ist.«
    »Das war ein tragischer...«
    »Erzähl du mir nichts von Tragik!« Der Kummer über das sinnlose Ende ihres kleinen Bruders war stärker als ihre Angst. Obwohl ihr bewusst war, dass seine Pistole auf sie zielte, berührte sie das wenig. Die Erinnerung, die nach all diesen Jahren endlich zurückgekehrt war, hinterließ in ihrem Inneren eine dumpfe, hohle Leere. Schmerzlicher noch traf sie die Erkenntnis, dass alles umsonst gewesen war.
    »Du warst auf seiner Beerdigung, du Heuchler! Mit gesenktem Blick und mitfühlendem Gesichtsausdruck standest du da, und während der gesamten Zeit wusstest du genau, dass du dein Ziel trotzdem erreicht hast. Ein kleiner Junge musste sterben, unglücklicherweise, aber du hattest die ungeteilte Aufmerksamkeit der Presse. Du konntest deine verdammten Platten verkaufen!«
    »Ich habe der Band mein halbes Leben gewidmet«, sagte Pete langsam. »Ich habe sie geformt, sie aufgebaut, Verträge ausgehandelt, mir ihre Probleme angehört, Lösungen gefunden. Wer war denn wohl für ihren Erfolg verantwortlich, heh? Wer hat dafür gesorgt, dass die Plattenfirmen sich an die Spielregeln hielten? Wer hat sie ganz nach oben gebracht?«
    Emma trat einen Schritt auf ihn zu, doch ihr Überlebenswille erwies sich stärker als ihre Wut. Sowie er die Waffe bewegte, blieb sie stehen. »Glaubst du wirklich, sie hätten dich gebraucht?« fragte sie mit vor Verachtung heiserer
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