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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen
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Michaels Augen sich verengten. »Er liegt im Koma.«

39
    Michael stand am Fuß des Krankenhausbettes und musterte den Mann, der versucht hatte, Emma zu töten. Es hatte ihn schlimm erwischt. Sein Gesicht war nur noch eine Fratze, und sollte er mit dem Leben davonkommen, würde er den Gesichtschirurgen eine Menge Arbeit bescheren. Doch sein Leben hing an einem seidenen Faden. Er hatte zu viele innere Verletzungen davongetragen.
    Michael interessierte es herzlich wenig, ob Blackpool überlebte oder starb. Er benötigte nur fünf Minuten.
    Mittlerweile hatte er den Hintergrundbericht über dessen Leben erhalten, unvollständig zwar, doch sehr aufschlussreich. Der Mann, der hier mit dem Tode rang, hieß eigentlich Terrance Peters und war bei der Polizei kein Unbekannter. Sein Vorstrafenregister reichte von Ladendiebstahl über Vandalismus bis hin zu verschiedenen Eigentumsdelikten. Später hatte er dann vornehmlich Frauen überfallen, gedealt und sich mit Einbrüchen über Wasser gehalten, ehe er einen anderen Namen annahm und als Nachtclubsänger sein Glück versuchte. Er war in London untergetaucht, und obwohl man ihn mehrerer Unfälle verdächtigte, hatte man ihm nie etwas nachweisen können.
    Das Blatt wendete sich, als er sich mit Jane Palmer zusammentat.
    Und zwar zum Schlechteren, dachte Michael. Zwanzig Jahre haben wir gebraucht, du Scheißkerl, aber jetzt haben wir dich.
    »Mr. Blackpool ist nicht vernehmungsfähig«, gab der Arzt zu bedenken. »Er braucht Ruhe.«
    »Ich fasse mich kurz.«
    »Ich kann Sie nicht mit ihm allein lassen.«
    »Wunderbar. Zeugen sind mir immer willkommen.« Michael trat zu dem Bett. »Blackpool!« Die Lider des Verletzten flackerten, beruhigten sich, dann flackerten sie wieder. »Blackpool, ich muss mit Ihnen über Darren McAvoy reden.«
    Blackpool öffnete mühsam die Augen. Sein Blick war vor Schmerz getrübt. »Sind Sie'n Cop?«
    »Richtig.«
    »Verpissen Sie sich. Ich hab' Schmerzen.«
    »Wenn ich Zeit habe, bedaure ich Sie. Freund, du gehst auf deine letzte Reise. Also...«
    »Wo ist der Arzt?«
    »Ich bin Dr. West, Mr. Blackpool. Sie sind...«
    »Schaffen Sie mir diesen Hurensohn vom Hals!«
    Ohne auf ihn zu achten, beugte Michael sich vor. »Es ist ein guter Zeitpunkt, um Ihr Gewissen zu erleichtern.«
    »Ich habe keins.« Blackpools hämisches Lachen endete in einem röchelnden Keuchen.
    »Man kann nie wissen. Wir wissen alles über Sie, auch von der verpatzten Entführung von Brian McAvoys kleinem Jungen.«
    »Sie hat sich also erinnert.« Da Michael keine Antwort gab, schloss Blackpool die Augen. Hass und Wut waren stärker als die Schmerzen. »Typisch, dass dieses Luder sich an mich erinnert und nicht an ihn. Ein ganz leichter Job, hat er gesagt. Ohne Risiko. Schnapp dir den Kleinen und kassier ein ordentliches Lösegeld. Dabei war er an Geld gar nicht interessiert. Und dann, als alles danebenging, hat der feine Herr sich rausgehalten. Überließ es mir, die Spuren zu beseitigen. Vertrau mir, hat er gesagt, behalt die Nerven, und du kriegst alles, was du willst.«
    »Wer?« fragte Michael eindringlich. »Wer war mit dabei?«
    »Zehntausend Pfund hat er abgedrückt. Reichte zwar nicht an die Million ran, die wir verlangen wollten, aber immerhin - ein nettes Sümmchen. Musste nur die Ruhe bewahren und alles ihm überlassen. Der Kleine war tot, und das Mädchen litt unter Amnesie. Ein Trauma, hat er gesagt. Klein-Emma stand unter Schock, konnte sich nicht erinnern. Keiner würde davon erfahren, und er würde dafür sorgen, dass ich ganz nach oben komme. In McAvoys Fahrwasser.«
    Wieder lachte er und rang dabei nach Atem.
    »Sie müssen jetzt gehen, Detective.«
    Michael schüttelte den Arzt ab. »Einen Namen, verdammt. Nennen Sie einen Namen!«
    Blackpool öffnete mühsam die rotgeränderten, wässrigen und immer noch tückisch blickenden Augen. »Fahr zur Hölle!«
    »Die Sache bricht dir den Hals«, knirschte Michael. »Entweder krepierst du hier in diesem Bett oder du atmest eine Ration Giftgas ein. Schön legal. Aber du bleibst auf der Strecke. Nur - du kannst alleine gehen oder ihn mitnehmen, das liegt bei dir.«
    »Sie kriegen ihn dran?«
    »Ich kümmere mich persönlich darum.«
    Lächelnd schloss Blackpool wieder die Augen. »Page war's. Pete Page. Sagen Sie ihm, wir sehen uns in der Hölle wieder.«
    Emma beobachtete einige Arbeiter, die die großen Schiebetüren am Ende der Bühne instand setzten. In wenigen Stunden würde sie durch eine dieser Türen schreiten und
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