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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen
Autoren: authors_sort
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bewegt sich, redete sie sich ein, obwohl ihr Mund wie ausgetrocknet schien. Es gab keine Monster, und sie hatte auch keine Angst im Dunkeln.
    Ihre suchende Hand fand die Türklinke, aber statt Erleichterung durchströmte sie eine wilde, unbegründete Angst. Sie sah sich die Tür öffnen. Öffnen und ins Zimmer schauen. Das Baby weinte. Welches Baby? Benommen versuchte sie, die zwei Babys auseinanderzuhalten, das, welches hinter ihr auf dem Sofa schlief, und das, welches in ihrer Erinnerung weiterlebte.
    Instinktiv zog Emma die Hand zurück. Sie würde die Tür nicht öffnen. Sie wollte nichts sehen. Ihr Herzschlag schien in ihrem Kopf widerzuhallen - im Rhythmus einer Musik, die sie nie vergessen hatte.
    Diesmal war es kein Traum, mahnte Emma sich. Sie war hellwach. Fast ihr ganzes Leben lang hatte sie darauf gewartet, endlich zu erfahren, was jenseits dieser Tür lag.
    Mit klammen Fingern schob sie die Tür auf; die wirkliche und die, vor der sie in ihren Träumen so oft gestariden hatte. Und da wusste sie es.
    »O Gott!«
    »Emma.« Bev, die das Baby tröstend auf den Arm genommen hatte, streckte die Hand nach ihr aus. »Was ist?«
    »Es war Pete.«
    »Bitte? Ist Pete schon da?«
    »Er war damals in Darrens Zimmer.«
    Bevs Finger schlössen sich um Emmas Arm. »Was sagst du da?«
    »Er war in jener Nacht bei Darren. Als ich die Tür öffnete, hat er sich zu mir umgedreht und mich angesehen. Jemand anders hat Darren festgehalten, so fest, dass er weinte. Ich kannte ihn nicht. Pete hat mich angelächelt, aber er war böse auf mich. Ich rannte fort, obwohl das Baby weinte.«
    »Es ist Samuel«, murmelte Bev. »Nicht Darren. Emma, komm, setz dich.«
    »Es war Pete.« Stöhnend barg Emma ihr Gesicht in den Händen. »Ich habe ihn genau gesehen.«
    »Und ich habe gehofft, du würdest dich nicht erinnern.»
    Als Emma die Hände sinken ließ, sah sie ihn auf der Schwelle stehen. In der einen Hand hielt er eine Taschenlampe. In der anderen eine Pistole.
    Bev, die das Baby fest an sich drückte, starrte auf den Schatten in der Tür. »Ich verstehe nicht ganz. Was geht hier vor?«
    »Emma ist überreizt.« Pete sprach ganz ruhig, wobei sein Blick eindringlich auf Emma ruhte. »Du kommst besser mit mir.«
    Nicht noch einmal, dachte Emma verzweifelt. Es durfte nicht noch einmal geschehen. Ohne nachzudenken warf sie sich auf Pete. Die Taschenlampe fiel ihm aus der Hand, so dass der geisterhafte Lichtstrahl seltsame Figuren an die Wand und an die Decke malte.
    »Lauf!« schrie sie Bev zu, während sie versuchte, wieder auf die Füße und aus Petes Nähe zu kommen. »Nimm das Baby und lauf! Hol Hilfe! Er wird ihn umbringen.« Wütend trat sie nach Pete, der sie zu packen versuchte. »Er darf nicht noch ein Baby umbringen. Hol Papa!«
    Mit dem greinenden Baby im Arm floh Bev in Richtung Bühne.
    »Es ist zu spät«, sagte Emma, als Pete sie auf die Füße zog. »Das Spiel ist aus. Sie werden jeden Moment hier sein.«
    Auf der Bühne gingen bereits die Scheinwerfer an. Rufe und das Trappeln herbeieilender Füße kamen immer näher.
    Pete, mittlerweile zu allem entschlossen, stieß Emma vor sich her. Als das kalte Metall der Waffe ihr Kinn berührte, gab sie ihren Widerstand auf. »Sie wissen, dass du es warst.«
    »Sie hat mich nicht gesehen«, knurrte er. »Es war zu dunkel, sie kann mich nicht erkannt haben.« So musste es einfach sein. Er weigerte sich, eine andere Möglichkeit in Betracht zu ziehen, sonst war alles vorbei.
    »Bev weiß es.« Emma zuckte zusammen, als er sie die Treppe hinaufzerrte. »Jeder weiß jetzt Bescheid. Sie kommen und holen dich, Pete. Du hast verloren.«
    Das durfte nicht sein. Er hatte zu hart gearbeitet, alles zu sorgfältig geplant. »O nein. Ich weiß, was ich zu tun habe. Ich bringe das in Ordnung.«
    Die Bühne wimmelte inzwischen von Menschen. Pete packte ihr Haar fest mit der Linken. »Wenn du schreist, erschieße ich dich.«
    Er brauchte Zeit zum Nachdenken. Hastig schleifte er die sich sträubende Emma zum Lastenfahrstuhl. Seine Aufmerksamkeit war einen Augenblick von ihr abgelenkt, während er seine Chancen abwog. Diesen Augenblick nutzte Emma, um die Phoenixbrosche von ihrer Jacke zu lösen und zu Boden fallen zu lassen.
    Dabei hatte er sich alles so leicht vorgestellt. In der Dunkelheit, in der allgemeinen Verwirrung wollte er sie sich schnappen. In seiner Tasche steckten die Tabletten, die zu nehmen er sie zwingen wollte. Er hatte ihr ein schnelles, schmerzloses Ende zugedacht.
    Aber nun
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