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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen
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eingebildet.«
    »Was?«
    »Dass jemand hinter mir her ist. Kann ich bitte noch etwas Wasser haben?«
    »Natürlich.« Ihre Hände zitterten so stark, dass Michael ihr den Becher an die Lippen hielt. »Wer war hinter dir her?«
    »Das weiß ich nicht. Seit ich London verlassen habe, dachte ich... vielleicht habe ich Halluzinationen.«
    »Erzähl mir alles.«
    »Ich glaubte, jemand verfolgt mich.« Emma schielte misstrauisch zu McCarthy, suchte in seinen Augen nach Zweifel oder Belustigung. Doch er saß nur ruhig auf dem Schreibtisch und hörte ihr zu. »Ich war mir ganz sicher. Nach so vielen Jahren mit Leibwächtern weiß man, wenn man beobachtet wird. Warum das so ist, kann ich allerdings nicht erklären.«
    »Das musst du auch nicht«, beschwichtigte Michael. »Weiter.«
    Als sie ihn ansah, kamen ihr beinahe die Tränen. Er meinte es so, wie er es sagte. Sie würde ihm nie etwas erklären müssen. »Schon während meines Aufenthaltes in New York ist mir jemand aufgefallen, der Mariannes und meine Wohnung bespitzelt hat. Zuerst war ich überzeugt, Papa hätte wieder einen Leibwächter angeheuert. Aber als ich ihn fragte, verneinte er das, und so dachte ich, ich hätte mich geirrt. Und dann, in der ersten Nacht in L. A., ist mir ein Auto vom Supermarkt nach Hause gefolgt.«
    »Du hast mir nie davon erzählt.«
    »Ich wollte, aber...« Emma überlegte eine Weile. »Ich kam mir so dumm vor. Ich dachte, jemand wäre im Haus gewesen, während ich unterwegs war, und dann fand ich, dass das Telefon irgendwie komisch klang, so, als ob ich abgehört würde. Typisch für Leute, die unter Verfolgungswahn leiden.«
    »Laß den Unsinn, Emma.«
    Beinahe lächelte sie. Michael ließ einfach kein Selbstmitleid bei ihr aufkommen. »Ich kann zwar nicht beweisen, dass all diese Vorfälle mit dem Unfall von heute nacht zusammenhängen, aber ich fühle es.«
    »Kannst du jetzt darüber reden?« Er hatte ihr bewusst etwas Zeit gelassen; nun waren ihre Hände merklich ruhiger, und der glasige Ausdruck war aus ihren Augen verschwunden.
    »Ja.« Tief durchatmend bemühte sie sich, alles, was ihr von dem Ereignis draußen auf der Straße im Gedächtnis geblieben war, möglichst zusammenhängend zu berichten. »Ich bin einfach weitergefahren«, endete sie. »Ich weiß nicht, ob jemand verletzt worden ist oder was aus dem anderen Wagen wurde. Ich habe gar nicht darüber nachgedacht, bis ich heil hier angekommen war. Ich bin nur weitergefahren.«
    »Du hast genau richtig gehandelt. Sieh dir mal ihren Wagen an«, instruierte Michael seinen Kollegen. »Emma, konntest du den Fahrer erkennen?«
    »Nein.«
    »Das Auto? Typ? Farbe?«
    »Ja.« Wieder ganz ruhig nickte sie. »Ich habe mir so viele Details gemerkt, wie ich nur konnte. Der Wagen war dunkelblau oder schwarz - ich bin mir nicht sicher. Ich verstehe nichts von Automarken, aber es war ein großer Wagen, nicht so ein kleiner wie meiner. Könnte ein Cadillac oder Lincoln gewesen sein. Nummernschild von L. A.-MBE, glaube ich, aber im Nebel konnte ich die letzten Nummern nicht erkennen.«
    »Das hast du prima gemacht.« Er küsste sie liebevoll. »So, und jetzt bringen wir dich ins Krankenhaus.«
    »Ich will nicht ins Krankenhaus!«
    Er fuhr mit dem Finger über ihre Schläfe. »Du hast hier eine Beule so groß wie ein Hühnerei.«
    »Ich merke gar nichts davon. Ich will nicht, Michael. Ich habe für den Rest meines Lebens genug von Krankenhäusern.«
    »Na schön. Dann wird dich jetzt jemand nach Hause fahren und bei dir bleiben.«
    »Kannst du das nicht machen?«
    »Ich muss erst die Sache hier klären«, begann er und schaute dann auf, als McCarthy eintrat.
    »Sie müssen ja gefahren sein wie der Teufel, Miß McAvoy.«
    »Emma«, sagte sie. »Ich hatte viel zu große Angst, um darüber nachzudenken.«
    »Mike, kommst du mal für 'ne Minute mit?«
    »Bleib sitzen. Ich bin gleich wieder da«, meinte Michael, als er aufstand. Dann bemerkte er den Gesichtsausdruck seines Partners und schloß die Tür hinter sich. »Nun?«
    »Keine Ahnung, wie sie es geschafft hat, mit heilen Knochen da rauszukommen. Der Wagen sieht aus, als ob er zwischen zwei Dampfwalzen geraten ist.« Beiläufig legte er Michael die Hand auf den Arm. »Ich habe veranlasst, dass einer der Jungs die Krankenhäuser überprüft, ehe ich mir den Wagen angesehen habe. Gerade kam die Meldung. Schwerer Unfall in den Bergen. Sie mussten den Typen aus einem funkelnagelneuen Cadillac befreien. Blackpool«, sagte er und bemerkte, dass
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