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Nächte des Schreckens

Nächte des Schreckens

Titel: Nächte des Schreckens
Autoren: Pierre Bellemare
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wird es bereits dunkel. Seit dem Tod ihrer Schwester Juliette ist das Leben für Caroline zur Hölle geworden. Sie ist jetzt ganz sicher, daß ihre Ahnungen richtig waren und daß dieses Haus unter einem Fluch steht. Nicolas hatte nicht auf sie hören wollen, und deshalb war Juliette durch seine Schuld gestorben.
    Gleich nach der Beerdigung hat sie versucht, Nicolas dazu zu bewegen, das Haus wieder zu verkaufen. Sie hat ihn angefleht, sie hat geschrien und gedroht, aber es war umsonst. Nicolas blieb stur. Für ihn waren das alles nur Ammenmärchen. Er war überzeugt, daß die Dinge sich normalisieren würden, sobald Caroline den Tod ihrer Schwester einigermaßen überwunden hätte. Jedenfalls kam es für ihn nicht in Frage, das Haus aufzugeben. Seitdem war das Verhältnis zwischen den beiden sehr gespannt. Es wurde sogar schon von Scheidung gesprochen.
    Der Sturm draußen tobt immer heftiger. Obwohl die Heizung gut funktioniert, friert Caroline. Natürlich kommt die
    Kälte, die sie empfindet, von innen. Sie hat Angst! >Das Haus des Unheils< hatte bereits in den vorhergehenden beiden Jahren jeweils am 16. Januar den Tod eines Menschen verursacht, und heute würde das Verhängnis erneut seinen Lauf nehmen. Wer wird die dritte junge Frau sein, wer, wenn nicht sie selbst?
    Caroline erhebt sich und läßt ihre Augen im Raum umherwandern. Als ihr Blick auf das Sofa fällt, erschaudert sie. Dort passierte es, vor zwei Jahren...
    Zu allem Unglück ist sie auch noch allein an diesem Tag! Nicolas ist auf einer Geschäftsreise in Deutschland, doch hat er ihr versprochen, am Abend zurück zu sein. Dies war das einzige Zugeständnis, zu dem er bereit gewesen war. Schließlich hatte er ja gesehen, in welchen Zustand sie die Aussicht versetzte, die Nacht des 16. Januar allein zu Hause verbringen zu müssen.
    Inzwischen ist es Abend geworden. Caroline macht überall Licht an. Der Wind streicht um das Haus, das völlig isoliert mitten im Wald liegt. Man hört das Heulen der Sturmböen in den Bäumen. Caroline sagt sich plötzlich, daß man nur die Fensterscheiben einschlagen muß, um einzubrechen. Es ist besser, wenn sie die Läden schließt und den Schlüssel in der Haustür noch einmal umdreht.
    Und genau in dem Moment klingelt das Telefon. Von einer unguten Vorahnung überwältigt, hebt sie den Hörer ab. Am anderen Ende ertönt Nicolas’ Stimme: »Liebling, kannst du mich verstehen? Bitte bleib ganz ruhig, ich muß dir etwas sagen...«
    Caroline schreit auf: »Nein, das darf nicht wahr sein!«
    »Hör mir doch zu, Caroline...«
    »Sag jetzt bloß nicht, daß du heute abend nicht kommst! Das kann ich nicht glauben!«
    »Sei vernünftig. Mein Flugzeug konnte wegen des schlechten Wetters nicht starten, aber ich nehme den Zug und bin morgen früh bei dir.«
    Mit einem Stöhnen erwidert die junge Frau: »Morgen früh ist es zu spät. Heute nacht mußt du bei mir sein! Vor genau zwei Jahren wurde die unglückliche Frau ermordet, und vor genau einem Jahr ist Juliette gestorben!«
    Nicolas’ Stimme am anderen Ende der Leitung nimmt einen härteren Klang an: »Ich verbiete dir, weiter an solche Schauermärchen zu glauben! Ich kann jetzt nicht länger sprechen. Ich bin morgen früh da.«
    Caroline antwortet nicht. Sie hat zu schluchzen begonnen. Seufzend sagt Nicolas: »Hör zu, wenn du nicht allein bleiben willst, frag doch Françoise, ob sie dir heute nacht Gesellschaft leistet. Also, ich muß jetzt Schluß machen, es will jemand telefonieren. Ich umarme dich. Mach dir keine Sorgen, es wird alles gut.«
    »Nicolas!«
    Doch im Hörer ertönt nur noch das Freizeichen. Nicolas hat aufgelegt.
    Caroline legt den Hörer auf die Gabel. Sie ist wie versteinert und vollkommen unfähig, irgend etwas zu tun. Sie fühlt sich von etwas gefangen, das stärker ist als sie. Daß das Flugzeug nicht starten konnte, ist der letzte Schlag des Schicksals, der noch gefehlt hatte. Was vermag sie dagegen auszurichten? Sie ist verloren!
    Da stößt sie einen Schrei aus. Die Lichter sind plötzlich erloschen. Sie ist ganz allein in der Dunkelheit. Bei einem solchen Wetter kann es sich nur um einen Stromausfall handeln, das ist ganz logisch und war durchaus vorherzusehen. Doch Caroline ist zu logischem Denken nicht mehr fähig. Oder vielleicht doch, denn alles scheint jetzt einer anderen Art von Logik zu gehorchen, einer unerbittlichen, teuflischen Logik, wie sie nur ein fluchbeladenes Haus wie dieses hervorbringen kann...
    Dennoch beschließt sie, etwas zu
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